Schwebebahn in Wuppertal: Erneuter Glanz für Kaiserwagen
Genau genommen ist das Wahrzeichen von Wuppertal keine Schwebebahn, sondern eine Hängebahn. Nun wird der Wagen, mit dem einst Kaiser Wilhelm anlässlich einer Probefahrt unterwegs war, aufwendig restauriert.
Quelle: obs/WSW Wuppertaler Stadtwerke GmbH/WSW Archiv
Zu seiner Zeit ein technisches Wunderwerk: Die Schwebebahn von Wuppertal. (historische Aufnahme)
Wuppertal in Nordrhein-Westfalen ist eine verhältnismässig junge Stadt: 1929 mit der Vereinigung der Städte Elbersfeld, Ronsdorf, Cronenberg und Vohwinkel gegründet, zählt sie heute zu den 20 grössten Städten Deutschlands. Geprägt von der Industrialisierung war man hier technisch früh auf der Höhe der Zeit. Davon erzählt das Wahrzeichen der Stadt an der Wupper: die Schwebebahn.
Ende des 19. Jahrhunderts hatten sich die Städte, die später zu Wuppertal werden sollten, derart schnell ausgebreitet, dass sie zu einer Agglomeration mit rund 400‘000 Einwohnern zusammengewachsen waren. Dies wiederum hatte zur Folge, dass die Verhältnisse auf den für Kutschen und Fussgänger angelegten Verkehrswegen in der Talsohle bei der Wupper, wo sich wichtige Unternehmen und Wohnquartiere befanden, an ihre Grenzen zu stossen drohten. Hätte man dieses Gebiet mit neuen Strassen oder gar einer Eisenbahn erschliessen wollen, wäre dies äusserst aufwendig und teuer geworden. Eine Untergrundbahn war wegen der Geologie ebenfalls nicht möglich. Schlussendlich entschied man sich den Verkehr in luftige Höhen zu verlegen - mit einer Schwebebahn.
Neuste Technik vor über 100 Jahren
In den 1880er-Jahren entwarf der Kölner Ingenieur Eugen Langen eine solche Schwebebahn. Oder vielmehr eine Einschienenbahn oder Hängebahn. Denn genau genommen ist die Bahn in Wuppertal keine Schwebebahn, weil zwischen dem Fahrzeug und der Fahrbahn ein ständiger Kontakt besteht, sie somit auf einer Schiene über die Stadt gleitet.
Quelle: abs/WSW Wuppertaler Stadtwerke GmbH / WSW Archiv
Der Kaiserwagen der Schwebebahn von Wuppertal bei der Einfahrt in die Jugendstil-Haltestelle "Werther Brücke".
Im Oktober im Jahr 1900 hatte die Bahn besondere Fahrgästen an Bord: Kaiser Wilhelm und Kaiserin Auguste Viktoria liessen sich über die Stadt transportieren – anlässlich einer Probefahrt. Zu diesem Zeitpunkt waren die Bauarbeiten für die Bahn noch nicht abgeschlossen: Der erste Streckenabschnitt ging erst am 1. März 1901 offiziell in Betrieb, der letzte im rund zwei Jahre später.
Der Wagen, mit dem das hohe Paar einst unterwegs gewesen war, soll nun nach und nach aufwendig rundumerneuert werden –damit er pünktlich zu seinem 150. Geburtstag in neuem Glanz erstrahlen kann. Es gehe um nicht weniger als um den Erhalt eines der herausragenden Technikdenkmäler des Landes, wird Ulrich Jaeger, Geschäftsführer der Wuppertaler Stadtwerke GmbH (WSW) in der Medienmitteilung der WSW zitiert.
Die Restaurierungsarbeiten bedeuten auch einige Recherchearbeit. Für das beim Bau der ersten Schwebebahngeneration verwendete Material gebe es nur im begrenzten Umfang Materialkennwerte. Darum werden die Ingenieure mit theoretischen Annahmen arbeiten, die sich erst in der Praxis bestätigen lassen. Im September sollen die Arbeiten dann abgeschlossen sein – sofern die Testfahrten erfolgreich sind. (mai)