Totentäli bei Winterthur: Neues Naturschutzgebiet mit Holzsteg
Im Totentäli am südwestlichen Stadtrand von Winterthur fühlen sich vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten wohl: Die Stadt hat dort nun ein rund 54 Hektar grosses Biodiversitätsgebiet geschaffen – und einen Holzsteg gebaut.
Quelle: zvg, Stadt Winterthur
Die Waldstrasse, die bislang durchs Totentäli führte, wurde zugunsten eines aus lokalem Lärchenholz angefertigten, 340 Meter langen Holzsteges aufgehoben und der Renaturierung überlassen.
Im Totentäli zwischen Wülflingen und dem Dättnauertal leben selten gewordene Schmetterlings-, Vogel- und Pflanzenarten sowie Tiere, wie die vom Aussterben bedrohte Geburtshelferkröte. Um deren Wiederansiedlung zu fördern und Flora und Fauna zu schützen, hat Stadtgrün Winterthur die Wald-, Feucht- und Wiesengebiete nun in einem grossen Naturschutzgebiet zusammengefasst.
Die Waldstrasse, die bislang durchs Totentäli führte, sei zugunsten eines aus lokalem Lärchenholz angefertigten, 340 Meter langen Holzsteges aufgehoben und der Renaturierung überlassen worden, wie die Stadt am Dienstag mitteilte. Mit dem Steg sollen Interessierte die Natur in einem sensiblen Schutzgebiet beobachten können, ohne sie durch Fussabdrücke unbeabsichtigt zu zerstören.
«Glögglifrosch»-Kolonie lebt im Totentäli
Das neue Biodiversitätsgebiet setzt sich aus diversen Naturflächen zusammen. Bereits in den 1970er-Jahren wurden hier kleine Weiher und Feuchtwiesen geschaffen, um Amphibien zu fördern. Dies mit Erfolg: Dank einer dort lebenden Kolonie der stark gefährdeten Geburtshelferkrüte – im Volksmund auch «Glögglifrosch» genannt – befindet sich das Totentäli heute im Bundesinventar der Amphibienleichengebiete von nationaler Bedeutung.
Das Feuchtgebiet wurde nun durch den Bau von drei Weihern und kleineren Feuchtstellen, der Abtragung eines Erdwalls und der Aufhebung der Waldstrasse vergrössert. Ebenfalls vergrössert wurde das Waldreservat am Nordhang des Totentälis – bei der Bevölkerung auch als «Schuppentännli» bekannt. Das Gebiet sei seit einiger Zeit bewusst nicht mehr forstwirtschaftlich genutzt worden, weil es zahlreichen Vogel-, Käfer- und Pilzarten als Lebensraum dient.
Quelle: zvg, Stadt Winterthur
Dank einer hier lebenden Kolonie der stark gefährdeten Geburtshelferkröte – im Volksmund auch «Glögglifrosch» genannt – befindet sich das Totentäli heute im Bundesinventar der Amphibienleichengebiete von nationaler Bedeutung.
Auf der gegenüberliegenden sonnigen Hangseite wird der Waldboden laut Stadt aber weiterhin regelmässig aktiv entbuscht. Zudem werden weniger Bäume pro Fläche stehengelassen, um mehr Licht auf den Waldboden durchdringen zu lassen. Solch «lichte» Wälder mit trockenen und mageren Böden würden von Orchideen und Schmetterlingen bevorzugt. Für licht- und wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten gibt es zudem Magerwiesen an den Südhängen zum Dättnauertal.
54 Hektar grosses Naturschutzgebiet
All diese einzelnen Gebiete, in denen Stadtgrün Winterthur in der Vergangenheit bereits biodiversitätsfördernde Massnahmen betrieben hat, wurden nun mit Zwischenbereichen ergänzt und zu einem grossen rund 54 Hektar grossen Naturschutzgebiet zusammengeführt. Ende 2021 hatte der Winterthurer Stadtrat für die Projektierung und Realisierung ingesamt 300'000 Franken gesprochen.
Davon wurden 200'000 Franken aus dem Paul Kaspar Späni-Schätti Naturschutzfonds entnommen und dem Projekt gutgeschrieben. Unterstützt wird das Projekt zusätzlich mit kantonalen Mitteln. Durch den Verzicht auf die Holznutzung im Naturwaldreservat wird die Stadt gemäss Mitteilung ausserdem vom Kanton monetär entschädigt. (mgt/pb)
Paul Kaspar Späni-Schätti Naturschutzfonds
Der Winterthurer Paul Späni (22.6.1917–20.11.1995) hat 1940 das Technikum mit einem Diplom für Hochbau abgeschlossen und war als freischaffender Bauingenieur tätig. Als Projektleiter und Chefbauführer war er nebst vielen weiteren Projekten unter anderem von 1955–1959 für den Bau des Kantonsspitals Winterthur und von 1970–1976 für die Erstellung der Wohnsiedlung Hardau in Zürich verantwortlich.
Zeitlebens genoss er in seiner Freizeit die Umgebung von Winterthur mit den ausgedehnten Wäldern, Fluren und Bächen. Sie schenkten ihm «unvergessliche Erlebnisse seit meiner frühen Jugend», wie er in einem Schreiben an die Stadt festhielt. Weil er diese Gegend so schätzte, ihr etwas zurückgeben wollte und sich «um die ständig zunehmende Gefährdung der Lebensräume» sorgte, bedachte er die Stadt Winterthur mit einem Nachlass.
Das Geld könne für eine «Revitalisierung, bzw. Rückführung eines Wald-, Flur-, Bach- oder Flussabschnitts oder eines Weihers in den naturnahen Zustand verwendet werden», hielt er fest. In einer Ergänzung wünschte er die «Erstellung von einem grösseren oder zwei kleineren in sich geschlossenen Naturschutz-Reservaten». Die Stadt Winterthur richtete 1996 aus dem Nachlass von 200’000 Franken den «Paul Kaspar Späni-Schätti Naturschutzfonds» ein. (mgt)