13:17 VERSCHIEDENES

Luftverschmutzung im römischen Reich: Emissionen der Keramikindustrie

Teaserbild-Quelle: Universität Trier

Antike römische Brennöfen überschritten heute geltende Grenzwerte, die Folgen für die Luftqualität dürften erheblich gewesen sein. Das legt eine Studie nahe, für die ein Team der Universität Trier untersucht hat, wie sich Emissionen römischer Brennöfen ausgewirkt haben.

Nachgebauter römischer Brennofen

Quelle: Universität Trier

Im Labor für Experimentelle Archäologie hat das LEIZA durch den Nachbau eines römischen Töpfer-Brennofens neben anderem ermittelt, wie viel Brennstoff er verbraucht hat

Zu römischer Zeit befand sich im Wald  zwischen Herforst und Speicher, in der Südeifel in Rheinland Pfalz, ein regelrechtes Industriegebiet: Auf einer Fläche von vier Quadratkilometern soll es hier bis zu 240 Töpfereien gegeben haben, davon zeugen Tausende von Tonscherben im Grund, aber auch Überreste von Brennöfen und Fehlbrandhalden.

 Zwischen dem 2. und 5. Jahrhundert wurden hier grosse Mengen an Keramik produziert, „für einen weit über den lokalen Markt hinaus reichenden Exportraum“, die es zum Teil bis an die Nordsee oder in die Schweiz  schaffte. Dies ist auf der Website des Forschungsschwerpunkts für Römische Archäologie und Maritime Antike zu  erfahren (FoRuM).  Bei dem FoRuM handelt es sich um eine Allianz vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie (RGZM), von der Universität Trier und von der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE).

Ausserhalb von Trier

Doch weshalb befand sich dieses Gebiet zum Beispiel nicht näher bei Trier, das eine der vier Kaiserresidenzen des damaligen Weströmischen Reiches war und eine entsprechende Bedeutung hatte?  Litt man schon zu jener unter Luftverschmutzung? Und kann es sein, dass der Standort des Industriegebiets damit etwas zu tun hatte? Antworten auf solche Fragen suchte ein Team der Universität Trier im Rahmen eines Studienprojekts des Fachs Umweltmeteorologie.   

In Zusammenarbeit mit dem Leibniz Institut für Archäologie (LEIZA) analysierten Studenten der Umweltgeowissenschaften mittels Computersimulationen die Ausbreitung der Abgase von Töpfereistandorten in Speicher und dem rund hundert Kilometer nordwestlich gelegenen Mayen, wo besonders hitzebeständige Keramik produziert worden war.  

Konzentration von Stickoxiden (Grafik)

Quelle: Universität Trier

Mittlere jährliche Konzentration von Stickoxiden, die von vier Töpferöfen südwestlich von Herforst ausgeht. Die Farbskala gibt die Konzentration im Mikrogramm pro Kubikmeter, die Achsen die Entfernung in Metern von der Mitte des Simulationsgebietes an. Die schwarzen Höhenlinien zeigen die Geländeform. Hellgrau mit gestrichelter Umrandung ist die heutige Bebauung eingezeichnet, dunkelgrau mit durchgehendem Rand der alte Ortskern.

Test mit nachgebauten Brennöfen

Um die Emissionen dieser Keramikindustrie simulieren zu können, braucht es Informationen dazu, wie viel Brennstoff damalige Brennöfen benötigten, wie lange ein Brennvorgang dauerte und wie häufig diese Öfen in Betrieb gewesen sind. Solche Daten lieferten Versuche mit nachgebauten römischen Brennöfen im Vulkanpark bei Mayen. Dabei zeigte sich, dass die Öfen jeweils nur wenige Tage pro Monat in Betrieb gewesen sein dürften. 

Die so gewonnen Daten flossen in die Simulation ein, ebenso Wetterdaten und ein digitales Geländemodell. Dabei zeigte sich, dass, auch wenn die Brennöfen viel kleiner als heutige gewesen sind, in der Summe die heute gültigen Grenzwerte überschritten. Wie die Universität Trier in ihrer Medienmitteilung schreibt, hat sich zudem herausgestellt, „dass die letzte bekannte Verlegung der Töpfereien in Mayen die Luftqualität genau im Bereich der römischen Siedlung vergrössert haben muss“. Vielleicht seien die Töpfereien also genau deshalb umgezogen. (mai/mgt)

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