Studie: Beeinträchtigt der Heuschnupfen kognitiv?
Erwacht die Natur nach dem Winter, beginnt die Heuschnupfensaison. Bei vielen sorgen Pollen für laufende Nasen, juckende Augen oder einen kratzenden Hals oder gar für Asthma. Wer darunter leidet, fühlt sich oft beeinträchtigt – auch bei der Arbeit. Ist dem tatsächlich so? Ein Team der Universität Basel hat dies in einer Studie untersucht.

Quelle: Aquincanus, eigenes Werk, CC BY-SA 4.0
Winzig aber für viele nervig, die unter Heuschnupfen leiden: Pollen auf den den Haaren eines Insekts, auf dem Bild handelt sich um Pollen der Feuerlilie.
Kaum beginnt es draussen wieder zu grünen und zu blühen, verbreiten sich Pollen in der Luft. Weil der Klimawandel die Pollensaison verlängert, leiden Betroffene damit auch länger unter Heuschnupfen, viele fühlen sich in ihrem Alltag eingeschränkt. Dies, teilweise auch kognitiv: Tränende Augen, eine verstopfte Nase oder auch Kopfschmerzen beeinträchtigen und erschweren das Arbeiten, nicht zuletzt vor allem, wenn im Freien tätig ist.
Doch inwiefern mindert die Pollenbalestung die Leistungsfähigkeit tatsächlich? Ein Forschungsteam uns Marloes Eeftens vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) ist dieser Frage in einer Studie auf den Grund gegangen und hat im Fachmagazin «Environmental Epidemiology» darüber berichtet.
An der Studie haben insgesamt 392 Erwachsene aus der Region Basel teilgenommen, rund zwei Drittel oder 299 litten unter nachgewiesenen Pollenallergie. «Es kann oft schwer sein, Probandinnen und Probanden für Studien zu finden. Hier war das Interesse aber sehr gross», sagt Baylee Corpening, Erstautorin der Studie. Diesen Umstand erklären sich Corpening und ihre Kollegen damit, dass sich viele Betroffene mit ihren Beschwerden nicht immer ernst genommen fühlen.
Kein signifikanter Zusammenhang zwischen Pollen und Leistung?
Vor dem Start der Studie wurde bei allen die persönliche Allergiesaison mit Hilfe eines Haut-Pricktests ermittelt. Dann absolvierten Probandinnen und Probanden zu Beginn ihrer Heuschnupfenphase während zehn Tagen täglich vier Online-Tests, mit welchen ihre kognitive Leistung überprüft wurden. Unter die Lupe genommen wurden dabei unter anderem Aufmerksamkeit, Konzentrationsfähigkeit, Reaktionszeit sowie verbales und visuell-räumliches Gedächtnis.
Laut Medienmitteilung der Universität Basel wurde bei den Tests keinen signifikanten Zusammenhang zwischen Pollenbelastung und kognitiver Leistung hergestellt. Wie Corpening erklärt, werden solche Tests werden oft verwendet, um Menschen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen zu testen. Sie seien jedoch möglicherweise nicht empfindlich genug, um kleine kognitive Veränderungen bei ansonsten gesunden Personen zu erfassen.
Dennoch nahmen manche Probandinnen und Probanden ihre eigenen Leistungen anders wahr, als es die erhobenen Daten zeigen. «Die Stimmung beeinflusst diese Selbsteinschätzung stark. Ein aktiver Lebensstil, der Konsum von Kaffee, Alkohol oder Medikamenten können ebenfalls die Wahrnehmung der eigenen Leistungsfähigkeit verändern», sagt Corpening. Daher weichen subjektives Empfinden und objektive Daten oft voneinander ab.
Auswirkungen von Pollen sind akutell nur bedingt erforscht
Allerdings: Die Auswirkungen von Pollen auf die Gesundheit sind - anders als bei Schadstoffen aus menschgemachten Quellen - nur bedingt erforscht. Überdies gewinnt das Thema zunehmend an Bedeutung, weil immer mehr Menschen Allergien entwickeln. - Das Forschungsteam um Marloes Eeftens untersucht daher im Rahmen mehrerer Studien systematisch, wie sich Pollen auf die physische und die mentale Gesundheit sowie die Leistungsfähigkeit auswirken.
Schätzungen zufolge sind rund 20 Prozent der Schweizer Bevölkerung allergisch auf mindestens eine Pollenart. Man vermutet, dass der westliche Lebensstil ein Grund dafür sein könnte. Eeftens erklärt dazu: «Verarbeitete Lebensmittel, häufige Antibiotikaeinnahmen und die zunehmend naturferne Lebensweise macht unser Immunsystem anfälliger, auf eigentlich harmlose Umwelteinflüsse wie Pollen zu reagieren.» (mgt/mai)
Die Pollensaison geht in der Schweiz auf ihren Höhepunkt zu
Die stärkste Zeit der Pollensaison hat begonnen. Nach einer kurzen Pause wegen des kühlen Wetters fliegen nun die Gräserpollen, wie das Allergiezentrum Schweiz am Montag mitteilte. Etwa 70 Prozent der Menschen mit Heuschnupfen reagieren allergisch auf sie.
Vor allem an warmen und sonnigen Tagen seien im Schweizer Flachland zunehmende Mengen an Gräserpollen unterwegs. Weiterhin in der Luft seien gleichzeitig die hochallergenen Birkenpollen.
Beltroffenen empfiehlt das Allergiezentrum (aha!), täglich die Pollenprognose zu prüfen und rechtzeitig Medikamente gegen Heuschnupfen einzunehmen. Heuschnupfen werde oft unterschätzt, betonte das Allergiezentrum. Wenn er nicht nicht behandelt werde, könne sich daraus ein Asthma entwickeln. Die Symptome könnten zudem die Leistungsfähigkeit in Schule, Ausbildung, Sport oder auf der Bühne stark beeinträchtigen.
Dieses Jahr sind die Gräserpollen früh unterwegs
Die Gräserpollensaison 2025 hat in der Schweiz aufgrund des milden Winters und Frühlings einen frühen Start hingelegt, wie Regula Gehrig vom Bundesamt für Meteorologie Meteoschweiz, das auch das nationale Pollenmessnetz betreibt, in der Mitteilung erklärte. Die Vegetation liegt ein bis zwei Wochen vor dem langjährigen Mittel. Eine kurze kühlere Phase vor Ostern habe das Wachstum zwar kurzzeitig verlangsamt, doch mit steigenden Temperaturen sei nun mit einer raschen Zunahme der Gräserpollen zu rechnen, so Gehrig weiter.
Laut dem privaten Wetterdienst Meteonews steigen die Temperaturen im Wochenverlauf stetig. Erst am nächsten Sonntag steigt laut den Prognosen das Schauerrisiko wieder an. Die Gräserpollensaison dauert laut dem Allergiezentrum bis in den Spätsommer. Der Höhepunkt ist im Mai und Juni. (sda/mai)