Klimapolitikmassnahmen: Weltweite Studie zeigt, dass ein Mix zum Ziel führt
Was sorgt am effizientesten für weniger Emissionen? Bauvorschriften, Subventionen oder CO2-Steuern? Ein internationales Forschungsteam hat im Rahmen einer Studie 1500 klimapolitische Massnahmen in 41 Ländern auf sechs Kontinenten untersucht und kommt zum Schluss, dass ein Mix aus Massnahmen am erfolgreichsten ist.
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Welcher Weg führt zu weniger Emissionen? Nicht einzelne, sondern ein Mix aus verschiedenen Massnahmen führt zu Erfolg.
Es ist eine viel diskutierte Frage: Welche klimapolitischen Massnahmen wirken und welche nicht? Eine umfassende Analyse gab es bislang zu diesem Thema keine. Dies hat ein Forschungsteam unter der Leitung des deutschen Potsdam Instituts für Klimaforschung (PIK) und des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) geändert und im Rahmen einer Studie 1’500 Politikmassnahmen aus 41 Ländern über sechs Kontinenten aus den letzten 20 Jahren unter die Lupe genommen, etwa von energetischen Bauvorschriften über Kaufprämien für klimafreundliche Produkte bis hin zu CO2-Steuern. Die Basis lieferte das im Rahmen des Internationalen Klimaschutzprogramms entwickelte OECD Climate Actions and Policies Measurement Framework (CAPMF); Es ist laut OECD die bisher umfangreichste international harmonisierte Datenbank zur Klimaschutzpolitik.
Die Untersuchungen zeigten: Das Gros der politischen Massnahmen reduziert die Emissionen nicht im nötigen Umfang. Die Fachleute identifizierten lediglich 63 Fälle, die zu nennenswerten Emissionsminderungen von durchschnittlich 19 Prozent geführt haben. Was diese laut den Wissenschaftlern eint und den entscheidenden Unterschied ausmacht, ist, dass diese Politikpakete auf die Hebelwirkung von Steuer- beziehungsweise Preisanreizen setzen.
Subventionen im Zusammenspiel mit CO2- und Energiesteuern?
«Wir haben uns systematisch wirksame politische Massnahmen angeschaut, die bislang selten untersucht wurden», erklärt Leitautor Nicolas Koch vom PIK und MCC. «Unser Ansatz liefert insbesondere neue Erkenntnisse zur wirksamen Kombination von Klimapolitikinstrumenten. Daraus leiten wir bewährte Best Practises ab - quer durch die Sektoren Gebäude, Strom, Industrie und Verkehr und sowohl in Industrieländern als auch in den oft vernachlässigten Entwicklungsländern.» Wie Koch weiter erklärt, verdeutlichen die gewonnen Ergebnisse, viel hilft nicht automatisch viel hilft. Es komme vielmehr auf den richtigen Mix der Massnahmen an: «So reicht es zum Beispiel nicht auf Subventionen oder Regulierung allein zu setzen, nur im Zusammenspiel mit preisgestützten Instrumenten, wie etwa CO2- und Energiesteuern, können Emissionen wirklich massgeblich gesenkt werden.» Beispiele hierfür: Verbote für Kohlekraftwerke im Stromsektor oder von Verbrennerautos im Verkehr. Koch und seine Kollegen fanden keinen Fall mit deutlicher Emissionsreduktion, wenn das Verbot allein eingeführt worden war. Erst im zusammen mit Steuer- respektive Preisanreizen führten die Massnahmen zum Erfolg. Dies gilt zum Beispiel für Grossbritannien bei der Kohleverstromung oder in Norwegen bei Autos.
«Auch wenn es schwierig bleibt, die Wirkung einzelner Massnahmen in einem Mix genau zu entschlüsseln, gewinnen wir aus unseren 63 Erfolgsfällen systematische Erkenntnisse darüber, welche Massnahmen sich gut ergänzen und wie der Erfolg von Instrumenten vom Sektor aber auch vom Entwicklungsstand der Länder abhängt», ergänzt Leitautorin Annika Stechemesser vom PIK und MCC. (mai/mgt)
Internettipp: Climate Policy Explorer
Wer mehr über die Forschungsegebnisse erfahren will, kann sie auf im begleitend zur Studie veröffentlichten Climate Policy Explorer interaktiv nachvollziehen.
So zeigt hier etwa im Industriesektor das Beispiel China, wie nach der Einführung von Emissionshandelssystemen im Pilotprojekt nach einigen Jahren effektiv Emissionen reduziert werden konnten. Entscheidend seien hier jedoch auch der Abbau von Subventionen auf fossile Brennstoffe und stärkere Finanzierungshilfen bei Energieeffizienzmassnahmen gewesen, heisst es in der Medienmitteilung des PIK.
Im Stromsektor stellte das Forschungsteam deutliche Emissionsreduktionen in Grossbritannien fest: Sie waren einerseits Teil eines eines breiteren Politikmixes mit Subventionen für erneuerbare Energien und einem Ausstiegplan aus Kohlekraftwerken waren und können andererseits auch auf die Einführung eines CO2-Mindestpreises zurückgeführt werden.
Ein Beispiel für erfolgreiche Emissionsreduktionen im Verkehrssektor bieten laut den Fachleuten die USA: Sie lassen sich etwa auf Steueranreize und Subventionen für umweltfreundliche Fahrzeuge aber auch auf CO2-Effizienzstandards zurückführen. In Deutschland sorgte derweil die Ökosteuerreform ab 1999 und die Einführung der LKW-Maut in 2005 für weniger Emissionen. (mai/mgt)
Der Climate Policy Explorer" st unter der Adresse http://climate-policy-explorer.pik-potsdam.de/ als eigenständige Internetseite frei verfügbar und bietet einen vertieften Einblick in spezifische Länder, Sektoren und politische Massnahmen. Die Schweiz ist allerdings nicht dabei.