Wegen Fernwärme-Ausbau: Mehrere Ausgrabungen in Basler Altstadt
Die Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt hat aktuell wegen des Fernwärme-Ausbaus alle Hände voll zu tun. Denn vor der Verlegung neuer Leitungen sind mehrere Rettungsgrabungen nötig, unter anderem in den Altstadtzonen von Gross- und Kleinbasel.
Quelle: Philippe Saurbeck, Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt.
Basel-Freie Strasse/Marktplatz: Das Team dokumentierte bei aktuellen Untersuchungen Reste der mittelalterlichen Bebauung, die wohl nach einem Quartierbrand um 1377 abgebrochen wurde. Die Keller waren mit Brandschutt verfüllt und enthielten Funde wie etwa ein Handwaschgefäss (Aquamanile) und eine Gussform.
Die neuen Fernwärme-Leitungen werden in Strassenbereichen verlegt, in denen die archäologischen Schichten noch weitgehend intakt sind. Deshalb laufen aktuell an mehreren Orten gleichzeitig Rettungsgrabungen durch die archäologische Bodenforschung Basel-Stadt im Gang. Unter anderem in den Altstadtzonen von Gross- und Kleinbasel und in den Vorstädten. Am Donnerstag gab die kantonale Fachstelle Einblick in die bisherigen Fundstücke.
Mit Brandschutt verfüllte Keller freigelegt
An der Freien Strasse ist zurzeit eine weitere Etappe des Fernwärme-Ausbaus bis zum Marktplatz im Gang. Als eine der ältesten Hauptachsen Basels kann die Freie Strasse bis ins 1. Jahrhundert n. Chr. zurückverfolgt werden. Entlang der Strasse befanden sich römische und frühmittelalterliche Wirtschaftsbauten. Immer wieder werden hier auch Gebäude- und Kellermauern der ehemals schmaleren Strasse aus dem Spätmittelalter und der frühen Neuzeit gefunden.
Besonders spannend war hier laut einer Mitteilung der Bodenforschung ein Bereich am Marktpatz. Dort wurden mit Brandschutt verfüllte Keller aus dem 13./14. Jahrhundert freigelegt und unter anderem ein mittelalterliches Handwaschgefäss und eine Gussform gefunden. Im Spätmittelalter war der Marktplatz im Vergleich zu heute viel kleiner. Erst 1377, nach einem Brand, wurden zwölf Liegenschaften am Südende abgerissen, um den Platz zu vergrössern.
Quelle: Philippe Saurbeck, Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt
Funde beim Marktplatz: Das Giessgefäss (Aquamanile) in Form eines Löwen benutzte man in besseren Haushalten zum Händewaschen bei Tisch vor dem Essen.
Fragment eines römischen Tempels
Bei den Ausgrabungen am Marktplatz werden immer wieder Reste dieser abgerissenen Häuser angetroffen. Ob die Brandschichten jedoch mit dem Quartierbrand in Verbindung gebracht werden können, oder von einem anderen Ereignisstammen – etwa vom Erdbeben in Basel um 1356 – bleibt laut Mitteilung der Bodenforschung aber offen.
Ein aussergewöhnlicher Fund kam ausserdem beim Abbruch einer spätmittelalterlichen, respektive frühneuzeitlichen Kellermauer an der Freien Strasse zum Vorschein: Im Fundamentbereich wurde ein römisches Architekturfragment gefunden, das ursprünglich in einem römischen Tempel oder einem anderen monumentalen Steinbau verbaut war.
Quelle: Philippe Saurbeck, Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt
Freie Strasse: Das unter einer Kellermauer gefundene Architekturfragment war ursprünglich unter dem Dach eines römischen Tempels oder eines anderen monumentalen Steinbaus verbaut.
Mehrere Gräber bei Wettsteinplatz
Auch in den Quartieren rund um den Wettsteinplatz werden Rettungsgrabungen durchgeführt. Dort kamen bisher 11 frühmittelalterliche Gräber zum Vorschein, darunter ein reich ausgestattetes Mädchengrab aus dem 6. Jahrhundert n. Chr. Erst kürzlich entdeckte das Team zudem das Grab eines Mannes, das mit Steinplatten umfasst war. Solche Steinkistengräber sind laut Mitteilung typisch für das 7./8. Jahrhundert n. Chr. Die Bodenforschung erwartet am Standort weitere Gräber.
Bei den bisherigen Ausgrabungen kamen neben den Grabbefunden auch zahlreiche Überreste der mittelalterlichen und neuzeitlichen Bebauung Kleinbasels zum Vorschein. So konnten beispielsweise bereits die Fundamente des im 13. Jahrhundert als Teil der Stadtbefestigung errichteten Riehentors freigelegt werden.
Quelle: Corinne Hodel, Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt
Basel-Riehentorstrasse: Freilegen der Bestattung eines Mannes in einer Steinkiste. Solche Gräber, die mit Steinplatten umfasst waren, sind typisch für das 7./8. Jahrhundert n. Chr.
Antike Strasse nach Augusta Raurica
Seit Anfang Juni ist der Fernwärmeausbau nun auch in der St. Alban-Vorstadt angelaufen. Letztere bildet das Vorgelände des seit 3000 Jahren besiedelten Münsterhügels. In frührömischer Zeit entwickelte sich im Bereich Rittergasse-Kunstmuseum eine römische Siedlung, die nach Südosten bis in die St. Alban-Vorstadt reichte. Ausserdem verlief hier die antike Strasse nach Augusta Raurica, an der in römischer Zeit die Toten begraben wurden, wie die Bodenforschung weiter mitteilt.
Die Archäologen erwarten hier auch Bestattungen des mittelalterlichen Spitals des St. Alban-Klosters sowie weitere hoch- und spätmittelalterliche Bauten. Im Bereich Malzgasse sei hingegen mit der mittelalterlichen Befestigung der St. Alban-Vorstadt (Tor, Stadtmauer, Graben, Kontermauer) des 13. Jahrhundert zu rechnen. (mgt/pb)
Quelle: Philippe Saurbeck, Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt
Basel-St. Alban-Vorstadt: Die Rettungsgrabungen werden laut der Bodenforschung neue Erkenntnisse zur römischen und mittelalterlichen Siedlungsgeschichte ermöglichen.
Quelle: Philippe Saurbeck, Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt
Basel-St. Alban-Vorstadt: Ausgrabungsarbeiten im Bereich der römischen Strasse, die von der römischen Siedlung im Bereich Rittergasse-Kunstmuseum zur Koloniestadt Augusta Raurica führte.