Sind Tiere weniger unterwegs, können Ökoysteme leiden
Wohnen Tiere in immer dichter besiedelten Regionen und finden sie dadurch leichter Nahrung, kann dies weitreichende Auswirkungen auf die Ökosysteme haben. Zu diesem Schluss kommen deutsche Wissenschafter in einer Studie.
Quelle: Nathan Anderson, unsplash.com, gemeinfrei
Für ihre Studie beobachteten die Forscher über 800 Tiere mittels GPS.
Egal ob Langstreckenläufer wie das Zebra oder Kurzstreckensprinter wie der Hase: Säugetiere nehmen täglich kleinere und grössere Strecke unter die Hufe oder Pfoten um an Futter zu gelangen. Sind sie jedoch in stark vom Menschen geprägten Gebieten unterwegs, dann verringern sich diese Wege um bis zu zwei Drittel. Dies mag nicht nur an einer baulich veränderten Umgebung liegen, sondern auch an der Tatsache, dass die Vierbeiner dank den Zweibeinern einfacher an Nahrung kommen. Zu diesem Resultat ist ein Forscherteam von der Max-Planck-Gesellschaft, der ebenfalls deutschen Senckenberg-Gesellschaft sowie der Goethe-Universität im Rahmen einer Studie gekommen.
„In einigen Gebieten gibt es teilweise ein besseres Futterangebot, daher müssen die Tiere nicht mehr weiter Strecken auf sich nehmen, um satt zu werden“, erklärt Thomas Müller, vom Senckenberg-Forschungszentrum für Biodiversität und Klima sowie von der Universität Frankfurt. „Ausserdem schränken Strassen und die Zerstückelung vielerorts die Tiere in ihrer Bewegung ein.“ Müller und seine Kollegen befürchten, dass die Ökosysteme, die auf Tierwanderungen angewiesen sind, massgeblich beeinträchtigt werden könnten, weil Tiere Nährstoffe und Samen zwischen den bestimmten Gebieten transportieren. Zudem basierten viele natürliche Nahrungsnetze auf Tierbewegungen, meint Müller. „So könnte zum Beispiel der Austausch von Pflanzensamen durch Tiere zwischen verschiedenen Lebensräumen gefährdet werden.“
Für ihre Studie untersichten die zusammen mit 114 Koautoren die Bewegungen von 803 einzelnen Säugetieren rund um den Globus ausgewertet. Insgesamt untersuchten sie 57 Säugetierarten, vom Hasen über das Wildschwein bis hin zum Elefanten. Sie hatten dazu die einzelnen Tiere mit einem GPS ausgestattet und konnten damit die Tiere während mindestens zweier Monate verfolgen. (mai/mgt)