19:55 VERSCHIEDENES

Studie zeigt, dass Pflanzen das Klima in Europa beeinflussen

Teaserbild-Quelle: Capri23auto, pixabay.com, public-domain-ähnlich

Das Klima reguliert das Pflanzenwachstum, und das Pflanzenwachstum beeinflusst auch das Klima. Je nach Pflanzenmix wirken sich Ökosysteme sogar stark auf das Klima aus. Gut fünf Prozent der regionalen Klimaregulation lässt sich mit der Pflanzenvielfalt vor Ort erklären. — Dies zeigt eine Studie unter der Leitung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) an der auch die Universität Zürich und die WSL mitgearbeitet haben .

Blick über eine Wiese auf den Zürichsee und den Seedamm von Rapperswil.

Quelle: Marina Kraus, Unsplash

Das Klima beeinflusst das Wachstum der Pflanzen - und diese beeinflussen wiederum das Klima. Etwa indem sie für Kühlung sorgen.

Wo Pflanzen zum Beispiel viel Sonnenlicht reflektieren, ist es weniger warm. Für Kühlung können Pflanzen in ihrer Umgebung aber auch sorgen, indem sie Wasser verdunsten. Überdies sind Pflanzen fähig, grosse Mengen an Kohlenstoffdioxid zu binden. 

„Pflanzen und Klima stehen in einem äusserst komplexen Verhältnis zueinander“, sagt Stephan Kambach vom Lehrstuhl für Geobotanik an der MLU. „Das Klima hat einerseits einen erheblichen Einfluss auf das Pflanzenwachstum und auch auf die Merkmale der Pflanzen, etwa die Wuchshöhe, Dicke der Blätter oder Wurzeltiefe. Andererseits beeinflussen Pflanzen auf vielfältige Weise die klimatischen Bedingungen.“ Allerdings wusste man laut dem Experten bis anhin nur wenig darüber, wie stark die verschiedenen funktionellen Pflanzenmerkmale — wie zum Beispiel die Beschaffenheit ihrer Blätter oder ihrer Wurzeln — auf das Klima einwirken.

Was an 50'000 Orten in Europa grünt und blüht

Um diese Wissenslücke zu füllen, verband ein internationales Team im Rahmen einer Studie unter Leitung der MLU regionale Daten aus Satellitenbeobachtungen mit lokalen Erhebungen zu Pflanzen und Pflanzenmerkmalen an knapp 50’000 Orten in Europa. „Uns war es dabei wichtig, Flächen aus sehr unterschiedlichen Habitaten zu kombinieren. Unsere Daten umfassen deshalb Angaben aus Nadel-, Laub- und immergrünen Laubwäldern sowie verschiedenen Strauch- und Offenland-Formationen“, führt Helge Bruelheide aus, er ist  Seniorautor der Studie und Leiter der Arbeitsgruppe Geobotanik an der MLU.

Damit lässt sich laut Kambach zeigen, dass ein bedeutender Anteil der beobachteten klimaregulierenden Prozesse mit Unterschieden in den funktionellen Merkmalen der Pflanzen vor Ort erklärt werden kann. „Es kommt also stark darauf an, welche Pflanzen in welcher Menge in einem Ökosystem wachsen.“  Somit unterscheiden sich auch die einzelnen Ökosysteme in den Effekten, die sie haben, stark. Das gilt zum Beispiel für immergrüne Nadel- oder Laubwälder. Wie Kambach erklärt, konnte man nachweisen, das eine höhere Pflanzendecke insgesamt weniger Sonnenlicht reflektiert und grössere Blätter mit einer höheren Verdunstung sowie mehr gebundenem Kohlenstoff einhergehen.

Ansatzpunkte für den Naturschutz und die Politik

Damit liefert die Studie laut Bruelheide auch wichtige Ansatzpunkte für den Naturschutz und die Politik. „Bei der Planung von Massnahmen zur Eindämmung des Klimawandels sollten die potenziellen Auswirkungen und Rückkopplungen der biologischen Vielfalt berücksichtigt werden.“

Die Studie ist ein zentrales Ergebnis des europäischen Forschungsprojekts „FeedBaCks“, das die Rückkopplungsmechanismen zwischen Biodiversität und Klima sowie ihren Folgen für die Menschen untersucht. Koordiniert wird es von der Universität Zürich,  Partner sind zudem die Eidgenössische Forschungsanstalt (WSL) sowie die Universitäten Brno in Tschechien, Frankfurt/Main und Grenoble in Frankreich, ebenfalls mit dabei sind die deutsche Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und das Stockholm Resilience Center . - Die Studie ist Journal "Global Change Biology" veröffentlicht worden. (mai/mgt)

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