Textilien von der HSLU für historische Häuser der Stiftung „Ferien im Baudenkmal“
Ein Teppich, dessen Grau und Rot an die Mauern und die Geranien davor erinnert oder eine Decke, deren Muster Bezug zur Täferung und zum gestreiften Sofa nimmt. Künftige Textildesignerinnen und -designer von der HSLU haben sich von Bauten der Stiftung „Ferien im Baudenkmal“ inspirieren lassen und Textilien für deren Ferienhäuser gestaltet.
Quelle: Stephanie Meier
Das Haus Tannen in Morschach (SZ) mit Teppich von Stephanie Meier.
Mit Baujahr 1341 ist es eines der ältestes Häuser der Schweiz: das Haus
Tannen in Morschach (SZ). Seit Jahrhunderten haben hier Reisende übernachtet. Einst
waren es Handelsleute, die zwischen dem Urnerland und dem Gotthard gewesen sind,
heute sind es Feriengäste.
Auch Stephanie Meier von der Hochschule Luzern (HSLU) besuchte das Haus ebenfalls, jedoch allerdings zu Studienzwecken. Die Textildesignstudentin liess vom Blockbau zu einer Kollektion inspirieren, die Prototypen für Geschirrtücher, Teppiche und Decken umfasst. Dies geschah im Rahmen des Projekts «Destination Heritage», in Kooperation mit der Stiftung «Ferien im Baudenkmal». – Das Haus Tannen ist eine von rund 50 historischen Bauten in der Schweiz, die von der Stiftung verwaltet und als Ferienunterkünfte vermietet werden.
„Die roten Fellläden des Hauses, die roh gehauenen Steine im Eingangsbereich, die von einem Brand gezeichneten Holzbalken, das tiefe Blau des Vierwaldstättersees – ich habe versucht, alle Facetten dieses Ortes mit meinen Entwürfen aufzugreifen“, erklärt Meier. Sie verwendete für ihre Prototypen natürliche Materialien wie Leinen, Wolle und sogar Textilreste aus der Weberei: „Im Mittelalter hatten die meisten Menschen keine edlen Stoffe zur Verfügung, sondern mussten auf das zurückgreifen, was grad da war. Meine Materialwahl spiegelt diesen Umstand wider.“
Inspiration aus Graubünden, dem Wallis und dem Thurgau
Neben Meier entwarfen drei weitere Bachelorstudentinnen Kollektionen für „Destination Heritage“. Auch sie setzten sich dafür anhand eines historischen Ferienhauses mit der Baukultur in ihrer jeweiligen Heimatregion auseinander: Die Thurgauerin Jana-Sophie Rehman entwarf und webte für das Fischerhaus in Romanshorn (TG), Estelle Ruedin aus der Walliser Gemeinde Venthône für das Château de Réchy in Réchy (VS) und die Flimserin Lara Grünenfelder für das Türalihus in Valendas (GR). Als Industriepartner für die Realisierung der Küchentextilien konnte die Rigotex AG gewonnen werden.
„Projekte mit Partnern aus Wirtschaft und Kultur sind ein fester Bestandteil unseres Studiums“, so Textildesign-Dozentin Marion Becella Neff, die das Projekt initiiert hat. Für den späteren Einstieg ins Berufsleben seien solche Kooperationen von unschätzbarem Wert, weil Studentinnen und Studenten ihre Ideen und Fähigkeiten «an der Realität spiegeln können», sagt sie. „Im Projekt treffen handwerkliche Raffinesse und industrielle Produktionsbedingungen aufeinander.“
Limitierte Serie als Ausstattung für Ferienhäuser
Von der Stiftung begleitete Claudia Thommen, Verantwortliche
Architektur und Baukultur, die vier Studentinnen und begutachtete ihre
Vorschläge. „Es ist unglaublich spannend zu sehen, wie die Studentinnen die
unterschiedlichen Materialitäten und baukulturellen Eigenschaften unserer
Baudenkmäler in eine Textilsprache übersetzt haben“, so Thommen.
Erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurden die Arbeiten vor Kurzem an der Retail-Messe Ornaris in Bern. Laut HSLU-Dozentin Marion Becella Neff ist das Projekt beim Publikum auf reges Interesse gestossen. Die Stiftung „Ferien im Baudenkmal“ prüft in den kommenden Monaten zudem, ob sie Geschirrtücher aus „Destination Heritage“ im nächsten Jahr als limitierte Serie für die Ausstattung der Ferienhäuser auflegen kann. (mai/mgt)