Ausstellung: Einblicke in ein Dorf vor 3'500 Jahren bei Möriken-Wildegg
Ab Mitte November präsentiert die Aargauer Kantonsarchäologie im Vindonissa Museum Funde aus einem mittelbronzezeitlichen Dorf in Möriken-Wildegg. Die Ausstellung bietet Einblicke, wie die Siedlung vor 3500 Jahren ausgesehen haben könnte.
Quelle: Kantonsarchäologie Aargau
Am Fuss des Kestenbergs in Möriken-Wildegg dokumentierte die Kantonsarchäologie 2020 bis 2021 baubegleitend eine mittelbronzezeitliche Siedlung.
Aus der Aargauer Gemeinde Möriken-Wildegg sind schon seit Längerem bronzezeitliche Funde bekannt. Beispielsweise von der Höhensiedlung auf dem Kestenberg. Bei einer routinemässigen Baustellenkontrolle hatten Mitarbeitende der Kantonsarchäologie am Fusse des Bergs archäologische Schichten entdeckt, die sich als Überreste eines bronzezeitlichen Dorfes entpuppten.
Das Grabungsteam dokumentierte in der Folge 2020 und 2021 im Rahmen einer Baubegleitung die Strukturen von Bauten und sicherte Fundstücke des Dorfes, das auf das 15. und 14. Jahrhundert vor Christus datiert wird. Ab Mitte November sind die Funde nun in der «Vitrine Aktuell» im Vindonissa Museum zu sehen, wie das Departement Bildung Kultur und Sport am Montag mitteilte.
Einblicke in Dorf vor 3'500 Jahren
Die Archäologen dokumentierten unter anderem die Strukturen von Wohn- und Nutzbauten. Die Holzpfosten der Gebäude waren dabei nur noch als dunkle Verfärbungen im Boden sichtbar, die sich gemäss Mitteilung zu Hausgrundrissen von 5 x 10 Metern zusammenfassen liessen. Mehrere Häuser und freistehende Vorrattsspeicher fügten sich einst zu einer weilerartigen Siedlung zusammen.
Ausserhalb der Siedlung befanden sich laut Kantonsarchäologie vermutlich Felder für den Ackerbau. Ziegen und Schweine weideten wahrscheinlich im angrenzenden Wald. Eine farbige Illustration zeigt in der Ausstellung, wie die Siedlung und ihr Umland am Fuss des Kestenbergs zur damaligen Zeit ausgesehen haben könnte.
Quelle: Kantonsarchäologie Aargau
Häuser und Speicher aus Holz sind zwar vergangen, doch ihre Pfosten zeichnen sich als dunkle Verfärbungen im Boden ab.
Möglicher Brand in Siedlung
Neben den Strukturen im Boden fanden sich auch viele Fragmente von Keramikgefässen und Objekte aus Ton wie Webgewichte. Diese gehörten einst zu einem Webstuhl. Webgewichte waren in der Regel aus getrocknetem Ton gefertigt und erhielten sich nur, wenn sie durch ein Feuer gebrannt wurden. Die tönernen Webgewichte deuten deshalb darauf hin, dass es in der Siedlung einmal gebrannt hat.
Neben dem Textilhandwerk konnte im Dorf auch Metallhandwerk belegt werden: Das Grabungsteam fand ungewöhnlich viele Metallobjekte sowie Gussreste und Schlacken, die auf eine Metallverarbeitung in der Siedlung hindeuten. Hergestellt wurden offenbar Geräte des alltäglichen Gebrauchs wie Sicheln oder Beile.
Kupferbarren aus Österreich importiert
Gefunden wurden zudem auch Fragmente von Kupferbarren und Gussreste. Die Kantonsarchäologie liess diese chemisch analysieren. Denn die Begleit- und Spurenelemente geben Aufschluss über die Herkunft des Metalls. In Möriken-Wildegg wurden demnach mindestens zwei verschiedene Kupfersorten verwendet.
Das bedeutet, dass die Rohstoffe aus verschiedenen Abbaugebieten importiert wurden. Ein Kupferbarren stammt so etwa aus dem Mitterberger Revier bei Salzburg in Österreich, wo in der Mittelbronzezeit ein fast industrieller Abbau von Kupfer stattfand. Die Verhandlung über weitere Distanzen zeuge von stabilen Handelsbeziehungen im bronzezeitlichen Europa. (mgt/pb)
Öffentliche Vernissage
Anlässlich der kleinen Ausstellung in der «Vitrine Aktuell» werden die Funde aus Möriken-Wildegg nun erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Die Vernissage findet am Donnerstag, 16. Novvember um 19 Uhr im Vindonissa Museum statt. Der Eintritt ist frei.
Quelle: Kantonsarchäologie Aargau
Ungewöhnlich viele Bronzezobjekte zeugen von Handel und Handwerk in der Siedlung. Ein vollständig erhaltener Bronzedolch ist eines der Glanzstücke der kleinen Ausstellung.