WM-Fussball besteht Empa-Test
Der offizielle Ball für die Fifa-Fussball-WM 2018 in Russland heisst „Telstar 18“ und hat das OK der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) erhalten. Der eine oder andere Goalie sieht allerdings die Flugeigenschaften eher kritisch. Daran könnte das unkonventionelle Aussehen des Balls schuld sein.
Quelle: zvg
Empa-Forscher untersuchen Turnierfussbälle – auch für die WM 2018 in Russland.
An Fussball-Weltmeisterschaften kicken Ronaldo & Co. nicht mit irgendeinem Ball; er muss zuvor in zahlreichen Tests seine Tauglichkeit unter Beweis stellen. Im Auftrag der Fifa führt die Empa in Dübendorf seit 22 Jahren solche Versuchsreihen mit Fussbällen durch, die das Gütesiegel des Fifa-Qualitätsprogramms anstreben. Das gilt auch für das Adidas-Modell „Telstar 2018“, wie der Fussball für die diesjährige WM in Russland vom 14. Juni bis 15. Juli heisst. In einer Mitteilung schreibt die Eigenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt, dass nicht nur Umfang und Gewicht gemessen werden. Er dürfe ausserdem trotz 250-maligem Quetschen in einem Wasserbehälter nur minimale Mengen an Flüssigkeit aufnehmen, müsse seine Luft halten können und immer wieder gleich hoch abspringen, wenn er aus zwei Metern Höhe aufpralle. Und das sprichwörtliche runde Leder muss tatsächlich rund, sprich eine perfekte Kugel, sein. Um das zu beweisen, wird der Ball an insgesamt 4000 (!) Punkten vermessen. Und schliesslich muss die Kugel ihre Form auch dann behalten, wenn sie 2000 Mal mit 50 km/h gegen eine Stahlwand geschossen wurde.
All diese Torturen hat der „Telstar 2018“ überstanden und das Gütesiegel der Empa erhalten. Das gilt längst nicht für jeden Ball. „Es fielen immer wieder Exemplare durch“, so Martin Camenzind vom Laboratory for Biomimetic Membranes and Textiles. Mancher Lederball hätte etwa deutlich an Grösse zugenommen nach der Prozedur oder zu viel Wasser aufgesogen. Deshalb seien die heutigen Bälle auch geklebt oder geschweisst, da Nähte mit der Zeit nachgeben könnten. Ebenso sei das traditionelle Leder mehrheitlich Kunststoffen gewichen, deren Oberfläche gezielt strukturiert werde, was besonders bei Nässe auf dem Feld eine griffigere Führung ermögliche.
Eben diese Oberfläche soll es denn auch sein, die für einen unberechenbaren Flug des Balls sorgt. So sagen es jedenfalls manche Kritiker, unter ihnen Spaniens Torhüter David De Gea und Pepe Reina sowie der deutsche Goalie Mark-Andre ter Stegen. Sie unterstellen dem WM-Ball „Flatterhaftigkeit“. Er sei ein „merkwürdiges, flatterndes Exemplar“. Camenzind von der Empa sieht das anders. Er macht die Optik des Balls für den Eindruck der WM-Goalies verantwortlich. Denn der Telstar 18 ist nicht aus den traditionellen Sechs- und Fünfecken aufgebaut, sondern aus unregelmässigen Elementen, die unsymmetrisch bedruckt sind. So könne der fliegende Ball bei entsprechenden Lichtverhältnissen durchaus ein ungewohnter Anblick sein. „Wir konnten in einer Studie mit einem computergesteuerten Fuss zeigen, dass Bälle, bei denen ein flatterndes Flugverhalten bemängelt wurde, sich im Experiment bei definierten Verhältnissen keineswegs so verhielten.“ (pd/mt)