China: Deprimierender Dunst in den Städten
Smog beeinträchtigt in chinesischen Städten nicht nur die physische Gesundheit, sondern schlägt bei den Einwohnern auch aufs Gemüt - und zwar relativ deutlich. Zu dieser Erkenntnis gelangten Wissenschaftler des "China Future City Lab" des MIT.
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Eigentümlich auf morbide Weise faszinierend: «Four Seasons Place» in Kuala Lumpur im Smog.
Bilder von in Smog versinkenden Metropolen haben manchmal einen seltsam morbiden Reiz. Davon erzählen Aufnahmen von Skylines von durch dreckige Luft geplagte Städte. Dies gilt auch für die beiden Türme des "Four Seasons Place" in der malayischen Hauptstadt Kuala Lumpur auf obenstehendem Foto. Die Auswirkungen derartiger Luftverschmutzung sind verheerend: In China fallen ihr laut Universität von Hongkong jedes Jahr 1,1 Millionen Menschen zum Opfer.
Allerdings beeinträchtigt der Smog in China nicht nur die physische Gesundheit, sondern auch die Psyche. Zu diesem Schluss gelangten Wissenschaftler vom "China Future City Lab" des "Massachusetts Institute of Technology" (MIT) in einer Studie. Für die Untersuchung analysierten sie Social-Media-Posts zur Stimmung der User und setzten sie in Bezug zu Daten zur Luftqualität in 144 chinesischen Städten. Dabei zeigte sich: Je höher die Luftverschmutzung, desto weniger glücklich die Menschen. Die Zufriedenheit sei trotz eines jährlichen Wirtschaftswachstums von acht Prozent nicht in dem Ausmass angestiegen, wie es angesichts dieser ökonomischen Situation zu erwarten wäre, heisst es dazu beim MIT. Dies trifft laut den Forschern auch zu, wenn man Sorgen etwa wegen steigenden Immobilienpreisen oder der Nahrungsmittelsicherheit miteinbezieht.
"Luftverschmutzung hat einen emotionalen Preis", sagt Co-Studienautor Xiaonan Zhang von Pekings Tsinghua Universität. An Tagen mit hoher Luftverschmutzung reagierten die Menschen impulsiver und riskanter, weil sie deprimiert oder ängstlich seien. In der Folge treffen sie Entscheide, die sie später unter Umständen bereuen. (mai)