Kulturerbe Hasankeyf fällt Staudamm zum Opfer
Das Tigris-Tal Anatoliens Südosten ist eine vielfältige Kulturlandschaft. Die Assyrer waren hier, die Griechen, Römer, Byzantiner und die Osmanen. Doch von dem reichen Erbe wird kaum etwas übrig bleiben: Steht der Illisu-Staudamm Ende Jahr, wird das Gebiet nach und nach geflutet.
Quelle: Ben Bender, CC BY-SA 3.0, Wikimedia.org
Viele Zeugen der Vergangenheit wären damit für immer verloren. Dazu gehört auch die Stadt Hasankeyf. Sie liegt rund 50 Kilometer flussabwärts des Damms. Auf ihrem Grund hat man Siedlungsspuren gefunden, die 12 000 Jahre zurückreichen. Damit erzählen neben den Brückenpfeilern aus dem 12. Jahrhunderte im Tigris (Bild) zahlreiche weitere Bauten von der Vergangenheit. Immerhin sollen neun wertvolle Stätten gerettet und als «archäologischer Park» wieder aufgebaut werden.
Dem europäischen Denkmalschutzverbund Europa Nostra genügt dies nicht. «Die Flutung zerstört die Spuren einer der ältesten jemals entdeckten menschlichen Siedlungen», klagt er. «Ein solcher Ort ist nicht von nationaler und europäischer sondern von weltweiter Bedeutung.» Derartige Warnungen stossen auf taube Ohren. Der Illisu-Staudamm ist ein Prestigeprojekt Recep Tayyip Erdogans und soll in der Region für wirtschaftlichen Aufschwung sorgen. Der Staudamm sorgt schon lange für Widerstand: 2009 zogen die Schweiz, Deutschland und Österreich ihre Kreditgarantien zurück, weil man in Ankara Zusicherungen für den Schutz von Kultur und Natur schuldig geblieben war.(mai)