Wal-Gesänge: Ist der Finnwal auch ein Seismograph?
Finnwale im Dienst der Wissenschaft: Die donnernden Gesänge der Ozeanriesen könnten zur Untersuchung der Geologie des Meeresgrundes genutzt werden, etwa um Hinweise auf mögliche Erdbeben zu erhalten. Zu diesem Schluss kommen zwei US-Wissenschaftler in einer Studie.
Quelle: Illustration aus "British Mammals", 1920/21, gemeinfrei
Bei den Finnwalen ist das Weibchen etwas grösser als das Männchen.
Mit einer Länge von bis zu 27 Metern gehören die Finnwale zu den Giganten der Meere. Und nicht nur das. Auch ihre Stimmgewalt ist gigantisch: Mit ihren bis zu 188 Dezibel starken Rufen übertönen sie einen startenden Düsenjet (130 Dezibel) mit Leichtigkeit. Die Meeressäuger können auf diese Weise mit mehreren Hundert Kilometern entfernten Artgenossen kommunizieren. Denn Finnwale sind in allen Ozeanen unterwegs.
Geht es nach den Seismologen Václav Kuna und John Nábelek von der Oregon State University könnte sich die Forschung die dröhnenden Gesänge der Finnwale zu Nutze machen.
Schädliche Schallkanone
Um festzustellen, wie der Grund der Ozeane beschaffen ist, verwendet die Wissenschaft unter anderem sogenannte Schallkanonen. Mit diesen werden akustische Signale abgefeuert, die derart laut sind, dass sie vom Grund zurückgeworfen werden. Dieses Echo wiederum ermöglicht Rückschlüsse auf die geologische Beschaffenheit der Erdkruste in Meerestiefen, in die der Mensch nicht mehr vordringen kann. Die derart gewonnen Informationen können zum Beispiel Hinweise auf mögliche Erdbeben liefern. Das Problem dabei ist allerdings, dass die Schalkanonen dabei Ökosystem schädigen können.
Als Kuna und Nábelek vor der Küste
von Oregon Verwerfungen auf dem Meeresboden erforschten und dazu 54
Messstationen auf dem Grund installiert hatten, machten sie eine zunächst
seltsame Entdeckung: Immer wieder registrierten die Geräte Signale, die nichts mit der Geologie zu tun haben schienen.
Umweltfreundlicher Forschen mit dem Finnwal
Schliesslich fanden die Wissenschaftler heraus, dass sie von Finnwalen stammten. Dies brachte sie auf den Gedanken, statt einer Schallkanone die Gesänge der Meeresriesen zur Erforschung der Erdkruste zu nutzen. Eine Studie, im Rahmen derer sie die Rufe verschiedener Finnwale analysierten, zeigte, dass ihre Idee funktioniert.
Allerdings zeigte sich auch, dass die Meeressäuger keine vollwertige Alternative zur Technik bieten, und es auch in Zukunft Schallkanonen braucht. Aber das könnte sich laut den Forschern auch ändern, mittels maschinellem Lernen. (mai)