Holzbau: Schnapptechnik für Verdis Nabucco
Für die Aufführung von Nabucco in Lausannes Kathedrale hat die ETH Lausanne (EPFL) eine spezielle Holztechnik eingesetzt. Tribünen, Bänke und Kulissen kommen damit ohne eine einzige Schraube und ohne Leim aus.
Die spezielle Technik hinter den Holzplatten ist nicht neu: Bereits vor vier Jahren präsentierte das IBOIS-Labor auf der Konferenz der Acadia 2014 Design Agency in Los Angeles ein Modell der speziellen «Holzgelenke». Durch die Untersuchung der elastischen Eigenschaften von Holz konnte das Forschungsteam unter der Leitung von Yves Weinand schliesslich ein neues Stecksystem entwickeln, dass zwei Holzstücke zusammenhalten kann, ohne dass Klebstoff oder Metall benötigt wird.
Gemäss dem Labor könnte das einfache Prinzip auch Möglichkeiten und Vorteile im Baubereich bieten: Dies unter anderem in Form einer vereinfachten Implementierung, der Verkürzung der Montagezeit oder der Senkung von Kosten. Die Technik wurde auf den Namen «snap-fit joint» getauft und basiert auf einem einfachen Prinzip. Eine hölzerne Gelenkverbindung besteht jeweils aus zwei gegensätzlichen Teilen: Das eine fungiert als Haken, der sich im anderen Teil festhakt. Nach dem Zusammenführen kehren die beiden Teile dann in einen spannungsfreien Zustand zurück (siehe Video).
Die «snap-fit»-Verbindungen können dabei einer bestimmten Haltekraft widerstehen, bieten jedoch keine Scherfestigkeit. Um die Gelenke als tragende Verbindung für Bauteile zu verwenden, werden die Schnappverbindungen gemäss dem Labor mit prismatischen Laschen und Schlitzen kombiniert, die einen Grossteil der Kräfte tragen können. Die einzelnen Holzelemente des Systems werden dabei vorgefertigt und können flach verpackt auf die Baustelle transportiert und vor Ort zusammengebaut werden.
Tribünen und Bühnenbild aus Steckverbindungen
Das Forschungsteam des Labors konnte die speziellen Holzgelenke nun erstmalig im Rahmen der Opéra Nabucco von Giuseppe Verdi, die in der historischen Kathedrale von Lausanne stattfindet, einsetzen. Anlässlich der Aufführungen entwickelte das IBOIS-Labor eine neue Szenografie und ein Bühnenbild aus Holz, die die Technik der Schnappverbindungen aufzeigen. Dazu gehören unter anderem auch die Tribünen und Bänke für die Zuschauer. (pb)