14:56 VERSCHIEDENES

Studie: Warum viele noch nicht aufs Elektroauto umsteigen möchten

Teaserbild-Quelle: Alexander Popov/unsplash

Was sind die Hindernisse für die Einführung von Elektroautos? Forscher der Universität Genf (UNIGE) zeigen in einer Studie auf, was viele Menschen in psychologischer Hinsicht noch davon abhält, umzusteigen. Unter anderem wird die Batteriereichweite unterschätzt.

Pendelverkehr auf Autobahn

Quelle: Alexander Popov/unsplash

Im Jahr 2020 machten laut der Universität Genf strombetriebene Autos einschliesslich der Hybridfahrzeuge nur ein Prozent der weltweiten Fahrzeugflotte aus.

Fahrzeuge mit fossilen Brennstoffen sind für fast 18 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Ihre Elektrifizierung sei daher zu einer der grössten Herausforderungen in der Energiewende geworden, schrieb die UNIGE kürzlich in einer Medienmitteilung.

Zwar nehme die Zahl der Elektrofahrzeuge in vielen Ländern zu, sie seien aber noch immer weit von der Erreichung des Marktanteils entfernt, mit dem Emissionen deutlich verringert werden können. Im 2020 machten laut der Universität strombetriebene Autos einschliesslich der Hybridfahrzeuge nur ein Prozent der weltweiten Fahrzeugflotte aus. Um die Klimaziele für 2030 zu erreichen, müsse aber ein Anteil von mindestens 12 Prozent erreicht werden.

Vorurteile gegenüber Elektrofahrzeugen

Finanzielle und technologische Hindernisse lassen sich – wie das Team der UNIGE festgestellt hat – mittels tieferer Anschaffungspreise, finanzieller Anreize und einem dichteren Netz von Ladestationen beseitigen. Welche Faktoren stehen einer breiten Akzeptanz also noch im Weg? Ein grosser Teil der Antwort liegt laut der Studie in dem fehlenden Wissen von Autofahrern.

Initiativen für Elektroautos im Zusammenhang mit der Energiewende hätten sich im Allgemeinen bisher auf die technischen und finanzielle Hindernisse beschränkt. «Psychologische Faktoren wurden nur wenig berücksichtigt», sagt Mario Herberz, Erstautor der Studie und Forscher im Labor für Verbraucherentscheidungen und nachhaltiges Verhalten an der Universität Genf. 

Viele Untersuchungen würden jedoch zeigen, dass der Einzelne nicht automatisch das Verhalten an den Tag lege, das für ihn selbst oder die Gesellschaft am vorteilhaftesten sei, da er oft keinen Zugang zu vollständigen und detaillierten Informationen habe.

Kapazität der Batterien wird unterschätzt

Für die Studie wurden mehr als 2‘000 Autofahrer in Deutschland und den Vereinigten Staaten befragt. Die Autoren stellten eine «kognitive Voreingenommenheit» fest. Tobias Brosch, Studienautor und Leiter des Labors erklärt: «Die Teilnehmer unterschätzten systematisch die Kompatibilität der auf dem Markt erhältlichen elektrischen Batteriekapazitäten mit ihren tatsächlichen Bedürfnissen.»

Mit anderen Worten: Die Verbraucher gehen davon aus, dass die Speicherkapazität der aktuellen Batterien nicht für ihre täglichen Fahrten ausreicht. Diese Annahme ist offenbar relativ verbreitet – die Forscher schätzen sie auf etwa 30 Prozent.

Um die Verbraucher dahingehend zu beruhigen, sollten laut den Forschern aber nicht nur das Netz der Ladestationen verdichtet und die Kapazität der Batterien erhöht, sondern auch Informationen bereitgestellt werden, die auf die spezifischen Bedürfnisse der Autofahrer zugeschnitten sind. Dies, um ihre Bedenken bezüglich der Anschaffung eines Elektroautos zu verringern.

Trend zu mehr Leistung

Das Forschungsteam stellte daneben auch fest, dass mehr als 90 Prozent der Fahrten mit E-Fahrzeugen mit einer Reichweite von 200 Kilometern möglich sein könnten, was laut der Universität unter den heute verfügbaren Batterien eine bescheidene Reichweite ist. Bei Elektrofahrzeugen gehe der Trend zurzeit hin zu mehr Leistung, heisst es weiter.

Die Forscher kamen aber auch zum Schluss, dass eine grössere Reichweite – zum Beispiel über 300 Kilometer – die Alltagstauglichkeit nicht erhöht: Sie wirke sich nur geringfügig auf die Anzahl zusätzlicher Fahrten aus, die mit einer elektrischen Ladung zurückgelegt werden könnten. «Die Vergrösserung der Batterien ist also kein Schlüsselelement der Energiewende», sagt Mario Herberz. (pb/mgt)

Die Studie wurde vom Bundesamt für Energie (BFE) mitfinanziert und im Fachmagazin «Nature Energy» veröffentlicht. 

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