Videotipp: Nachkriegsmoderne in Hamburg
In Hamburg werden einige Bauten der Nachkriegsmoderne in der nächsten Zeit von der Bildfläche verschwinden. Mit dem Projekt „Filme aus Beton“ machen Studenten auf den drohenden Verlust aufmerksam.
Als Hamburgs «City Hof» 1958 fertig gebaut war, leuchtete seine Fassade weiss. Rudolf Klophaus, der Architekt des Gebäudekomplexes, hatte sie mit Keramikplatten versehen lassen. Doch in den 70er-Jahren verloren die vier Hochhäuser ihre Eleganz: Nachdem die hellen Fliesen im Laufe der Zeit unter der Witterung gelitten hatten, verkleidete man sie mit grauem Eternit.
Seit 2013 steht der «City Hof» unter Denkmalschutz. Trotzdem liegt seit über einem Jahr ein Abrissantrag vor. Diesem hatte der Senat wegen «überwiegenden öffentlichen Interessen» zugestimmt, wie ein Kulturbehördensprecher gegenüber dem «Hamburger Abendblatt» erklärt hatte. Auf dem Grund sollen neben anderem ein Vier-Sterne-Hotel Platz finden, Büros, Kultureinrichtungen und 150 Wohnungen.
Dass die Bauten noch immer stehen, verdanken sie laut der Zeitung der Unesco: Die Denkmalschutzorganisation Icomos hat Bedenken bezüglich des Abrisses. Ein Termin für das Ende der Bauten gibt es somit noch nicht.
Bedenken haben auch die Studenten der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg und der Hafencity Universität. Sie werfen dem Senat einen «Laissez-Faire-Umgang» in Sachen Denkmalschutzgesetz vor, weil viele Bauten der Nachkriegsmoderne wie der «City Hof» kurz vor dem Abriss stehen.
Mit dem Projekt «Filme aus Beton» machen sie auf den drohenden Verlust aufmerksam, indem sie betroffene Bauwerke in Videoporträts vorstellen. Die Kurzfilme regen zum Nachdenken an – und sie machen neugierig auf das jüngere bauliche Erbe der Hansestadt. (mai)