04:34 VERSCHIEDENES

Murmeltiere gefährden Sicherheit von Tannensee-Damm

Geschrieben von: Claudia Bertoldi (cb)
Teaserbild-Quelle: Armatus1995 wikimedia CC BY-SA 4.0

Auf den Wanderwegen um Fruttli-Zug kann man zahlreiche Murmeltiere beobachten. Am Tannensee fühlt sich die Nager-Population besonders wohl und gefährdet inzwischen mit ihrem unterirdischen Wegenetz die Sicherheit des Staudamms. Jetzt wird getestet, ob Metallnetze die Tiere fernhalten können.

Murmeltiere graben zahlreiche Röhren in den Damm, was die Standsicherheit gefährden könnte.

Quelle: Marco Barnebeck (Telemarco) / pixelio.de

Der Tannensee wurde in den 50er-Jahren vom Elektrizitätswerk Obwalden (EWO) durch einen Staudamm ausgebaut, um ihn zur Stromproduktion nutzen zu können. Das Wasser mehrerer Bäche wird hier aufgestaut, der Wasserpegel ist jahreszeitbedingt Schwankungen unterworfen. 

Etwas bekannter ist der westlich des Tannensees gelegene Melchsee. Er ist Namensgeber des Wintersportorts Melchsee-Frutt im Gemeindegebiet von Kerns im Kanton Obwalden und wird ebenfalls durch einen künstlichen Damm gestaut. 

Murmeltiere gefährden Dammsicherheit 

Wanderwege durchziehen das Gebiet von Fruttli-Zug. Eine Tour in den Morgenstunden wird meist zu einem grossen Ereignis, denn dann besteht die grösste Wahrscheinlichkeit, dass die zahlreichen Murmeltier-Familien am Tannensee zu sehen sind. 

Und genau diese Murmeltiere machen dem EWO zu schaffen. Denn die putzigen Nager graben wie wild ihre Höhlen ins Erdreich, und das leider auch in den aufgeschütteten Tannensee-Damm. Dadurch entstehen grosse Hohlräume, die die Dammsicherheit gefährden können. Bis zu 3,6 Millionen Kubikmeter Wasser werden im See aufgestaut. Bisher besteht noch keine Gefahr. 

Das Gebiet von Fruttli-Zug ist nicht nur bei Wanderern beliebt, sondern auch bevorzugtes Siedlungsgebiet von Murmeltieren.

Quelle: Joujou / pixelio.de

Umsiedeln oder mit Netzen aussperren

Jetzt prüft das EWO verschiedene Möglichkeiten, den Murmeltieren Einhalt zu gebieten, um die Dammsicherheit weiterhin gewährleisten zu können, berichtet das EWO auf seiner Website. 

Eine Möglichkeit sehen die Verantwortlich des EWO darin, die Tiere aus dem Damm zu vertreiben und längerfristig fernzuhalten. Dies soll in Zusammenarbeit mit der kantonalen Verwaltung und erfahrenen Wildhütern geschehen. So will man unter anderem versuchen, die Nager auf angrenzende unbedenkliche Flächen rund um den Stausee umzusiedeln. 

Zudem soll eine bauliche Massnahme die Tiere aus dem Damm fernhalten. «Wir planen, auf einer Testfläche ein Metallnetz zu spannen, um die Tiere vom Graben ihrer Gänge und Höhlen abzuhalten», so Axel Primoschitz, Projektleiter Wasserkraft und Erneuerbare Energien. Es ist allerdings eine sehr kostspielige Massnahme, die aus Sicherheitsgründen wahrscheinlich auf der gesamten Dammfläche ausgeweitet werden müsste. 

Greifvogelstange und menschliche Duftstoffe

In einem Versuch wird im Herbst nun getestet, inwieweit die Metallnetze Erfolg bringen. Sie sind so eng, dass die Murmeltiere sie nicht passieren können. «Wir planen auf einer Testfläche ein Metallnetz zu spannen, um die Tiere vom Graben ihrer Gänge und Höhlen abzuhalten», so Primoschitz. Der Versuch kostet laut EWO rund 200'000 Franken.

 In der Vergangenheit hat das EWO bereits versucht, die Alpentiere behutsam vom Tannensee-Dammabzuhalten, unter anderem mit menschlichen Duftstoffen. Doch die schlauen Tiere hätten schnell bemerkt, dass dies keine Gefahr für sie bedeute. Auch der Einsatz einer Greifvogelstange im Sinne einer natürlichen Regulierung habe nicht zum erwünschten Erfolg geführt.

Geschrieben von

Ehemalige Redaktorin Baublatt

Claudia Bertoldi war von April 2015 bis April 2022 als Redaktorin beim Baublatt tätig. Ihre Spezialgebiete waren Architektur- und Technikthemen.

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