Wenn die Autobahn zur Landepiste wird
Das bernische Staatsarchiv hat einen wahren Schatz öffentlich zugänglich gemacht: Die Fotonachlässe der Pressefotografen Carl Jost, Walter Nydegger und Hans Schlegel sowie das Archiv der Berner Zeitung wurden digitalisiert und im Online-Inventar publiziert. Es handelt sich um etwa eine halbe Million Bilder von 1920 bis 2000 – und hinter vielen stecken spannende Geschichten.
In den letzten Jahren hat das Staatsarchiv des Kantons Bern viele Fotobestände konserviert, erschlossen und im Online-Inventar www.be.ch/inventar publiziert. Wie es in einer Mitteilung heisst, sind tausende Bilder online abrufbar. Allerdings dürfen aus urherberrechtlichen Gründen nicht alle Fotos digitalisiert und frei zur Verfügung gestellt werden. Diese Bilder können aber im Lesesaal gesichtet werden. Auf Wunsch werden sie auch rasch digitalisiert. Die aktuelle Sammlung beinhaltet insgesamt rund eine halbe Million Pressebilder, die Berns Geschichte im 20. Jahrhundert dokumentieren. Aufgenommen wurden unter anderem die Bestände des Berner Fotografen Carl Jost, der Nachlass des berühmten Fotografen Walter Nydegger, der Nachlass von Hermann Hesses Sohn Martin Hesse sowie das Archiv der Berner Zeitung.
Carl Jost
Der Berner Fotograf Carl Jost (1899 bis 1967) war von etwa 1930 bis 1967 bei allen wichtigen politischen Ereignissen in Bern und Umgebung mit der Kamera dabei. Ausserdem hat er Kultur- und Sportanlässe, technische Neuerungen, bekannte Persönlichkeiten, Landschaften und etliche Porträts fotografisch festgehalten. „Sein Nachlass war eins der ersten Fotokonservierungs- und Digitalisierungsprojekte des Staatsarchivs und konnte nun endlich vollständig abgeschlossen werden“, heisst es im Communiqué.
Walter Nydegger
Der Fotograf Walter Nydegger lebte von 1912 bis 1986 und ist eine Legende. Von ihm sind nun 22‘500 Bilder verfügbar. Er war der erste Pressefotograf in Bern mit bedeutenden Reportagen zu Ereignissen, Kundgebungen, Persönlichkeiten, Staatsbesuchen und ähnlichen Anlässen. „Walter Nydegger gilt als Berner Pionier der Pressefotografie“, schreibt das Staatsarchiv.
Martin Hesse
Martin Hesse (1911 bis 1968) ist der Sohn von Schriftsteller und war von 1930 bis 1968 als Fotograf in Bern beschäftigt. Er arbeitete laut Mitteilung unter anderem für die kantonale Denkmalpflege und machte vorwiegend dokumentarische Aufnahmen aus Bern und Umgebung mit Stadt- und Landschaftsfotografien sowie Personenaufnahmen.
Pressearchiv der Berner Zeitung
Seit den 70er-Jahren führt die Berner Zeitung aktiv ein eigenes Pressebildarchiv und beschäftigt eigene Fotografen. Zuvor waren die Bilder eingekauft worden – unter anderem bei Walter Nydegger. Im August 2013 übernahm das Staatsarchiv das Pressebildarchiv der Zeitung. Online zu finden sind nun hunderttausende Bilder mit spannenden Geschichten: Zum Beispiel die Aufnahme des BZ-Fotografen Rolf Schertenleib, der im Jahr 1982 einen Tiger der Luftwaffe auf der Autobahn bei Münsingen ablichtete. Ab 1970 führte die Armee insgesamt zehn Übungen durch, bei denen Militärflieger die Autobahnen als Landepisten benutzten. Das Szenario wurde durchgespielt, weil man fürchtete, dass der Feind im Kriegsfall militärische und zivile Flugplätze zerstören könnte. (pd/mt/sda)