Rund 1300 Jahre alte Siedlung in Schötz LU entdeckt
Bei einer archäologischen Grabung in Schötz LU wurden Reste einer bisher unbekannten Siedlung aus dem Frühmittelalter entdeckt. Die Funde weisen auf eine über 1000-jährige Siedlung hin und geben Einblick in das Leben zwischen 600 und 800 n. Chr. im Wiggertal.
Quelle: Kantonsarchäologie Luzern
Das Grabungszelt im Wohnquartier an der Schötzer Unterdorfstrasse.
Die Luzerner Kantonsarchäologie führt seit Mitte Januar auf dem Gelände an der Unterdorfstrasse 6e in Schötz auf einer Fläche von 800 Quadratmetern Ausgrabungen durch. Dabei wurden Spuren entdeckt, die weit ins Frühmittelalter zurückreichen und zeigen, dass der Ortsteil zwischen 600 und 800 n. Chr. bewohnt wurde, wie die Luzerner Staatskanzlei am Freitag mitteilte.
Einblick in Alltag vor über 1300 Jahren
Die archäologischen Befunde umfassen die Überreste zahlreicher Holzgebäude, darunter Wohn- und Wirtschaftsgebäude, die typischerweise als Pfostenbauten konstruiert wurden: Die hölzernen Ständer der Wände waren direkt im Boden verankert, weshalb von solchen Gebäuden in erster Linie charakteristische Reihen von «Pfostenlöchern» zeugen.
Auch gut erhaltene Reste von Grubenhäusern wurden entdeckt, die als Keller-, Vorrats- und Arbeitsräume dienten. In Schötz ist die Nutzung dieser Grubenhäuser gemäss Mitteilung unter anderem als Webkeller für die Textilproduktion belegt. Dies würden zahlreiche Webgewichte beweisen, die teilweise noch am Standort eines Webstuhls gefunden wurden.
Quelle: Kantonsarchäologie Luzern
Fragment einer verzierten silbernen Gewandschliesse aus dem 6. Jahrhundert, mit Einlagen von Almandin.
Umfangreiche Schlackenreste weisen zudem auf die intensive Tätigkeit in einer Schmiede hin. Daneben zeugen Fragmente von Keramikgeschirr und Speiseabfälle vom Alltag der Menschen. Auch Bruchstücke von aus dem Alpenraum importierten Speckstein-Gefässen liegen vor.
Grosse Bedeutung für Siedlungsgeschichte des Wiggertals
Herausragend sei der Fund eines Fragments einer silbernen «Bügelfibel», einer Gewandschliesse, die im 6. Jahrhundert hergestellt wurde. Normalerweise werden solche Gewandschliessen laut Mitteilung nur in Gräbern gefunden, da die Toten in jenen Jahrhunderten in ihrer Tracht bestattet wurden. Das aus Silber gefertigte Schmuckstück mit Einlagen von rotem Almandin sei der erste Fund dieser Art im Kanton Luzern und belege die Präsenz einer gesellschaftlichen Oberschicht in Schötz.
Da Siedlungen aus dem 7./8. Jahrhundert oft durch spätere Überbauung zerstört wurden, seien Funde solcher Siedlungsreste äusserst selten und von grosser Bedeutung für die Siedlungsgeschichte des Wiggertals, heisst es weiter. Die Ausgrabungen dokumentieren die archäologischen Spuren in Schötz, die nun durch den Bau des Mehrfamilienhauses zerstört werden. Die Untersuchung wurde gemäss Staatskanzlei diese Woche abgeschlossen. (mgt/pb)
Quelle: Kantonsarchäologie Luzern
Deutlich zeichnen sich die freigelegten Spuren der frühmittelalterlichen Siedlung als Verfärbungen im Boden ab.