Waldbericht 2025: Schweizer Wald leidet unter dem Klimawandel
Steigende Temperaturen, Stürme und Schädlinge haben dem Schweizer Wald in den letzten zehn Jahren zugesetzt. Und die Wald- und Holzwirtschaft spürte die Auswirkungen der Pandemie und des Ukrainekrieges. Dies zeigt der aktuelle Waldbericht des Bundesamts für Umwelt (Bafu) und der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL).

Quelle: Robert Zünd, gemeinfrei
Etwa 40 Prozent der in der Schweiz nachgewiesenen Arten leben im oder vom Wald. (Illustration: Eichenwald um 1881/82 von Robert Zünd, 1827-1909.)
Der Schweizer Wald schützt Menschen und Infrastrukturen vor Rutschungen, Lawinen und Steinschlägen. Er reinigt das Wasser und speichert zurzeit mehr CO2 aus der Atmosphäre, als wie er freisetzt. Und er liefert mit dem Holz ein nachhaltiges Baumaterial. Damit dies auch in Zukunft so bleibt und entsprechende Massnahmen ergriffen werdem können, braucht es eine langfristige Beobachtung des Waldes. Wie es um ihn aktuell steht und wie es um seine Zukunft bestellt ist, zeigt der dieser Tage erschienene dritte Waldbericht des Bundesamts für Umwelt (Bafu) und der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). Rund 90 Fachleute haben dafür eine Vielzahl von Langzeitbeobachtungen zusammengetragen und analysiert. – Der Waldbericht erscheint seit 2005 alle zehn Jahre.
Der Wald stehe unter Druck wie noch nicht nie, schreibt das Bafu auf seiner Website. Der Waldbericht 2025 zeige die zunehmende Belastung der Wälder in den letzten 10 Jahren durch Extremereignisse wie Hitze, Trockenheit und Stürme, den Befall durch Schadorganismen oder die anhaltend hohen Stickstoffeinträge. «Die Anpassungsfähigkeit der Wälder an den Klimawandel ist die grösste Herausforderung, um den Wald als resilientes Waldökosystem mit all seinen Leistungen, darunter besonders den Schutz vor Naturgefahren, zu erhalten.» Denn wie die WSL in ihrer Medienmitteilung festhält, gilt der Gesamtzustand des Waldes heute als geschwächt. «Regional, etwa im Jura, wird er sogar als ‘kritisch’ eingestuft.»
Waldbiodiversität: Mehr Arten wegen Totholz
Immerhin hat sich die Biodiversität des Waldes leicht positiv entwickelt, auch das geht aus dem Bericht hervor. Insbesondere habe die Zahl der Waldvögel, Schnecken und Moose zugenommen. Denn wegen der Stürme und Trockenheit entsteht mehr Totholz, was wiederum für viele Arten lebenswichtig ist. Unterstützend kommt hinzu, dass Waldbesitzer laut Bericht Totholz häufiger im Wald liegenlassen. Zudem ist der Anteil Schutzgebiete Schutzgebiete an der Waldfläche in den letzten zehn Jahren von 5 Prozent auf 7 Prozent gestiegen. Dennoch: Trotz dieser positiven Entwicklung seien 13 Prozent der Waldpflanzen und fast die Hälfte der holzbewohnenden Käferarten gefährdet, schreibt die WSL. Um die biologische Vielfalt zu fördern, müssten Wälder naturnah genutzt, gefährdete Lebensräume geschützt und Waldflächen besser vernetzt werden.

Quelle: Edmundo Sáez, eigenes Werk, CC BY-SA 4.0
Gehört zu den nicht invasiven, gebietsfremden Baumarten in der Schweiz: die Schwarzföhre. (Im Bild: Baum im spanischen Nationalpark Sierras de Cazorla, Segura y Las Villas.)
Damit der Wald langfristig als gesundes Ökosystem und als Holzlieferant erhalten bleibt, braucht es gegenüber dem Klimawandel und Schadorganismen resistentere Baumarten. Laut Bericht gewinnt der Anbau nicht invasiver, gebietsfremder Baumarten in diesem Zusammenhang an Bedeutung. Als nicht invasiv gelten gemäss Bafu-Bericht «Gebietsfremde Arten in der Schweiz» die Schwarzföhre oder Schwarzkiefer, die Douglasie, die Roteiche und die Strobe, auch Weymouth-Kiefer genannt. «Der gezielte Anbau nicht einheimischer Baumarten spielt in der Schweizer Waldwirtschaft nach wie vor eine kleine Rolle», ist dazu im Waldbericht zu lesen. Beim Einsatz nicht einheimischer Baumarten raten Autoren die Risiken und Chancen sorgfältig abzuwägen und den Umgang mit invasiven Arten in die waldbauliche Planung miteinzubeziehen. Des weiteren empfehlen sie, die Vielfalt der Waldstrukturen auch mit Waldverjüngung zu fördern. Allerdings braucht es dafür eine Regulierung des Wildbestandes, damit nicht zu viele Jungpflanzen abgefressen werden.
Wald- und Holzwirtschaft: Produktionsvolumen und -wert schwankten
Was die volkswirtschaftliche Bedeutung der Wald- und Holzwirtschaft betrifft, schwankten sowohl Produktionsvolumen als auch Produktionswert im letzten Jahrzehnt: Die wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben laut Bericht die Holzmärkte beeinflusst. «Die zeitgerechte Versorgung mit Nutz- und Energieholz ist eine Herausforderung für die gesamte Holzbranche, da es aufgrund der charakteristischen Eigenheiten der Ressource Holz nicht möglich ist, just in time auf einen kurzfristigen Anstieg der Nachfrage zu reagieren», ist im Bericht zu lesen. Zwischen Ernte, Sägen, Trocknung und Verarbeitung könnten Monate oder sogar Jahre vergehen.
Seit 2021 seien die Holzpreise wegen Versorgungsproblemen infolge der Pandemie und der durch den Krieg in der Ukraine ausgelösten zusätzlichen Nachfrage angestiegen. Während die Preise von Rundholz von 2014 bis 2020 laut Bericht gemäss Bundesamt für Statistik um 12 Prozent gesunken sind, haben sich die Preise für Energieholz um 4 % erhöht. Von 2020 bis 2022 sind auch die Preise für Rohholz (+ 20 %) und für Schnittholz (+ 27 %) stark angestiegen. (mai)
Der aktuelle Waldbericht und sowie die Bericht von 2005 und 2015 können auf der Website des Bundesamts für Umwelt heruntergeladen werden: www.bafu.ch