08:04 VERSCHIEDENES

Jahresrückblick: Das hat die Baubranche 2018 bewegt

Teaserbild-Quelle: Stefan Schmid

Das Baublatt blickt auf das Baujahr 2018 zurück. Zu den grösseren Projekten zählte dieses Jahr sicher die neue Dreiseilumlaufbahn am Klein Matterhorn. Hohe Wellen schlug aber auch der erste Baumwipfelpfad der Schweiz. Ein Überblick.

Grimselbahn.

Quelle: Stefan Breitenmoser

Grimselbahn.

Januar: Grimselbahn bleibt in der Schwebe

Die Kantone Bern und Wallis möchten eine Grimselbahn bauen, die das Berner Oberland mit dem Goms verbindet. Der Clou der Idee: Der 22 Kilometer lange Bahntunnel soll zugleich Platz für eine neue Starkstromleitung bieten. Die Kombination der beiden Nutzungen bringt der Grimselbahn AG wie Swissgrid einen Synergieeffekt. Die Initianten beziffern die Kosten für eine reine Bahnlösung auf 430 Millionen Franken. Dies gestützt auf eine umfassende Machbarkeitsstudie. Für das kombinierte Projekt mit Bahn und Hochspannungskabel rechnet man mit 580 Millionen Franken, wovon 250 auf den Bahnteil entfallen. Obwohl das Projekt einiges an Kosten sparen könnte, ist seine Realisierung ungewiss. Der Bundesrat hat die Grimselbahn nicht in das Bahn-Ausbauprogramm Step 2035 aufgenommen.

Februar: Nachteinsatz für die Entflechtung Wylerfeld

Mit 900 Zügen täglich sind die Bahnstrecken im Osten von Bern stark befahren. Teilweise überschneiden sich die Fahrwege, was zu Verspätungen führen kann. Die Enflechtung Wylerfeld sieht zur Entlastung einen neuen Bahntunnel zwischen dem Berner Bahnhof und Bern Wankdorf vor. Spektakulär war der Bau der neuen Stauffacherbrücke. In einem zehnstündigen Nachteinsatz wurden die fertig montierten Stahlbogen der Brücke mittels Hydraulikpressen in die richtige Position gebracht. Mit 14 Stahlseilen wurde das 550 Tonnen schwere Stahlgerippe der Brücke verschoben.

März: Der digitale Zwilling von Zürich

Im Computer Vision Lab der ETH Zürich ist ein digitaler Zwilling der Limmatstadt entstanden. Währen fünf Jahren hatten die Forscher zuvor über drei Millionen Fotos und Videos von Zürich aus allen erdenklichen Quellen gesammelt. Um die Stadt digital nachzubauen, entwickelten sie eine neue Technologieplattform, Varcity genannt. Dabei verwendeten sie die Technik der Computer Vision, zu Deutsch: Bildverarbeitung. Das so entstandene Stadtmodell ist viel mehr als eine dreidimensionale Abbildung. Dank künstlicher Intelligenz und Algorithmen des maschinellen Lernens erkennt das System automatisch Bildinhalte wie Fassaden und Fenster (an den Gebäuden im Vordergrund gelb und rot sichtbar gemacht) und analysiert den Verkehrsfluss.

April:Der erste Baumwipfelpfad der Schweiz

In Mogelsberg SG wurde der erste Baumwipfelpfad der Schweiz eröffnet. Über 500 Meter Länge schlängelt sich der hölzerne Parcours auf einer Anhöhe oberhalb des Dorfs, das zur Gemeinde Neckertal gehört. Die Initianten verkündeten selbstbewusst: «Unser Pfad ist der schönste in ganz Europa!» Der Baumwipfelpfad ist eine geschwungene Holzkonstruktion in Ständerbauweise. Er besteht überwiegend aus einheimischem Holz. Die filigrane Struktur ermöglichte eine naturschonende Bauweise mit minimalen Eingriffen in die Umgebung. Kaum ein Baum musste dem Bauwerk weichen.

Mai:Mauern mit Kleber statt Mörtel

Wir alle kennen das Bild: Grosse Backsteinhaufen liegen auf der Baustelle, daneben Wannen voller Mörtel. Maurer sind mit ihren Kellen am Werk und ziehen die Wände hoch. Die Haufen werden immer kleiner, die Wannen leerer, und die Mauer wächst Stück um Stück. Läuft alles nach Plan, schafft ein guter Arbeiter 50 bis 60 Quadratmeter pro Tag. Eine neue Bautechnik macht das Hochziehen von Backsteinwänden deutlich schneller. Im Werk der Tripema AG in Reichenburg SZ werden sie nach Mass von Robotern zusammengeklebt, wenn nötig geschnitten, als einzelne Module mit Lastwagen zur Baustelle geliefert und dort direkt verbaut. Mit den geklebten Backsteinelementwänden schaffen die Bauarbeiter rund 250 Quadratmeter pro Tag.

Juni:Campus als Sportmekka

Wo sich Baufachleute schon lange weiterbilden, werden in Zukunft auch ambitionierte Sportler trainieren. Der Campus Sursee baut seine Sportinfrastruktur kräftig aus. Für 58 Millionen Franken entstehen eine Dreifachsporthalle und eine grosszügige Schwimmhalle, die ein olympisches 50-Meter-Becken, einen 25-Meter-Pool, einen Warmwasserbereich sowie einen Kinder- respektive Familienpool umfasst. Auf der Fläche von 5600Quadratmetern bilden die beiden grossen Betonquader die neue Sportarena. Erklärtes Ziel ist es, Hotelbetten, Gastronomie und Seminarräume gleichmässiger auszulasten.

Juli:Neue Dreiseilumlaufbahn am Klein Matterhorn

Lage und Logistik machten die Baustelle auf dem Klein Matterhorn in mehrfacher Hinsicht zu einem herausragenden Projekt. Die Station an der Bergflanke stellte ebenso hohe Anforderungen an die Bautechnik wie die Konstruktion der Stützen. Auch bahntechnisch setzt die Dreiseilumlaufbahn neue Massstäbe. Zermatt erweitert mit der Bahn das Angebot für Kundengruppen in Italien und für Europatouristen. Nach Abschluss der Bauarbeiten beidseits der Grenze entsteht mit 1200 Pistenkilometern das weltweit grösste zusammenhängende Skigebiet. Sommers wie winters sollen damit vermehrt auch Kundengruppen in Norditalien angesprochen werden und vor allem Reisegruppen auf ihrer Tour durch Europa. Als Route über die Hochalpen soll «Alpine Crossing» ein spezielles Reiseerlebnis bieten.

August:Zahnradbahn mit Sprengkraft

Der Alimak Raise Climber ist eine in der Schweiz einzigartige Maschine, mit der Schächte mit Neigungen von bis zu 90 Grad im konventionellen Sprengvortrieb ausgebrochen werden können. Dabei handelt es sich um eine Art Zahnradbahn mit einer Plattform, von der aus die Löcher für den Abschlag in schwerster Handarbeit gebohrt werden können. Die Gasser Felstechnik AG hat diese Maschine beispielsweise im Kraftwerk Berschnerbach bei Walenstadt SG eingesetzt.

September:Einfamilienhaus zieht bei Bedarf mit um

Oft bestimmen äussere Umstände wie Arbeit und Ausbildung den Wohnort. Ein Pilotprojekt der Rahbaran Hürzeler Architekten könnte den Umzug wesentlich erleichtern: Das «Movable House» zieht einfach mit um. Der Prototyp entstand in Riehen BS. Vorgefertigte Segmente ermöglichen einen schnellen Aufbau vor Ort. Dennoch sind es keine Elemente, die sich wie im Modulbau beliebig aneinander reihen lassen. Die Masse des Gebäudes sind klar vorgegeben und damit auch die Grössen der einzelnen Segmente, bei denen es sich um komplette Hausteile handelt.

In der Berner Agglomeration, in Ostermundigen, entsteht der 28-geschossige «BäreTower».

Quelle: Halter AG

In der Berner Agglomeration, in Ostermundigen, entsteht der 28-geschossige «BäreTower».

Oktober:Weitblick in der Peripherie

In Ostermundigen wurde der Bau des künftig höchsten Wohngebäudes des Kantons Bern in Angriff genommen. Realisiert wird der «BäreTower» nach einem Entwurf der Halter AG aus Bern und des Architekturbüros Burkard Meyer BSA aus Baden. Geplant ist ein 100,5 Meterhoher Turm, der über eine Einstellhalle mit einem freistehenden Bürogebäude verbunden ist. Als Investorin für das gesamte Projekt konnten die Helvetia Versicherungen gewonnen werden. Ende 2021 soll der «Bäre-Tower» bezugsbereit sein. Das 33-stöckige Hochhaus bietet Platz für152 Mietwohnungen mit 2,5 bis 4,5 Zimmern. Dazu kommen drei Penthouses im 32. Stock.Neben der Wohnnutzung sind auch ein Panoramarestaurant und ein Hotelbetrieb vorgesehen.

Das Bürogebäude «Ambassador House» in Zürich.

Quelle: Jürg Zimmermann, Zürich 

Das Bürogebäude «Ambassador House» in Zürich.

Das Bürogebäude «Ambassador House» in Zürich.

Quelle: Jürg Zimmermann, Zürich 

Das Bürogebäude «Ambassador House» in Zürich.

November:Platin für Abwärmeund Ammoniak

Das 1989 erbaute Bürogebäude «Ambassador House» in Zürich wurde in vier Jahren Arbeit komplett entkernt und umgebaut. Zur Erreichung des anspruchsvollen Prädikats «Leed Platinum» mussten eine Reihe von gebäudetechnischen Massnahmen ergriffen werden. Sie reichten von der Nutzung der Abwärme eines SBB-Frequenzumformerwerks für Heiz­wärme und Warmwasser über dieInstallation von zwei riesigen, auch Kälte liefernden Ammoniak-Wärmepumpen bis hin zur Aktivierung einiger Bauteile wie Brüstung und Säulen für die passive Nachtauskühlung.

Die Gebäude der ehemaligen Textilfabrik Stoffel oberhalb von Mels SG werden zu Loftwohnungen umgenutzt. Im Hintergrund der Gonzen.

Quelle: Gabriel Diezi

Die Gebäude der ehemaligen Textilfabrik Stoffel oberhalb von Mels SG werden zu Loftwohnungen umgenutzt. Im Hintergrund der Gonzen.

Die Gebäude der ehemaligen Textilfabrik Stoffel oberhalb von Mels SG werden zu Loftwohnungen umgenutzt. Im Hintergrund der Gonzen.

Quelle: Gabriel Diezi

Die Gebäude der ehemaligen Textilfabrik Stoffel oberhalb von Mels SG werden zu Loftwohnungen umgenutzt. Im Hintergrund der Gonzen.

Dezember:Aus alten Fabrikhallenwerden Lofts

25 Jahre stand die ehemalige Textilfabrik Stoffel oberhalb von Mels SG leer. Doch nun wandelt sich dieIndustriebrache durch das Projekt «Uptown Mels» etappenweise in ein neues Quartier mit 224 Wohnungen. In der ehemaligen Weberei entstehen Lofts und Ateliers, wobei die charakteristischen Säulen erhalten bleiben. Ergänzt wird der Altbau durch ein neues Magazin. Angelaufen sind
zudem die Bauarbeiten für einfünfgeschossiges Mehrfamilienhaus auf dem Gelände. Anfang 2019 startet dann der Umbau der ehemaligen Spinnerei.

(Redaktion: stg)

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