11:12 VERSCHIEDENES

Internettipp: 200 Jahre Schweizer Gewässerschutz durchforsten

Teaserbild-Quelle: PantaRhei wikimedia CC BY-SA 4.0

Eine Zeitreise in Text und Bild durch 200 Jahre Schweizer Gewässerschutz: In ihrer neuen Wasser-Timeline zeigt die Eawag, wie der Wandel zum nachhaltigeren Management natürlicher Ressourcen gestaltet werden kann.

Unterer Thurwasserfall bei Unterwasser in St. Gallen

Quelle: PantaRhei wikimedia CC BY-SA 4.0

Der untere Thurwasserfall bei Unterwasser im Kanton St. Gallen. (Symbolbild)

Wie lassen sich natürliche Ressourcen nachhaltiger als bisher nutzen? Diese Frage steht im Zentrum vieler Debatten rund um den gesellschaftlichen Wandel. Auch am Wasserforschungsinstitut Eawag beschäftigen sich Forscher der Abteilung Umweltsozialwissenschaften intensiv mit Veränderungsprozessen hin zu mehr Nachhaltigkeit.

«Wir haben in der Schweiz den Vorteil, aus dem Wandel im Schweizer Wassermanagement in den letzten 200 Jahren lernen zu können», erklärt Christian Binz, Gruppenleiter an der Eawag, in einer Mitteilung des Instituts von Dienstag. Der Gewässerschutz stehe zwar immer noch vor grösseren Herausforderungen wie dem Verlust der Artenvielfalt, Zersiedelung von Lebensräumen und Mikroverunreinigungen. Seit den 1950ern konnten laut Binz aber in verschiedenen Bereichen grosse Fortschritte erzielt werden.

Dies dokumentiert nun die neue Wasser-Timeline. Sie soll der Fachwelt, der Verwaltung, Bildungsinstitutionen und der breiten Öffentlichkeit eine Fallstudie für den Wandel zu mehr Nachhaltigkeit zugänglich machen. Dafür veranschaulicht die Timeline die Geschichte des Schweizer Gewässerschutzes seit Beginn des 19. Jahrhunderts mit rund 200 Meilensteinen in Bild und Text. Im Fokus stehe die Vernetzung von technologischen, gesellschaftlichen und ökologischen Elementen.

Wasser-Nutzung im Wandel der Zeit

Seit Anfang des 19. Jahrhunderts durchlebten die Gewässer in der Schweiz zahlreiche Wechsel, wie aus der Mitteilung hervorgeht. Sie seien intensiv genutzt, mit Abfall und Abwasser verschmutzt, in enge Kanäle und teils in unterirdische Leitungen gezwängt worden. Später seien sie wieder mehr und mehr aus dem «Korsett» befreit, an die Oberfläche gebracht, geklärt, gesäubert und letztlich per Gesetz unter Schutz gestellt worden.

Die Wasser-Timeline führt anhand konkreter Ereignisse durch diese Vergangenheit. Sie startet bei den Gewässerverbauungen und der Elektrifizierung durch die Wasserkraft im 19. Jahrhundert. Es folgen erste Probleme wie Fischsterben oder Cholera im Trinkwasser, später erste Lösungsansätze wie Badeverbote, erste Kläranlagen und Phosphatverbot für Waschmittel.

Forschungsinstitute wurden gegründet und Messnetze zur Beobachtung der Wasserqualität aufgebaut. Die Reise durch die Zeit ende in der Gegenwart mit dem Gewässerschutzgesetz von heute und den neuen Herausforderungen des Klimawandels. Die Timeline liefert dazu gemäss Mitteilung spannende Details, zeigt Verbindungen auf und verlinkt auf weiterführende Informationen.

Komplexe Vernetzung für mehr Nachhaltigkeit

Bemerkenswert ist laut Eawag, wie komplex ein solcher Veränderungsprozess hin zu mehr Nachhaltigkeit ist. So zeige die Wasser-Timeline: Es brauchte kollektive Anstrengungen in vielen Bereichen, um den Wandel im Gewässerschutz voranzutreiben. Verschiedene Einzelpersonen, private Organisationen, Unternehmen und Umweltverbände engagierten sich für das Wasser in der Schweiz.

Die Politik erliess daraufhin Gesetze und Verordnungen, um die Gewässer zu schützen. Parallel wuchs in der Bevölkerung das Bewusstsein für die Ressource Wasser als wichtige Lebensgrundlage. Zudem brauchte es den technischen Fortschritt, um die Gewässer in der Schweiz effizient zu schützen und nachhaltig zu managen.

Und nicht zuletzt trug auch die Forschung zum Schutz des Wassers bei, indem sie Daten und Informationen lieferte und frühzeitig vor neuen, noch unbekannten Gefahren warnte, heisst es weiter. Zum Beispiel vor der Verschmutzung des Wassers mit Pflanzenschutzmittelen, Medikamenten, Haushaltschemikalien oder Körperpflegeprodukten.

Klimawandel und Biodiversitätsverlust als Herausforderung

Das Beispiel des Gewässerschutzes soll laut Mitteilung Inspiration bieten, wie mit anderen natürlichen Ressourcen umgegangen und auf Herausforderungen wie Klimawandel und Biodiversitätsverlust reagiert werden kann. Eins zu eins liessen sich die Lektionen aber natürlich nicht übertragen. Simple Rezepte, die für alle passen, gebe es nicht, so Manuel Fischer, Gruppenleiter an der Eawag, der gemeinsam mit Christian Binz das Projekt «Wasser-Timeline» ins Leben gerufen hat.

«Dennoch können wir aus dem Beispiel Wasser lernen, wie wir tiefgreifende, strukturelle Veränderungen angehen können. Wir hoffen daher, dass politische und akademische Kreise die Informationen der Timeline aufgreifen, um die nachhaltige Entwicklung weiter voranzutreiben.» Vielleicht gelinge es damit auch, einen vertieften Dialog zwischen den relevanten Akteuren zu initiieren, so Fischer. (mgt/pb)

Zur Wasser-Timeline: www.wassertimeline.ch

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