14:37 VERSCHIEDENES

Im niederländischen Rijksmuseum wird derzeit ein römischer Sarg restauriert

Geschrieben von: Pascale Boschung (pb)
Teaserbild-Quelle: Rijksmuseum van Oudheden

Im Rijksmuseum van Oudheden in der niederländischen Stadt Leiden wird derzeit ein römischer Sarkophag aufwendig restauriert. Das Objekt wurde vor über 90 Jahren bei Ausgrabungen in der Gemeinde Simpelveld gefunden. 

Zeitraffer der Demontage durch die Experten. (Video: Rijksmuseum van Oudheden)

Die historische Grabstätte wurde 1930 in der Gemeinde Simpelveld entdeckt. Unmittelbar danach erwarb das Rijksmuseum van Oudheden (ROM) den Sarkophag. Experten setzten die grossen Fragmente des Sarges daraufhin zusammen und montierten diese auf einem Holzrahmen, um sein stattliches Gewicht von rund 800 Kilogramm besser tragen zu können und ihn ins ROM zu transportieren. 

Drei Monate nach seiner Entdeckung wurde der knapp 2,5 Meter lange Simpelveld-Sarg bereits in der Dauerausstellung «Die Niederland in römischer Zeit» gezeigt und ist seither eine der Hauptattraktionen im Museum. Nach fast einem Jahrhundert und mehreren Umzügen ist der Holzrahmen nun aber instabil geworden und der Sarkophag hat Schäden an früheren Restaurierungsstellen erlitten. 

Sarg für Restaurierung in Einzelteile zerlegt 

Diese sollen nun behoben werden. Seit September 2020 sind umfangreiche Restaurierungsarbeiten im Gange. Dafür wurde zuerst eine umfassende Bewertung des aktuellen Zustands vorgenommen und Recherchen über frühere Restaurierungen und Röntgenaufnahmen angestellt, um die Bruchstellen sowie mögliche Metallstifte, die zum Zusammenfügen der Teile verwendet wurden, zu lokalisieren. 

Mörtel, Zement und andere Zusätze von früheren Restaurierungsversuchen wurden entfernt. Für die weiteren Arbeiten zerlegten die Experten den Sarkophag zudem vorsichtig in einzelne Fragmente, wie das Museum in einem Zeitraffer-Video festhielt. Im Zuge der Arbeiten soll der Sarg ein neues modernes Chassis erhalten, das sein stattliches Gewicht tragen kann und einen möglichst einfachen Transport ohne schlagende Stösse oder Vibrationen ermöglicht. 

Laut Museumswebseite wird die letzte Ruhestätte dabei auch gleich auf verbliebene Farb- und Pigmentreste untersucht. Mit Hilfe von Röntgenstrahlen soll ausserdem festgestellt werden, ob es sich bei dem Eisenklumpen auf dem Boden des Sarges wie bereits seit langem vermutet um ein verrostetes Messer handelt. 

Restaurierung Römischer Sarkophag im Rijksmuseum van Oudheden

Quelle: Rijksmuseum van Oudheden

Im Inneren weist der Sarg Bildhauerarbeiten auf. Auf einer Seitenwand ist etwa die Besitzerin des Grabes abgebildet.

Letzte Ruhestätte einer wohlhabenden Dame 

Die Bildhauerarbeiten im Inneren des Sarges machen ihn laut Museum zu einem einzigartigen Relikt aus der Römerzeit. Auf den inneren Seitenwänden ist etwa die Besitzerin des Grabes abgebildet, umgeben von ihren Habseligkeiten in den luxuriösen Räumen ihrer Villa. Im Sarg selbst wurden Überreste ihrer Einäscherung sowie Schmuckstücke und Parfümflaschen gefunden. 

Aus der Untersuchung des Knochenmaterials ging hervor, dass die Dame aus Simpelveld zwischen 35 und 50 Jahre alt war, als sie starb. Sie lebte zudem ein gutes Leben, ohne harte Arbeit, wie das Museum weiter schreibt. Denn das kleine römische Gräberfeld, in dem der Sarg ausgehoben wurde, befand sich neben einem später ebenfalls ausgegrabenen Villenkomplex. 

Ursprünglich enthielt die letzte Ruhestätte vermutlich weitere Grabbeigaben, wie das Museum erklärt. Ein Loch in einer Seitenwand lasse jedoch vermuten, dass Grabräuber ihn irgendwann in der Vergangenheit geplündert hätten.

Besucher des Rijksmuseum können die Restaurierung teilweise live mitverfolgen: Sie ist Teil der Dauerausstellung «Niederlande der Römerzeit» und wird voraussichtlich noch bis Ende August 2021 zu sehen sein.

Restaurierung Römischer Sarkophag im Rijksmuseum van Oudheden

Quelle: Rijksmuseum van Oudheden

Das grösste Einzelstück des römischen Sarkophags im Bild.

Restaurierung Römischer Sarkophag im Rijksmuseum van Oudheden

Quelle: Rijksmuseum van Oudheden

Die letzte Ruhestätte erhält ein neues Chassis, das sein Gewicht von rund 800 Kilogramm tragen kann und einen möglichst einfachen Transport ermöglicht.

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