Metallbearbeitung: Die magisch mystische Schönheit von Metall
Geraten sie mit Luft, Wasser oder chemischen Substanzen in Kontakt, dann verändern sich Metalle. Sie verfärben, schützen oder zersetzen sich. Wie sich solche Prozesse für die Veredelung oder Patinierung von Metallen nutzen lassen, zeigt die Ausstellung „Alchemie der Oberfläche“ im Gewerbemuseum Winterthur anhand von Werken dreier Künstler.
Abdrücke von Pflanzen in Veroneser Grün, Türkis und Gold auf Bronze und Messing: Die Schweizer Kunstgiesserin und Künstlerin Anita Tarnutzer bearbeitet mittels natürlicher Oxidations- und Färbeverfahren Bronze- und Messingplatten. Einige ihrer Werke sind zurzeit in der Ausstellung „Magie der Oberfläche“ im Gewerbemuseum Winterthur zu sehen. Sie präsentiert dort prächtig anmutende Arbeiten zum Thema „Quintessenzen“ für die sie Pflanzen wie Brennnessel, Sauerampfer oder Kamille verwendet hat, die Färbeprozesse auslösen und auf der jeweiligen Metalloberflächen einen unmittelbaren chemischen Abdruck hinterlassen.
Auf Spuren der Antike
Derweil schmiedet Laurenz Stockner Schalen aus zum Teil selbstgewonnenem „Zementkupfer“ und Eisen. Das Rohmaterial dafür erarbeitet der Südtiroler Kunstschmied und Künstler in einem aufwendigen Prozess, der in seiner Region seit der Antike bekannt ist. Diese Auseinandersetzung mit dem Material und und seine fundierten Kenntnisse der Schmelzverfahren bilden die Basis von Stockners Werken. So lotet er denn mit seinen Arbeiten regelmässig die Grenzen des Materials aus: Zum Beispiel verformen sich seine hauchdünn ausgetriebenen Kupferschalen selbst im feinen Luftstrom.
Beinahe mystisch muten auch die Arbeiten von Peter Bauhuis an: Vom Münchner Goldschmied und Künstler sind aus verschiedenen Metalllegierungen gegossene Gefässe zu sehen, die von viel Experimentierfreude zeugen. Mit einem Simultangussverfahren verleiht er den Oberflächen seiner „Polycasts“ Fliessspuren, Verkrustungen, feine Risse und Löcher. (mai/mgt)
Alchemie der Oberfläche bis 6. Februar
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr, Donnerstag 10 bis 20 Uhr, Montag geschlossen
Weitere Infos: www.gewerbemuseum.ch
Sonderpräsentation „edel unedel“ im Materialarchiv
Ergänzende zur Ausstellung zeigt das Materialarchiv, ebenfalls im Gebäude des Gewerbemuseums, eine Sonderpräsentation zur Veredelung von Metall.
Während bei Edelstahl ist der beständige Glanz namensgebend, bei der Edelpatina die grüne Farbe, die sich natürlich oder mittels eines Färbeverfahrens auf Kupfer ausbilden kann. Die Gründe dafür, weshalb Metalle veredelt werden sind zahlreich und vielfältig. Während heute Themen wie Hygiene oder Effizienz den Umgang mit Oberflächen prägen, war in anderen Epochen die Imitation ein Antrieb für metallurgische Weiterentwicklungen. Aus letzteren gingen unter anderem eine Vielzahl von Färbe- und Beschichtungsverfahren hervor, die das Farbspektrum und die Oberflächenqualität der Metalle erweitern.
Anhand verschiedener Musterplatten stellt die Sonderpräsentation im Materialarchiv eine Auswahl solcher Techniken vor. Die Sonderpräsentation entstand in Kooperation mit dem Sitterwerk St. Gallen und der Hochschule der Künste Bern. (mgt/mai)