Neue Publikation zur steinzeitlichen Kristallkluft an der Stremlücke
Vor neun Jahren wurde in den Urner Alpen eine Kristallkluft bei der Unteren Stremlücke entdeckt, in der bereits vor 10‘000 Jahren Strahler arbeiteten. Ein wissenschaftlicher Artikel beleuchtet nun das archäologische Forschungsprojekt hinter der Fundstelle.
Quelle: Valentin Luthiger / Institut «Kulturen der Alpen»
Feldarbeiten oberhalb des Brunnifirn-Gletschers im Jahr 2021 im Auftrag der Abteilung Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Uri.
2013 legte der sich zurückziehende Brunifirn-Gletscher in den Urner Alpen eine Kristallkluft frei, an der Strahler – also alpine Kristall- und Mineraliensucher – bereits während der Mittelsteinzeit (Mesolithikum), vor rund 10'000 Jahren gearbeitet hatten. Davon zeugten im Eis konservierte Objekte wie Werkzeuge sowie Arbeitsabfälle der Quarzgewinnung. Die Fundstelle wurde in den vergangenen Jahren wissenschaftlich untersucht und wird aktuell wissenschaftlich ausgewertet.
Neue Publikation zu archäologischem Wissensstand
Eine neue Publikation in der Fachzeitschrift «Norwegian Archaeological Review» beleuchte nun die Forschungsarbeiten rund um die Bergkristallabbaustelle im Gebiet der Unteren Stremlücke (Fuorcla da Strem Sut) an der Kantonsgrenze zwischen Uri und Graubünden, wie das Urner Institut Kulturen der Alpen und die Justizdirektion Uri am Mittwoch mitteilten.
Die Veröffentlichung fasse den aktuellen archäologischen Wissensstand über die Kristallkluft zusammen. Gleichzeitig stelle sie das Projekt «Bergeis» vor – eine Kooperation des Instituts «Kulturen der Alpen», der Abteilung Denkmalpflege und Archäologie des Kantons Uri und des kantonalen Amtes für Archäologie Wallis. Ebenfalls mit von der Partie ist der Archäologische Dienst Graubünden. Im Rahmen des Projekts werden noch bis 2022 weitere Funde aus den Schweizer Alpen ausgewertet.
Quelle: Valentin Luthiger / Institut «Kulturen der Alpen»
Bereits vor rund 10'000 Jahren sollen Strahler an der Kristallkluft gearbeitet haben. Davon zeugen im Eis konservierte Objekte wie Werkzeuge sowie Arbeitsabfälle der Quarzgewinnung.
Kristallkluft über Jahrtausende konserviert
In der frühen und späten Mittelsteinzeit haben Menschen die Kluft bei der Unteren Stremlücke auf rund 2800 Meter über Meer aufgesucht, um Kristalle abzubauen. Aus dem gewonnenen Material stellten sie gemäss Mitteilung Werkzeuge her. Der Brunnifirn-Gletscher habe die Fundstelle während Jahrtausenden konserviert, heisst es weiter. Vermutlich war die Kluft seit zirka 5’900 vor Christus bis im Jahr 2013 mit Eis bedeckt.
Bei der Kristallkluft handelt es sich weiter um den ersten Fund einer Abbaustelle in der Region. Bisher habe man nur Lagerplätze gekannt, auf denen die Kristalle weiterverarbeitet worden waren. Die Fundstelle habe aber auch heute noch grosse gesellschaftliche Relevanz: Die Publikation situiere die Urgeschichte der Alpen in der heutigen alpinen Gesellschaft. Diese ist stark geprägt von lebendigen Traditionen, darunter das Strahlen, und von der sich ändernden Umwelt, an der sich vergangene wie heutige Gesellschaften in den Alpen stets anpassen mussten.
Publikation ist frei zugänglich
Der Artikel im «Norwegian Archaeological Review» richtet sich in erster Linie an ein Fachpublikum. Daran mitgearbeitet haben gemäss Mitteilung im Auftrag der Justizdirektion Uri und des Urner Instituts «Kulturen der Alpen» an der Universität Luzern Marcel Cornelissen, Leiter des Projekts «Bergeis», sowie im Auftrag vom Kanton Uri für die Kantonsarchäologie, Christian Auf der Maur und Thomas Reitmeier vom Archäologischen Dienst Graubünden. (mgt/pb)
Die Publikation ist frei zugänglich und kann hier nachgelesen werden (Englisch):
https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/00293652.2022.2052747
Quelle: Valentin Luthiger / Institut «Kulturen der Alpen»
Bei der Kristallkluft handeltes es sich um den ersten Fund einer Abbaustelle in der Region. Bisher waren nur Lagerplätze bekannt, auf denen die Kristalle weiterverarbeitet wurden.