Römische Münzen in den Berner Hochalpen entdeckt
Archäologen haben beim Ammertenhorn auf 2600 Meter über Meer römische Münzen und Bergkristalle geborgen. Die Weihegaben aus der Römerzeit können ab dem 23. Februar im Bernischen Historischen Museum besichtigt werden.
Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Regula Glatz
Die Fundstelle am Ammertenhorn während der Ausgrabung Ende Sommer 2022.
Die Fundstelle beim Ammertenhorn in der Gemeinde Lenk im Berner Oberland wurde im Sommer 2020 von einem Läufer im Gelände entdeckt, wie der Kanton Bern und das Bernische Historische Museum am Montag mitteilten. Daraufhin führte der Archäologische Dienst in den letzten zwei Jahren auf dem Hochplateau Untersuchungen durch, um weitere Funde zu sichern.
Hochplateau als heiliger Ort
Inzwischen wurden hundert römische Münzen, das Fragment eines Votivbleches aus Bronze – es handelt sich dabei um eine Weihegabe in Form eines Blattes –, 27 Bergkristalle und weitere Objekte geborgen. Dabei stellt sich die Frage, warum Menschen vor rund 2000 Jahren die Strapazen eines Aufstiegs in diese Höhe auf sich nahmen.
«Vergleichbare Fundensembles werden oftmals als Weihegaben gedeutet. Auch das Hochplateau zwischen Ammertenhorn und dem weithin sichtbaren, erhabenen Wildstrubelmassiv könnte ein heiliger Ort gewesen sein», erklärt der Berner Kantonsarchäologe Adriano Boschetti in der Mitteilung.
Gaben für Alpengottheiten
Dass die Alpen für die Römer eine grosse Bedeutung hatten, zeigt etwa ein 1926 im römischen Heiligtum von Thun-Allmendingen gefundener Sockel für ein Kultbild. Seine lateinische Inschrift besagt, dass er von der ortsansässigen Bevölkerung den Alpengöttinnen gestiftet wurde.
Mit dem Niederlegen von Gaben konnten die Gläubigen damals mit diesen Gottheiten in Kontakt treten, etwa um sie zu besänftigen, um ihnen zu danken oder um sie um die Erfüllung eines Wunsches zu bitten.
Die Neufunde vom Ammertenhorn werfen laut Mitteilung nun ein neues Licht auf den seit Längerem bekannten Fund aus Allmendingen. Offenbar gab es nicht nur am «Tor zu den Alpen», sondern auch im Hochgebirge heilige Orte, die immer wieder aufgesucht wurden.
Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Regula Glatz
Eine römische Münze am Fundort beim Ammertenhorn.
Weihegaben im Museum zu sehen
Die Weihegaben aus der Römerzeit sind ab dem 23. Februar im Rahmen der zweiten Ausgabe des Ausstellungsformates «Archäologie aktuell. Berner Funde frisch aus dem Boden» im Bernischen Historischen Museum zu sehen. Die Zugänglichkeit der Neufunde aus den Berner Alpen sind ein Ergebnis der Kooperation des Archäologischen Dienstes und des Bernischen Historischen Museums.
«Aktuelle archäologische Forschungen stossen bei den Bernerinnen und Bernern auf grosses Interesse. Mit dem Ausstellungsformat können die neusten Entdeckungen wie jene vom Ammertenhorn der Berner Bevölkerung frisch von der Ausgrabung gezeigt werden», so Thomas Pauli-Gabi, Direktor des Bernischen Historischen Museums. (mgt/pb)
Weitere Informationen zum Ausstellungsformat unter: www.bhm.ch
Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Regula Glatz
Das Wildstrubelmassiv oberhalb der Fundstelle am Ammertenhorn.
Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Regula Glatz
Einer der 27 Bergkristalle vom Ammertenhorn.
Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Markus Detmer
Das Votivblech vom Ammertenhorn.