Schlafmohn-Anbau am Sechseläutenplatz?
Beim Zürcher Sechseläutenplatz, wo sich heute das Parkhaus Opéra befindet, haben Bauern vor rund 7000 Jahren Schlafmohn angebaut. Dies zeigt die Studie eines Forschungsteams der Universität Basel.
Heute ist Schlafmohn vor allem als Grundstoff für Opium beziehungsweise
Heroin bekannt. Allerdings ist er auch eine wertvolle Nahrungs- und
Heilpflanze: Aus den Samen des Schlafmohns kann Speiseöl gewonnen werden, zudem
lässt er sich auch zu Brei verarbeiten.
Während man von früh domestizierten
Nutzpflanzen wie Getreide, Hülsenfrüchten und Flachs annimmt, dass sie in
Südwestasien angebaut worden sind, geht die Wissenschaft beim Schlafmohn davon
aus, dass er zuerst im westlichen Mittelmeerraum gezogen wurde, wo er bis heute
wild wächst. Ab etwa 5500 v. Chr. begannen auch Bauern rund um die Alpen
Schlafmohn grossflächig anzubauen und damit zu domestizieren, wie Fachleute
bislang lediglich annahmen. Nun konnte ein Forschungsteam der Universitäten
Basel und Montpellier diese Hypothese im Rahmen einer Studie untermauern.
Pfahlbausiedlung am Zürichseeufer
Quelle: Raül Soteras, AgriChange-Projekt
Mohnsamen, die an der archäologischen Fundstelle in Zürich beim Parkhaus Opéra geborgen sorden sind.
Dazu analysierten die Wissenschaftler unter anderem Samen, die bei der Ausgrabung einer rund 5000 Jahre alten Pfahlbausiedlung an den Ufern Zürichsees gefunden worden waren. Sie befand sich am heutigen Standort des Opéra-Parkhauses am Sechseläutenplatz.
Die Untersuchung jener Mohnsamen ergab, dass es sich etwa bei der Hälfte um die Wildform handelte, die andere Hälfte waren domestizierte Schlafmohnexemplare. «Dafür gibt es zwei mögliche Erklärungen», so Ana Jesus vom Forschungsteam. «Bauern könnten diese beiden Varianten gemischt haben, oder aber der Selektionsdruck durch den Anbau hat dazu geführt, dass sich der Schlafmohn allmählich in die Variante verwandelt hat, die wir als domestizierten Schlafmohn kennen.»
Subtile Unterschiede der Mohnsamen
«Wann und wo genau der Schlafmohn domestiziert wurde, liess sich bisher nicht genau bestimmen», erklärt Studienleiter Ferran Antolín von der Universität Basel und dem Deutschen Archäologischen Institut in Berlin. Ferran und seine Kollegen nutzten für ihre Untersuchung eine neuartige Methode, die Ana Jesus im Rahmen ihrer Doktorarbeit entwickelt hat und die es ermöglicht, die subtilen Unterschiede von Samen wilden und domestizierten Mohns bei archäologischen Funden festzustellen. Laut Ferran hat es bis anhin an solchen Methoden gefehlt. (mgt/mai)