Über 4000jähriges Mastaba-Grab mit seltenen Malereien in Daschur entdeckt
In der Nekropole von Daschur hat ein deutsches Archäologenteam die Mastaba oder vielmehr das Grab eines leitenden Verwaltungsbeamten und seiner Gattin, einer Priesterin der Göttin Hathor, entdeckt. Obwohl das Bauwerk unter Zerstörungen gelitten hat, sind viele Malereien im Innern erhalten geblieben.
Quelle: DAI Kairo / Stephan Seidlmayer
Der ausgemalte Korridor der Mastaba.
Rund 40 Kilometer südlich von Kairo liegt Daschur, eine Nekropole mit Gräbern aus dem Alten und Mittleren Reich, oder vielmehr aus der Zeit zwischen etwa 2700 und 1700 v. Chr. Neben Pyramiden finden sich hier auch private zum Teil weitläufige Gräberfelder mit Mastabas - letzten Ruhestätten in Form von Steinbänken mit rechteckigem Grundriss und schrägen Seitenwänden. Ein solcher Friedhof ist einst auch bei der Roten Pyramide angelegt worden, seit 2002 untersuchen ihn Fachleute des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) von Kairo. Vor kurzem sind sie dort auf einen Schatz gestossen: ein rund 4300 Jahre altes Mastaba-Grab mit prächtigen Bildern.
Sieben Grabschächte, ein zusätlicher Schacht und eine Kultkammer
Das Grab besteht aus einem zirka 8 mal 12 Meter grossen Block aus ungebrannten Lehmziegeln. Der Eingang befindet sich an der Ostfassade, durch ihn betritt man einen langen Korridor, der zur Kultkammer führt. Der Baublock selbst umfasst sieben Grabschächte und einen Schacht, der laut den Archäologen der Aufnahme der in den Totenritualen, vielleicht im Kontext der Mumifikation benutzen Keramikschüsseln gedient hat.
Quelle: DAI Kairo / Stephan Seidlmayer
Esel beim Dreschen auf der Tenne.
Korridor und Kultkammer seien mit subtiler Malerei auf Lehmputz geschmückt – eine Seltenheit in der Nekropole von Dahschur, heisst es in der Medienmitteilung des DAI. Trotz massiven Zerstörungen haben zahlreiche Bilder überdauert. Sie zeigen den Grabherrn und seine Gattin vor dem Opfertisch, alltägliche Szenen wie Esel auf der Dreschtenne, Schiffe auf dem Nil oder einen Marktplatz oder aber Diener, die Gaben für den Totenkult bringen. „In ihren vornehmen Formen, in der Sicherheit und Eleganz der Ausführung bieten die Bilder ein gültiges Zeugnis des künstlerischen Milieus der Hauptstadtregion des entwickelten Alten Reiches“, heisst es weiter.
Da Grab des Seneb-nebef und der Idut
Den Inschriften auf einer massiven Scheintür aus Kalkstein gehörte das Grab einem Mann namens Seneb-nebef und seiner Gattin Idut, einer Priesterin der Göttin Hathor. Seneb-nebef war in verschiedenen Ämtern in der Leitung der Verwaltung der Bewohner des Palastbezirks (Chentiu-sche) tätig. Die Archäologen datieren die Mastaba aufgrund der Form, Inschriften und Bilder, aber auch der charakteristischen Keramik eines in der Mastaba gefundenen Ritualdepots auf das Ende der 5. oder auf den Beginn der 6. Dynastie, zirka 2300 v.Chr.
Das DAI Kairo beschäftigt sich seit 1976 mit verschiedenen Grabungs- und Konservierungsprojekten in Dahschur. Nach einem anfänglichen Schwerpunkt auf den grossen Pyramidenanlagen des Königs Snofru und die Pyramide Amenemhets III. aus dem Mittleren Reich (zirka 1840 bis 1800 v.Chr.) richtet sich die Aufmerksamkeit der Erforschung des Platzes in den letzten Dekaden auf die Amtsträger, die im Kontext der Staatsnekropole unter anderem Verwalter und Priester gewesen sind, und auf die Lebens- und Siedlungsgemeinschaften, die im Zusammenhang mit der Monumentalnekropole bestanden haben. (mai/mgt)
Quelle: DAI Kairo / Stephan Seidlmayer
Ein Diener bringt eine Ente für das Totenopfer.
Quelle: DAI Kairo / Stephan Seidlmayer
Schiff auf dem Nil.