HSLU-Studie: So sparen Zug, Bus und Tram noch mehr Energie
Lässt sich bei Zug, Tram oder Bus noch mehr Energie einsparen? Falls ja, wie viel und auf welche Weise? Eine vom BAV in Auftrag gegebene Studie der Hochschule Luzern (HSLU) bietet erstmals einen Überblick zu Ansätzen bei Heizung, Kühlung und Lüftung.
Quelle: SBB CFF FFS
Gut für die Umwelt: Reisen mit der SBB. - Die Studienautoren haben aber dennoch festgestllt, dass es noch Potenzial gäbe um Strom zu sparen. (Symbolbild)
Ein Zug verbraucht auf der Fahrt von A nach B zum einen Energie für die Fortbewegung, zum anderen aber auch für Heizung, Kühlung und Lüftung. Zwischen 10 und 40 Prozent der Energie, die öffentliche Verkehrsmittel während der Fahrt verbrauchen, dienen diesen Faktoren. Im Jahr sei dies etwa gleich viel, wie der mittlere jährliche Strombedarf von bis zu 400‘000 Haushalten mit vier Personen in der Schweiz, erklärt Stephan Husen, leitender Experte im Programm «Energiestrategie 2050 im öffentlichen Verkehr» beim Bundesamt für Verkehr (BAV).
Es lohnt sich also, genauer hinzuschauen, welche Einsparungen sich hier realisieren lassen, wie die Hochschule Luzern in einer Mitteilung von Dienstag schreibt. Allein in Europa gibt es bereits über 100 Studien, die verschiedene Aspekte dieses Themas beleuchten. Ihre Methodik und Aussagekraft sind laut Urs-Peter Menti von der HSLU aber sehr unterschiedlich. So fehlte es bisher an einer Übersicht sowie einer systematischen Analyse dieser Studien.
Beachtliches Einsparpotenzial
Das BAV gab vor diesem Hintergrund im Zuge des Programms «Energiestrategie im öffentlichen Verkehr» Urs-Peter Menti und seinem Team vom Institut für Gebäudetechnik und Energie den Auftrag, für Überblick und Klarheit zu sorgen. Dazu sichteten und bewerteten die Wissenschaftler bereits bestehende Studien. Am besten untersucht ist laut Menti dabei die Bahn. Allerdings liessen sich viele der Massnahmen auch auf Tram und Bus übertragen.
Aus denjenigen Studien, die die Forscher als besonders relevant gewichteten, leitete das Team schliesslich einen Massnahmenkatalog ab. Die Empfehlungen richten sich gemäss Mitteilung der HSLU in erster Linie an Transportunternehmen und Hersteller. Darin enthalten seien aber auch Anregungen für weitere Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkte.
Massnahmen von einfach bis visionär
Transportunternehmen bemühen sich laut Menti bereits um Einsparungen. Es biete sich hier aber weiteres Potenzial. Ein typisches Beispiel für eine vergleichsweise einfache, aber sehr wirkungsvolle Massnahme sei die Einführung der sogenannten energieoptimierten Abstellung. Denn Züge, die nicht in Betrieb sind, werden meist nicht ganz ausgeschaltet, um im Winter beispielsweise den Frostschutz zu sichern, Feuchtigkeitsschäden zu vermeiden oder weil das Aufstarten für einen kurzfristigen Einsatz ansonsten zu lange dauert.
Mit der neu entwickelten energieoptimierten Abstellung verbrauchen die Züge im Ruhezustand nur noch einen Bruchteil der bisher benötigten Energie und stehen trotzdem schnell wieder zur Verfügung. Prof. Urs-Peter Menti ist aber auch von einigen visionären Ideen angetan. Beispielsweise von jener, wo nur einzelne Zugwagen gesamthaft geheizt, gekühlt oder gelüftet werden sollen. Unabhängig davon, ob der Waggon voll ist oder ob nur eine Person darin sitzt.
Den Zug neu denken
Laut dem Forscher wäre es technisch denkbar und sinnvoll, dies jeweils pro Sitzplatz zu tun. In Randzeiten könnte so viel Energie gespart werden, wenn Heizung und Lüftung nur für besetzte Plätze aktiviert werden. «Vielleicht wäre es aufschlussreich, den Zugwagen gesamthaft neu zu denken», so Menti. Näheres hierzu verrät der Forscher in einem ergänzenden Interview auf der Webseite der HSLU. (pb/mgt)
Die Studie «Synthesebericht Energieeffizienz im Bereich Heizung, Kühlung, Lüftung im öffentlichen Verkehr» kann hier heruntergeladen werden.