12:04 VERSCHIEDENES

Hain-Schnirkelschnecke wirbt als Tier des Jahres für mehr Bodenschutz

Teaserbild-Quelle: Stéphane Vitzthum

Pro Natura hat die Hain-Schnirkelschnecke zum Tier des Jahres 2025 gekürt. Damit will die Naturschutzorganisation darauf aufmerksam machen, dass der Boden mehr Schutz braucht. Zusammen mit unzähligen Bodenlebewesen schaffe sie «unsere wortwörtliche Lebensgrundlage».

Hain-Schnirkelschnecke auf Moos.

Quelle: Stéphane Vitzthum

Der braune Häuschenrand ist ein typisches Erkennungsmerkmal der Hain-Schnirkelschnecke. Und man trifft sie beinahe überall in der Schweiz an, sei es im lichten Wald, in der Hecke, im Park oder im Garten.

Zwei Drittel aller weltweit bekannten Arten sind Bodenlebewesen und sorgen für intakte Böden. Von dieser facettenreichen und häufig kaum sichtbaren Tierwelt profitieren neben der Natur auch die Menschen– sei es für die landwirtschaftliche Produktion, als Wasserfilter oder CO2-Speicher. 

Als Teil dieser Biodiversität ist die Hain-Schnirkelschnecke oder die Cepaea nemoralis mit dafür verantwortlich. Denn wie die meisten der 254 Schneckenarten ernährt sich die Hain-Schnirkelschnecke vor allem von welken, abgestorbenen Pflanzen und gelegentlich von toten Tieren. Sie sei damit Teil einer der wichtigsten Produktionsketten der Welt, der Bodenproduktion, schreibt Pro Natura in ihrer Medienmitteilung. Ohne die Arbeit dieser Lebeweisen wäre die Oberfläche der Erde meterhoch mit Totholz, Kadavern und Exkrementen bedeckt. – Mit der Hain-Schnirkelschnecke will die Naturschutzorganisation für einen besseren Schutz des bedrohten Lebensraumes Boden werben.

Die Hain-Schnirkelschnecke treibt es bunt

Die Hain-Schnirkelschnecke - weder vom Aussterben bedroht noch selten anzutreffen - ist in mancher Hinsicht bemerkenswert. So liebt sie es individuell, was ihre Behausung anbelangt: Während die einen ein hell korallenfarbiges Häuschen mit sich herumtragen, leuchten auf anderen Häuschen mit dunklen Streifen oder solche, die elfenbeinfarben schimmern. Mit einem Durchmesser von rund 2,5 Zentimetern zählt das Häuschen der Hain-Schnirkelschnecke zu den grössten und vielfältigsten der hiesigen Schneckenfauna.

Häuschen von Hain-Schnirkeschnecken

Quelle: Matthias Sorg

Bunte Viefalgt: die Häuschen von Hain-Schnirkelschnecken.

Besonders ist auch die Biologie der Hain-Schnirkelschnecke: Als zweigeschlechtliches Tier kann jede Schnecke sowohl Spermien als auch Eizellen produzieren. Nach einem Liebestanz tauschen die Tiere Spermienpakete aus und legen später mehrere Dutzend Eier in selbstgegrabene Erdlöcher. Nach etwa drei Wochen schlüpfen daraus die winzigen Jungschnecken – Häuschen inklusive. Hain-Schnirkelschnecke und Co. schaffen gemäss Pro Natura pro Jahr durchschnittlich 0.1 Millimeter neuen Boden. Allerdings könnenbei Extremereignissen wie Starkregen oder Trockenperioden mit starkem Wind bis zu 5 Millimeter Boden jährlich verloren gehen.

Unsachgemässe landwirtschaftliche Nutzung führe auf mindestens 10 Prozent der Schweizer Ackerböden zu unerwünschtem Bodenschwund, schreibt Pro Natura und verweist darauf, dass in der Schweiz jede Sekunde mehr als ein halber Quadratmeter fruchtbarer Boden versiegelt wird. In seiner «Bodenstrategie 2020» habe der Bundesrat denn auch festgestellt, dass die Schweiz mit ihren Böden nicht nachhaltig umgehe. Überdies fehlt laut Pro Natura eine nationale Bodenkarte sowie eine Bewertung des Gefährdungszustands der Bodenlebewesen. 

Was feststeht: Rund 40 Prozent der Schweizer Schneckenarten sind bedroht. Schnecken reagierten als wenig mobile Weichtiere stark auf Umweltverschmutzung, Lebensraumzerstörung und Klimaveränderung, heisst es weiter. Mit entsprechenden Raumplanungsvorstössen dafür, dass weniger Boden durch Überbauung verbraucht wird, will Pro Natura dieser Entwicklung etwas entgegensetzen. Daneben verweist sie auf die  «Aktion Hase & Co.» im deren Rahmen sie sich in der Landwirtschaft für bodenschonende Praktiken einsetzt und im Siedlungsraum das Anlegen biodiverser Grünflächen unterstützt. (mgt/mai)

Junge Hain-Schnirkelschnecke.

Quelle: Alice Wassmer

Hain-Schnirkelschnecken legen einige Dutzend Eier in eine Erdhöhle. Die winzigen Jungschnecken tragen beim Schlupf bereits ein Häuschen.

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