Phantomgebäude: Ein steinerner Elefant an der Champs-Élysée
Anstelle des heutigen Arc de Triomphe, wäre um 1758 beinahe ein begehbares Elefantengebäude in Paris realisiert worden. Der französische Architekt Charles François Ribart de Chamoust wollte damit König Ludwig XV. ehren. Gebaut wurde das sonderbare Bauwerk jedoch nie.
Elefanten können für vieles stehen: Weisheit, Kraft, Grösse, Macht oder auch –im Feng Shui –für Glück. Davon und möglicherweise auch durch die Elefanten-Skulptur von Gian Lorenzo Bernini, die heute noch auf der Piazza della Minerva in Rom steht, wurde der Architekt Charles François Ribart de Chamoust zum riesigen Monument in Paris inspiriert. So sollte es nach seinen Vorstellungenweder einen Triumphbogen, noch eine Reiterstatue geben, sondern ein mehrstöckiges Gebäude in Elefantenform direkt am Ende der Champs-Élysée.
Die Räume des Bauwerks mit Namen «Grand Kiosque à la Gloire du Roi»sollten über eine Treppe erreichbar sein, die unter dem Bauch des Tieres lag. Und aus dem Rüssel sollte eine riesige Fontäne aufsteigen.Gemäss Ribarts Plänen besass das Inneredes Elefanten zwei Stockwerke. Im oberen sollte ein Speisesaal Platz finden, der mit seiner Einrichtung einem Wald mit unregelmässig gepflanzten Bäumen glich. Ein kleiner Bach sollte durch den Raum fliessen unddie natürliche Atmosphäre abrunden. Die Tische und Stühle sollten zusammengeklappt und imBoden und Wänden verstaut werden können. Der zweite Raum im selbenStockwerk diente als Thron- oder Ballsaal. Hierbei wünschte sich Ribart Lichtquellen, die sich bewegten wie Sterne oder Planeten.
Megafone in den Ohren des Elefanten
Auch dem Kopf des Elefanten schrieb er eine Funktion zu: Darin sollte ein kleineres Kabinett Platz finden, das entweder als Büfettoder als Raum für das Orchester genutzt werden konnte. Der französische Architekt schlug sogar vor, Megafone in den Ohren des Elefanten zu installieren, damit die Orchestermusik nach Aussen übertragen werden konnte. Letzten Endes entschieden sich die Pariser aber für den heutigen Arc de Triomphe und das Bauwerk wurde zum «Phantomgebäude».
Das Einzige, was dem spektakulären Elefantenmonument annähernd nahe kam, war ein Vorschlag Napoleons, wonach auf dem Platz der Bastille ein Elefant aus Bronze aufgestellt werden sollte. Davon wurde allerdings nur ein Gipsmodell von 24 Metern Höhe erstellt, das von 1816 – 1846 an der vorgesehenen Stelle stand (siehe Bilderstrecke). Im Gegensatz zum «Grand Kiosque à la Gloire du Roi» von Ribart beherbergte dieser Elefant aber keine Räume und war nicht begehbar. Aber er stand zumindest in einem Brunnen und spritzte Wasser aus seinem Rüssel.
«Atlas der nie gebauten Bauwerke»
Quelle: zvg
In Buch «Atlas der nie gebauten Bauwerke» erzählt Autor Philip Wilkinson die Geschichten von fünfzig Phantomgebäuden.
Autor Philip Wilkinson erzählt in diesem Buch die Geschichten von 50 Phantomgebäudenund zeigt, warum sie die Leute heute noch bewegen, obwohl es sie nur als Zeichnungen, Baupläne oder Modelle gibt. Auch der «Triumphale Elefant»ist Teil derspektakulären Projekte. Daneben erzählt Wilkinson unter anderem auch die Geschichte von Leonardo Da Vincis Stadt auf zwei Ebenen oder von der Glaskuppel, die den grössten Teil Manhattans bedecken sollte.
Wilkinson Philip: Atlas der nie gebauten Bauwerke; Eine Geschichte grosser Visionen; Auflage: 2018; Seiten: 246; ISBN: 987-3-28976-4; Verlag: dtv Verlagsgesellschat mbH und Co. KG