Lawinenatlas des Kantons Uri auf Geoportal veröffentlicht
Der Kanton Uri verfügt über eine der umfassendsten Lawinenchroniken im Alpenraum. Denn seit über 100 Jahren werden die Naturgewalten in Uri systematisch erfasst. Neu können die kartierten Naturgewalten online im kantonalen Geoportal eingesehen werden.
Quelle: zvg, Kanton Uri
Ausschnitt von Andermatt aus dem digitalen Lawinenatlas des Kantons Uri.
Im Laufe der Geschichte habe der «Weisse Tod» oft Leid und Verderben gebracht, heisst es in einer Mitteilung der Sicherheitsdirektion des Kantons Uri von Mittwoch. Mit jedem Ereignis hätten die Menschen aber dazugelernt und immer wieder neue Anpassungsstrategien im Umgang mit der Lawinengefährdung entwickelt.
Um die Sicherheit vor Lawinen möglichst optimal zu gewährleisten, setzt das kantonale Amt für Forst und Jagd forstliche, raumplanerische, bauliche und organisatorische Massnahmen um. «Die wohl wichtigste Grundlage für einen effektiven Schutz vor Lawinen ist das Wissen über vergangene Lawinenereignisse», erklärt der zuständige Sicherheitsdirektor Dimitri Moretti, in der Mitteilung.
Lawinenkataster mit Chronik und Atlas
Der Kanton Uri verfügt vor diesem Hintergrund über eine der umfassendsten Lawinenchroniken im gesamten Alpenraum. Den Grundstein für diese Chronik legten der ehemalige Urner Kantonsoberförster Max Oechslin und sein Sohn Karl Oechslin, damaliger Leiter der Abteilung Lawinenverbau, die in der Zeit von 1920 bis 1989 viele Ereignisse erfasst haben.
Als Quellen für ältere Ereignisse dienten in erster Linie Auskunftspersonen wie Forstleute, Bergführer, Landwirte oder Militärangehörige, die ihr Wissen im Gelände schilderten. Ebenfalls wurden Unterlagen aus verschiedenen Archiven ausgewertet. Seither wird die Chronik von der Abteilung Lawinenverbau und der heutigen Abteilung Naturgefahren laufend mit neuen Ereignissen ergänzt.
Quelle: zvg, Kanton Uri
Diese Aufnahme zeigt die Ausmasse der «Wilerlaui» am 27. Januar 1968 in Erstfeld und Gurtnellen, bei welcher sieben Menschen starben.
5‘000 Lawinenereignisse erfasst
Auf rund 2'100 Seiten wurden so Fotos, Skizzen, Berichte oder Notizen von rund 5'000 erfassten Lawinenereignisse festgehalten. Die Ereignisse wurden aber auch räumlich auf Karten dokumentiert – so entstand der Lawinenatlas des Kantons Uri. Darin seien nun rund 900 erfasste Lawinenzüge mit ihren gebräuchlichen Namen dargestellt. Die Karten zeigen laut der Sicherheitsdirektion jeweils die maximale Ausdehnung aller registrierten Lawinen eines Zuges.
Diese anfänglich auf Kartenblättern der Landeskarte 1:25'000 eingetragenen Lawinenzüge wurden nun digitalisiert und in das kantonale Geodatenportal integriert. Laut Lukas Eggimann, Leiter der Abteilung Naturgefahren, hat die Kommission Naturgefahren des Kantons Uri entschieden, diesen Lawinenkataster frei zugänglich zu machen. Unter www.geo.ur.ch können deshalb nun mit dem Suchbegriff «Lawinenkataster» die erfassten Lawinenzüge eingeblendet werden.
In der Regel seien Lawinen abseits von besiedeltem Gebiet aber weniger gut oder teils gar nicht kartiert, wie die Sicherheitsdirektion weiter mitteilt. In diesen Gebieten sind so etwa nur Lawinen erfasst, die Schäden verursacht haben oder zufällig durch Personen beobachtet und gemeldet worden sind. (mgt/pb)
Hier geht es zum Lawinenkataster im Geoportal des Kantons Uri: www.geo.ur.ch
Quelle: zvg, Kanton Uri
Eine Aufnahme vom 5. April 1975 in Göschenen: Die «Rientallaui» ging mehrmals nieder und liess die Fahrleitungsmasten der SBB umkippen.
Ereignisse melden
Um die Chronik laufend mit neuen Ereignissen zu aktualisieren und auch mit alten Niedergängen zu ergänzen, ist die Bevölkerung dazu aufgerufen, entsprechende Ereignisse der Abteilung Naturgefahren per Email unter sid.afj@ur.ch, per Telefon 041 875 2316 oder online mit der Erfassungs-App unter storme.bafu.admin.ch/storme/web/public/ zu melden.