Unwetter 2021: Höchste Schadenssumme seit 2007 von 450 Millionen Franken
Überschwemmungen, Rutschungen, Murgänge und Felsstürze haben 2021 in der Schweiz Schäden von insgesamt rund 450 Millionen Franken angerichtet. Dies ist die höchste Schadenssumme seit 2007. Das Gros machten Überschwemmungen im sehr nassen Juni und Juli aus, wie die Unwetterschadens-Datenbank der Eidgenössischen Forschungsanstalt Wald, Schnee und Landschaft (WLS) zeigt.
Quelle: WS
Ort und Ausmass der Schadensschwerpunkte 2021. Anhand der Symbole lässt sich zudem die Prozessart erkennen. Kartengrundlage: BFS GEOSTAT / Bundesamt für Landestopographie.
Der verregnete, gewitterreiche Sommer des Jahres 2021 hat sich deutlich in den von Unwettern ausgelösten Schadenskosten niedergeschlagen: Erstmals seit dem Jahr 2007 lagen sie 2021 deutlich über dem teuerungsbereinigten Mittel seit dem Messbeginn 1972 bis 2020 von rund 300 Millionen Franken, wie die WSL mitteilt. Sie rangieren in der 50-jährigen Beobachtungsreihe auf Platz neun. Der weitaus grösste Anteil respektive 97 Prozent der Schadenskosten geht auf Überschwemmungen zurück, die im Juni und Juli von über die Ufer getretenen Gewässern und von Oberflächenabfluss ausgelöst worden sind. Im Kanton Basel-Landschaft war ein Todesfall infolge Hochwasser zu beklagen.
Im Sommer 2021 gab es aussergewöhnlich viele, zeitlich nah aufeinander folgende Unwetter: So sind zwischen Genfer- und Bodensee nur wenige Orte von den zahlreichen Gewitterzügen im Juni und Juli verschont geblieben. Laut WSL war es im Gegensatz zu anderen schadensreichen Jahren hauptsächlich die Zahl Schadensereignisse, die zu den überdurchschnittlich hohen Schadenskosten geführt haben. Und nicht einzelne, lokal heftige Ereignisse wie im 2005, dem schadensreichsten Jahr seit Messbeginn. Damals verursachte das Unwetter vom 21./22. August Zerstörungen im Ausmass von rund drei Milliarden Franken.
Schäden in Gemeinden an den Jurarandseen und im Tessin
Die grössten Schäden von durch Gewitter ausgelösten Hochwassern gab es in Cressier (22. Juni), im Berner Jura und den basellandschaftlichen Bezirken Waldenburg und Sissach (23. Juni), im Vordemwald AG (24. Juni) und im Bezirk March SZ (25. Juli).
Ab Mitte Juli stiegen aufgrund des andauernd niederschlagsreichen Wetters die Pegel vieler Seen und Flüsse über die Hochwassermarken. Dabei entstanden beträchtliche Schäden, insbesondere in den Gemeinden an den Ufern des Bieler-, Neuenburger- und Murtensees. Im Tessin hatten derweil vor allem Ende Juli und Anfang August über die Ufer getretene Bäche Überschwemmungen zur Folge.
Mehrheitlich verschont geblieben sind die Bergkantone Wallis und Graubünden. Allerdings hat die die WSL in ihren den Auswertungen der WSL Hagel- und Sturmschäden nicht berücksichtigt, sie hatten im 2021 regional ein sehr grosses Ausmass erreicht. (mai/mgt)
Unwetter-Schadensdatenbank der WSL
Die WSL sammelt seit 1972 systematisch Informationen über Unwetterschäden. Die mit Unterstützung des Bundesamts für Umwelt (Bafu) erstellte Datenbank umfasst rund 20'000 Einträge. Dabei geht es um Schäden durch Hochwasser, Murgänge und Rutschungen sowie seit 2002 durch Steinschläge, Fels- und Bergstürze. Schäden als Folge von Lawinen, Schneedruck, Erdbeben, Blitzschlag, Hagel und Sturmwind werden in den Auswertungen nicht berücksichtigt.
Die Abschätzung der Sach-, Infrastruktur-, Wald- und Landwirtschaftsschäden basiert hauptsächlich auf Medienberichten. Die Daten stehen Fachleuten auf Anfrage zur Verfügung und bilden eine wichtige Grundlage zur Gefahrenbeurteilung. Die Erhebung zu den Unwetterschäden durch die WSL dient der Umweltberichterstattung des Bafu.
Zugänglich ist eine interaktive Karte, auf der die räumliche Verbreitung der Schäden von 1972 bis 2016 und während einzelnen Grossereignissen betrachtet werden kann. (mgt/mai)
Weitere Informationen: www.wsl.ch/de/naturgefahren/hochwasser-und-ueberschwemmung/unwetterschadens-datenbank.html
Quelle: WSL
Entwicklung der jährlichen Schadenssummen durch Naturereignisse 1972-2021 (teuerungsbereinigt, Basis 2021). Arithmetisches Mittel (grün, 298 Mio. Fr.) und Median (rot, 96 Mio. Fr.) sind mit horizontalen Linien gekennzeichnet.