Design: Wohnen mit den Peanuts, Mumins & Co
Klassiker des Möbeldesigns sind fester Bestandteil der Comicwelt. Sie tauchen in Abenteuern von Tim und Struppi auf, bei den Peanuts oder im Alltag der Mumin-Familie. Das Vitra-Design-Museum widmet diesem Thema eine Ausstellung.
Um Status und Gemütszustand der Protagonisten oder die Atmosphäre darzustellen, greifen Comiczeichner oft auf Codes zurück. Dazu gehören auch Möbelstücke. Während sich der Muminvater aus Tove Janssons Mumin-Geschichten als Traditionalist outet, indem er über den unbequemen und unpraktischen «Butterfly Chair» (1938) jammert, wirkt eine nach der letzten Mode gekleidete Person auf einem «Eames Lounge Chair» dynamisch. Design war schon immer Teil gezeichneter Abenteuer. Von dieser Wechselwirkung und davon, dass Designstücke in Comics mehr als Kulissen sind, erzählt die aktuelle Ausstellung «Living in a Box. Design und Comics» im Schaudepot des Vitra-Design-Museums.
Den Durchbruch schafften die Comics zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als sie zunehmend in US-amerikanischen Zeitung erschienen. Farbige, ganzseitige Strips in Sonntagsblättern erreichten jeweils Millionen von Lesern. Dies galt für «Little Nemo in Slumberland» (1905 – 1924), die Abenteuer eines träumenden Jungen aus der Feder von Winsor McCay. Unterschiedliche soziale Schichten wurden mit Hilfe von Design inszeniert und persifliert. Das trifft auch auf europäische Comiczeichner zu: Tim-und-Struppi-Schöpfer Hergé verewigte im 1934 erschienen, fünften Band der Agentenabenteuer den «MR-10»-Stuhl von Mies van der Rohe. Ein Objekt bei dem, ähnlich wie bei Hergés abstrahierendem Zeichenstil, das Material und die Form auf die Funktion reduziert worden ist.
Ufos und Eileen Gray
Seit den 1930er-Jahren erscheinen Comics in unterschiedlichsten Genres. Zudem wurden sie zu dieser Zeit erstmals als eigenständige Hefte herausgegeben. Wenig später kamen neue Genres hinzu. Es ging um Superhelden, Horrorstorys, Liebesgeschichten und Science Fiction. Hatten sich die Schöpfer der Comics bislang von Designobjekten inspirieren lassen, leiteten die 1960er-Jahre einen gegenläufigen Trend ein: Die Pop-Kultur begann sich auf das Design auszuwirken.
So schlug sich die fantastische Science-Fiction-Bilderwelt der Comics in den Kreationen von Designern nieder, die mit Glasfaser und Kunststoffspritzguss experimentierten. Beispiele dafür sind Maurice Calkas «Boomerang»-Schreibtisch von 1969 und Eero Aarnios «Tomato Chair» von 1971. Rund zehn Jahre später präsentierte der spanische Comiczeichner und Designer Javier Mariscal einen weiteren Ansatz: Seine humorvolle Möbelstücke wie den «Garriris» Stuhl war eng mit seinen gleichnamigen Comicfiguren verbunden. Ohne deren Erfolg hätte es das Möbelstück nie gegeben.
Während digitale Newsportale gedruckten Zeitungen zunehmend den Rang ablaufen und die Verkaufszahlen von Comic-Heften im Zuge neuer Massenmedien sinken, wächst seit den 1990er-Jahren die Popularität der Graphic Novels oder der Comics in Romanform. Oft greifen sie ernste Themen auf, auch indem sie geschichtliche Ereignisse erzählen. Dies trifft auf die vor kurzem veröffentlichte Graphic Novel «Eileen Gray: A House Under the Sun» des Autorinnen- und Illustratorinnen-Duos Charlotte Malterre-Barthes und Zosia Dzierżawska: Sie rollen die Entstehungsgeschichte der Villa «E.1027» aus der Perspektive der Designerin Eileen Gray auf. (mai/mgt)
Ausstellung
- Living in a Box bis 20. Oktober
- Ort: Vitra Schaudepot, Weil am Rhein D
- Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr
- Weitere Infos: www.design-museum.de