Wälder könnten viel mehr CO2 binden als wie es aktuell der Fall ist
Würden bestehende Waldflächen aufgeforstet und instandgesetzt, liessen sich zusätzliche 226 Gigatonnen Kohlenstoff binden, dies entspricht mehr als dem Sechsfachen der weltweiten CO2-Emissionen im Jahr 2022. Zu diesem Schluss kommt ein internationales Forschungsteam unter Leitung der ETH in einer am Montag im Fachmagazin "Nature" veröffentlichten Studie.
Quelle: Sebastian Unrau, Unsplash
Der Wald könnte einiges mehr an CO2 binden.
Für ihre Studie analysierten die Fachleute Satellitendaten, verknüpft mit Messungen am Boden. Dabei zeigte sich, das weltweit Bäume ohne menschliche Einflüsse 328 Gigatonnen CO2 mehr binden könnten, als wie sie es zur Zeit tun. Zum Vergleich: Gemäss der Internationalen Energieagentur (IEA) wurden weltweit im Jahr 2022 36,8 Gigatonnen CO2 ausgestossen.
102 dieser 328 Gigatonnen befinden sich jedoch auf aktuell landwirtschaftlich genutzten oder dicht besiedelten Flächen. Die übrigen 226 Gigatonnen könnten mit "minimalen Landnutzungskonflikten" genutzt werden, wie in der Studie zu lesen ist. Ein Grossteil dieses Potenzials - oder 61 Prozent - kann laut der Studie durch das Wiederherstellen degradierter Landflächen erreicht werden, ein kleinerer Teil respektive 39 Prozent durch Aufforstung.
Massnahmen gegen die Abholzung der Wälder braucht es dennoch
"Wir müssen Massnahmen ergreifen, um die Abholzung der Wälder zu beenden", forderte Studienleiter Tom Crowther von der ETH Zürich in einem Medienbriefing zur Studie. Denn Massnahmen zur Senkung des CO2-Ausstosses sind laut den Wissenschaftlern trotz des grossen Potenzials notwendig. "Wenn wir weiterhin so viel Kohlenstoff ausstossen wie bisher, werden Dürren, Brände und andere Extremereignisse das globale Waldsystem weiter bedrohen und dessen Potenzial, einen Beitrag zu leisten, einschränken", sagte Studienleiter Tom Crowther von der ETH Zürich.
Unabhängige Forscher warnen aber davor, dass dieses Potenzial nicht
vollständig ausgeschöpft werden kann: Die Studie berücksichtige nicht,
wie lange es dauere, bis das Potenzial erreicht werden kann, meinte zum Beispiel
Markus Reichstein vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena (D)
gegenüber dem Science Media Center. "Insofern suggeriert das
Kohlenstoffpotenzial der Studie mehr, als in begrenzter Zeit möglich
ist", kritisierte Reichstein. (mai/sda)