Urban Climbing: Kletterfassaden für die Stadt
Buildering – eine Mischung aus Klettern und Bouldern – liegt im Trend: legales Klettern auf ausgewählten Bauten mitten in der Stadt. Solche urbanen Sportarten sind auf dem Vormarsch. Ein Builderer entwickelt deshalb nun Kletterfassaden.
Quelle: PatrickSeabird flickr CC BY 2.0 / Bearbeitung: Pascale Boschung
Buildering – eine Mischung aus Klettern und Bouldern – ist im Trend.
Passionierte Kletterer müssen schon lange nicht mehr in die Berge reisen um ihrem Sport zu frönen. Denn das Bouldern – das seilfreie Klettern in Absprunghöhe – ist längst im städtischen Gebiet angekommen. «Buildering» nennt sich die Sportart, bei der legal öffentliche Bauwerke oder offiziell gekennzeichnete Orte mitten in der Stadt erklommen werden.
Buildering biete einen besonderen Reiz für Sportler, die ihr Hobby bis jetzt eher in Hallen ausgeübt haben, erklärt Builderer Tim Jacobs. Er betreibt die Webseite buildering-spots.de, deren Ziel es ist, über das städtische Klettern und Bouldern zu informieren und aufzuklären. Zwei Bücher hat er bereits herausgebracht, die urbanen Kletterern als Guide dienen sollen.
Denn Grossstädte bieten zwar eine Fülle an interessanten Möglichkeiten wie speziell strukturierten Hausfassaden, Brücken, Mauern oder Skulpturen. Aber die Suche nach geeigneten und vor allem legalen Orten zum «Buildern» kann sich mitunter als schwierig erweisen. «Urban Climbing», wie die Sportart auch genannt wird, reizt vor allem dadurch, dass es im Gegensatz zu Kletterhallen oder Fitness-Einrichtungen keine Vorgaben gibt. Der Kletterer kann die Art und Weise, wie er Hindernisse überwindet, frei wählen.
Kletterfassaden als Gestaltungsmittel
Seit einiger Zeit verfolgt Tim Jacobs ein neues Projekt: Kletterfassaden. Dabei sollen Gebäude mit Wänden verkleidet oder vielmehr mit kletterbaren Strukturen versehen werden. Mit dem Konzept lassen sich so Aussenfassaden nutzen und gleichzeitig mit einem individuellen Design versehen, das auch für Nichtsportler ansprechend ist. «Die Fassaden sollen sportlich nutzbar sein», erklärt Jacobs.
Normkonforme Bauweisen sollen zur Sicherheit der Kletterfassade beitragen: «Durch eine TÜV-Abnahme für Sportanlagen wird die sportliche Nutzung zum Klettern und Bouldern zertifiziert», erklärt der Builderer. Das Klettern erfolgt hierbei jedoch auf eigene Gefahr. Bei höheren Wänden über zwei Meter wird in der Regel aber an einem Seil geklettert; Man muss wissen, wie man mit Seil, Gurt und Sicherungsutensilien umgeht. «In den meisten Fällen bringt der Sportler das Material selbst mit».
Wartung einmal pro Jahr
Die Gestaltung der Sport-Fassaden ist vielseitig: Die Strukturen können Klettergriffe wie in Hallen beinhalten oder in Naturstein-Optik sowie Stahlbeton gebaut werden. «Je nach Standort sind auch Strukturen aus Holz realisierbar», erklärt Jacobs. Die Materialien, die für eine solche Kletterfassade verwendet werden, seien ebenso robust wie das Gebäude selbst. Mehr als eine jährliche Wartung der Sportanlagen sei nicht nötig. Selbst bei einer Holzstruktur gehe man von einer mindestens zehnjährigen Nutzungszeit aus.
Die Fassaden können direkt in die Planung von Neubauten gemeinsam mit Bauherr und Architekt integriert werden. Aber auch bestehende Gebäude lassen sich nachträglich mit Kletterfassaden aufrüsten. Jacobs: «Hierbei ist aber eine tragende Wand als Verankerungsmöglichkeit nötig.» Potenzial sieht der Builderer auch in enger besiedelten Innenstädten, um den begrenzten Platz voll auszuschöpfen und so beispielsweise neue vertikale Spielplätze zu erschliessen.
Buildering – was ist legal und was nicht?
Quelle: Buildering Spots
Cover des 2017 erschienenen Kletter- und Boulderführers von Tim Jacobs.
In Deutschland bewegen sich Buildering-Fans rechtlich in einem fest abgesteckten Raum. Es gibt kein Gesetz, das das Klettern an Gebäuden verbietet. Dennoch gilt es beim Buildering einige Regeln zu beachten:
Drittpersonen wie Passanten dürfen beim Ausüben des Sports nicht beeinträchtigt oder gestört werden. Fremdes Eigentum darfnicht beschädigt und der Strassenverkehrnicht behindert werden. Zudem sindöffentliche Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen, genauso tabu wie Privatgebäude ohne Erlaubnis.
Die Suche nach geeigneten und legalen Buildering-Orten gestaltet sich dementsprechend etwas schwierig. Generell zählen öffentliche Gebäude, Brücken, Mauern, Uferbefestigungen oder Unterführungen zu den erlaubten Kletter-Objekten in Deutschland. Hilfe bei der Suche bietet aber auch der Kletter- und Boulderführer «Buildering-Spots»von Tim Jacobs, der etwa 200 Spots in 61 Städten vorstellt.
Weitere Informationen:buildering-spots.de