Luftverschmutzung im römischen Reich: Emissionen der Keramikindustrie
Antike römische Brennöfen überschritten heute geltende Grenzwerte, die Folgen für die Luftqualität dürften erheblich gewesen sein. Das legt eine Studie nahe, für die ein Team der Universität Trier untersucht hat, wie sich Emissionen römischer Brennöfen ausgewirkt haben.
Quelle: Universität Trier
Im Labor für Experimentelle Archäologie hat das LEIZA durch den Nachbau eines römischen Töpfer-Brennofens neben anderem ermittelt, wie viel Brennstoff er verbraucht hat
Zu römischer Zeit befand sich im Wald zwischen Herforst und Speicher, in der Südeifel in Rheinland Pfalz, ein regelrechtes Industriegebiet: Auf einer Fläche von vier Quadratkilometern soll es hier bis zu 240 Töpfereien gegeben haben, davon zeugen Tausende von Tonscherben im Grund, aber auch Überreste von Brennöfen und Fehlbrandhalden.
Zwischen dem 2. und 5. Jahrhundert wurden hier grosse Mengen an Keramik produziert, „für einen weit über den lokalen Markt hinaus reichenden Exportraum“, die es zum Teil bis an die Nordsee oder in die Schweiz schaffte. Dies ist auf der Website des Forschungsschwerpunkts für Römische Archäologie und Maritime Antike zu erfahren (FoRuM). Bei dem FoRuM handelt es sich um eine Allianz vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie (RGZM), von der Universität Trier und von der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE).
Ausserhalb von Trier
Doch weshalb befand sich dieses Gebiet zum Beispiel nicht
näher bei Trier, das eine der vier Kaiserresidenzen des damaligen Weströmischen Reiches war und eine entsprechende Bedeutung hatte? Litt man schon zu jener unter
Luftverschmutzung? Und kann es sein, dass der Standort des Industriegebiets
damit etwas zu tun hatte? Antworten auf solche Fragen suchte ein Team der
Universität Trier im Rahmen eines Studienprojekts des Fachs Umweltmeteorologie.
In Zusammenarbeit mit dem Leibniz Institut für Archäologie (LEIZA) analysierten Studenten der Umweltgeowissenschaften mittels Computersimulationen die Ausbreitung der Abgase von Töpfereistandorten in Speicher und dem rund hundert Kilometer nordwestlich gelegenen Mayen, wo besonders hitzebeständige Keramik produziert worden war.
Quelle: Universität Trier
Mittlere jährliche Konzentration von Stickoxiden, die von vier Töpferöfen südwestlich von Herforst ausgeht. Die Farbskala gibt die Konzentration im Mikrogramm pro Kubikmeter, die Achsen die Entfernung in Metern von der Mitte des Simulationsgebietes an. Die schwarzen Höhenlinien zeigen die Geländeform. Hellgrau mit gestrichelter Umrandung ist die heutige Bebauung eingezeichnet, dunkelgrau mit durchgehendem Rand der alte Ortskern.
Test mit nachgebauten Brennöfen
Um die Emissionen dieser Keramikindustrie simulieren zu
können, braucht es Informationen dazu, wie viel Brennstoff damalige Brennöfen
benötigten, wie lange ein Brennvorgang dauerte und wie häufig diese Öfen in
Betrieb gewesen sind. Solche Daten lieferten Versuche mit nachgebauten römischen
Brennöfen im Vulkanpark bei Mayen. Dabei zeigte sich, dass die Öfen jeweils nur
wenige Tage pro Monat in Betrieb gewesen sein dürften.
Die so gewonnen Daten flossen in die Simulation ein, ebenso
Wetterdaten und ein digitales Geländemodell. Dabei zeigte sich, dass, auch wenn
die Brennöfen viel kleiner als heutige gewesen sind, in der Summe die heute
gültigen Grenzwerte überschritten. Wie die Universität Trier in ihrer
Medienmitteilung schreibt, hat sich zudem herausgestellt, „dass die letzte
bekannte Verlegung der Töpfereien in Mayen die Luftqualität genau im Bereich
der römischen Siedlung vergrössert haben muss“. Vielleicht seien die Töpfereien
also genau deshalb umgezogen. (mai/mgt)