Swissgrid unter Strom, um Netzbetrieb und Versorgung sicherzustellen
Für die Schweizer Stromnetzbetreiberin Swissgrid wird die Stabilisierung des Schweizer Stromnetzes ausserhalb des EU-Stromabkommens immer aufwendiger und teurer. Dennoch scheut Swissgrid-Chef Yves Zumwald keinen Effort. Notfalls könne der Transit nach Italien eingestellt werden.
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Strommast von unten, Symbolbild.
Ob eisige Temperaturen oder sommerliche Hochproduktion der Wasserkraft – das Schweizer Übertragungsnetz war letztes Jahr zu 100 Prozent verfügbar, wie Swissgrid-Chef Yves Zumwald am Dienstag in Zürich sagte. Für den Endkonsumenten nicht bemerkbar waren die zunehmenden Massnahmen von Swissgrid, um die Netzstabilität zu gewährleisten. Seien Eingriffe in den Echtzeitbetrieb wegen ungeplanten Lastflüssen früher die Ausnahme gewesen, seien sie heute alltäglich. Mit dem Ausstieg aus der Atomkraft und dem Ausbau der erneuerbaren Energie würden die Anforderungen noch grösser. Einmal mehr betonte Zumwald deshalb die Notwendigkeit der Schweiz, dem EU-Stromabkommen beizutreten. Denn dadurch könnte die Schweiz im grenzüberschreitenden Handel an der Marktkoppelung mit der EU teilnehmen und ungeplante Lastungleichheiten effizient regeln.
Auf Kosten der Endkunden
Die Netzstabilität in der Schweiz könne mittel- und langfristig nur im europäischen Kontext gewährleistet werden. Negative Folgen habe die eingeschränkte Zusammenarbeit mit den europäischen Übertragungsnetzbetreibern am Ende auf die Kosten der Endkunden, führte der Unternehmenschef aus. Der Strom kümmere sich nicht um die Grenzen und Swissgrid greife ein, wenn immer nötig. Als Notbremse könnte Swissgrid den Transit nach Italien aussetzen – allerdings müsste Swissgrid Firmen wie BKW und Alpiq die Einnahmeausfälle, die entstünden, finanziell kompensieren. "Wir haben der EU-Kommission gesagt, sie spiele mit dem Feuer", führte stellvertretende Unternehmenschef und Leiter Technology, Rainer Mühlberger, aus. Im März habe Europa gesehen, wie stark sich Probleme mit einem einzelnen Übertragungsnetzbetreiber auswirken könnten. Wegen einem Konflikt zwischen Serbien und Kosovo wurde zu wenig Energie eingespeist, was unter anderem die Synchronisierung der Backofenuhren in ganz Europa verzögerte.
"Energiewende schneller als Leitungsausbau"
Neben der EU-Politik der Schweiz ist Swissgrid auch der Lokalpolitik ausgeliefert. Der Um- und Ausbau des Übertragungsnetzes komme wegen zahlreichen Einsprachen weiterhin nicht rasch genug voran, so Zumwald. Der Ausbau der Wasserproduktion im Wallis nütze nichts, wenn diese Leistung und Energie nicht abtransportiert werden könne. So befänden sich wichtige Leitungsprojekte wie Bickigen-Chippis und Bassecourt-Mühleberg noch immer im Plangenehmigungsverfahren, führte Zumwald aus. "Die Energiewende geht schneller als der Leitungsausbau", stellt er fest.
Betrieblich habe Swissgrid eine solide Ausgangslage geschaffen, um die Positionierung als Rückgrat der Versorgungssicherheit der Schweiz weiter zu festigen. Der gesetzlich definierte Betriebsgewinn (Ebit) von Swissgrid fiel letztes Jahr mit 125 Millionen Franken um 21 Prozent tiefer aus als im Vorjahr. Grund für den Rückgang sei die Reduktion des vom Bund festgelegten Kapitalkosten-Zinssatzes (WACC) von 4,7 Prozent im Vorjahr auf 3,83 Prozent im letzten Jahr.
Stabiles Ergebnis für 2018 erwartet
Der Reingewinn sank um 29 Prozent auf 65,3 Millionen Franken, wie Swissgrid weiter bekannt gab. Im laufenden Jahr dürfte das Unternehmensergebnis aufgrund des unveränderten Kapital-Kostenzinssatzes stabil bleiben.
Der Verwaltungsrat beantragt der Generalversammlung vom 15. Mai 2018 eine Ausschüttungsquote von 45 Prozent des Jahresgewinns. Die bisherigen Mitglieder stellen sich mit Ausnahme des zurücktretenden Andreas Rickenbacher an der Generalversammlung der Wiederwahl. Die Kantone haben Claude Nicati als Vertreter in den Verwaltungsrat abgeordnet. Der nach dem Rücktritt von Rickenbacher frei werdende zweite Sitz der Kantone im Verwaltungsrat wird gemäss Entscheid der Konferenz der Kantonalen Energiedirektoren (EnDK) aktuell nicht besetzt.
Bereits letzten Monat bekannt gab Swissgrid, dass die Tarife dank Effizienzsteigerungen für das Stromübertragungsnetz 2019 erneut sinken werden. Ein typischer Vierpersonenhaushalt wird noch 45 Franken pro Jahr zahlen müssen – sieben Franken weniger als dieses Jahr. (sda)