14:05 VERSCHIEDENES

Studio Ghibli: Von Heidi bis Totoro

Geschrieben von: Pascale Boschung (pb)
Teaserbild-Quelle: Studio Ghibli

Die Szenerien und Strukturen in Zeichentrickfilmen des weltberühmten japanischen Studio Ghibli sind wahnsinnig detailreich. Die Gründer des Animationsstudios haben insbesondere auch an einer in der Schweiz bekannten Serie mitgewirkt: Heidi.

«Chihiros Reise ins Zauberland», «Mein Nachbar Totoro» oder «Das Schloss im Himmel» sind nur einige der vielen Meisterwerke, die dem japanischen Studio Ghibli entstammen. Nicht jedem werden die teilweise bereits über 34 Jahre alten Zeichentrickfilme etwas sagen. Allerdings dürften viele in der Schweiz nocheine Serie kennen, an der die Studio-Gründer beteiligt waren: Heidi.

Heidi eroberte Ende des 19. Jahrhunderts die Welt. Zunächst in Form der Romane der Schweizer Schriftstellerin Johanna Spyri. Später erfuhr das aufgeweckte Alpenmädchen weiteren Bekanntheits-Schub durch die auf den Romanen basierende japanische Zeichentrickserie «Arupusu no Shōjo Haiji», was wortwörtlich übersetzt «Alpenmädchen Heidi» bedeutet. Erst kürzlich beleuchtete sogar eine Ausstellung im Landesmuseum Zürich die Entstehungsgeschichte hinter der Kultserie.

Gründung des Studio Ghibli

Bis 1974 entstand die Heidi-Serie unter der Regie von Isao Takahata und wurde durch das Studio Zuiyo Enterprise produziert. Verantwortlich für Szenenrahmen und Bildschirmzusammenstellung war damals Hayao Miyazaki, der später gemeinsam mit Takahata das heute weltberühmte Studio Ghibli gründete. Zahlreiche Filme und Serien wurden seit dessen Gründung am 15. Juni 1985 von den kreativen Köpfen hinter dem Studio veröffentlicht. Und nicht wenige davon wurden sogar mit einem Oscar geehrt.

Ein grosser Teil der vielen Werke lässt Zuschauer in ferne, oft auch magische Welten eintauchen und präsentiert wahnsinnig detaillierte Landschaften und Strukturen. Beispielsweise jene im herzigen Familien-Film «Mein Nachbar Totoro», der die Geschichte von Satsuki, Mei und ihrem Vater erzählt, die gerade aufs Land gezogen sind. Genauer in ein traditionelles japanisches Haus mit Shōji-Schiebetüren und einem Badezimmer, dass in drei Räume aufgeteilt ist: Vorraum, Toilette und Ofuro mit Dusche und Badewanne.

Die Liebe zum Detail

Zu Anfang des Filmes fährt die kleine Familie völlig überladen mit ihrem Hab und Gut durch die japanische Provinz. Dem Zuschauer wird bereits da klar, was die Filme von Studio Ghibli ausmacht: Der kleine Umzugslastwagen tuckert an weitläufigen Reisfeldern und riesigen Wäldern vorbei, die so detailreich gezeichnet sind, dass sie als Gemälde durchgehen könnten.

Da sich die erzählte Geschichte in erster Linie an Kinder richtet, stellt sich hierbei die Frage: Warum diese Liebe zum Detail? Den meisten jungen Zuschauern werden solche Merkmale gar nicht erst auffallen. Aber genau dieser Mix aus liebevollen Details, verpackt in eine kunterbunte Geschichte, machen viele Kreationen des Studio Ghibli so speziell und erweitern dementsprechend auch das Alter des Zielpublikums.

Klassische Techniken

Einzigartig sind die Filme aber auch durch ihre Produktionstechnik. Denn während heutzutage viele Animationsfilme am Computer entstehen, setzt das Studio auf klassische Techniken wie beispielsweise das Abfotografieren handgezeichneter Folien. Computeranimationen werden nur in sehr begrenztem Umfang eingesetzt.

Zum Portfolio von Ghibli zählen neben verspielten Geschichten für Kinder und Jugendliche aber auch weniger enthusiastische Filme. Beispielsweise der Kriegsfilm «Die letzten Glühwürmchen» oder die Kreation «Nausicaa aus dem Tal der Winde», in der die Welt ein einziges Ödland ist, in dem sich ein Pilzwald ausgebreitet hat, dessen Sporen für Menschen hochgiftig sind.

Ghibli-Vergnügungspark auf Expo-Gelände

Die Popularität der Werke spiegelt sich aber nicht nur in zahlreichen Auszeichnungen wieder. Seit 2001 gibt es auch das Ghibli-Museum im Inokashira-Park in der Stadt Mitaka bei Tokio, in dem Fans noch einmal in die fantastischen Welten der Filme eintauchen können. Allerdings ist das Museum so beliebt, dass man Tickets sehr frühzeitig buchen muss.

2018 gab das Studio Ghibli ausserdem seine Pläne für einen Vergnügungspark auf dem einstigen Weltausstellungsgelände bei Nagoya bekannt. Wie der «Asienspiegel» im Januar berichtete, ist das Ganze ein Gemeinschaftsprojekt. Hauptinvestorin ist demnach die Präfektur Aichi. Das Studio übernimmt die künstlerische Leitung, das Medienhaus Chunichi Shimbun die unternehmerische Führung.

Park kostet 34 Milliarden Yen

Konkret soll das 194 Hektar grosse Gelände in fünf Themenbereiche gegliedert sein. Als Haupteingang des Parks dient demnach ein Turm, der typische architektonische Elemente aus dem Film «Das wandelnde Schloss» widerspiegelt. Im Zentrum des Expo-Geländes soll wiederum das Herzstück des Parks entstehen mit Ausstellungsräumen, einem Kino, Läden und Restaurants.

Der dritte Themenbereich widmet sich voll und ganz der reichen Naturwelt aus «Prinzessin Mononoke». Daneben sollen ausserdem das wandelnde Schloss, sowie das Haus von Kikiim Zentrum nachgebaut werden. Der 5. und letzte Bereich besteht bereits: Das Totoro-Haus, welches 2005 für die Weltausstellung von Aichi gebaut wurde. Die Baukosten für den Park belaufen sich auf rund 34 Milliarden Yen, umgerechnet rund 306 Millionen Schweizer Franken. Die ersten Arealesollen schrittweise im Herbst 2022 eröffnet werden.

Wer nun neugierig auf einen der oben erwähnten Filme ist oder zu Hause in der Sozialen Distanz eine Beschäftigung sucht, hat übrigens Glück: Ganze 21 Ghibli-Filme sind seit dem 1. April auf Netflix verfügbar.

Die Illustrationen stammen von «Angie's List». Das digitale Handwerker-Verzeichnis hat die Architektur-Stile verschiedenster Filme porträtiert. Weitere Infos unter: angieslist.com

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Redaktorin Baublatt

Zeichnet, schreibt und kreiert gerne. Themenbereiche: Bauprojekte sowohl international als auch regional, News aus Wissenschaft, Forschung, Technik, Architektur und Design.

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