Grösste Felsgravuren der Welt in Südamerika entdeckt
Entlang des Oberen und Mittleren Orinoco-Flusses in Venezuela und Kolumbien wurden Zweitausendjahre alte Felsgravuren entdeckt. Die Längste ist 40 Meter lang, die Massivste grösser als ein Blauwal.
Quelle: Phil Riris/Jose Oliver
Eine in eine Felswand geritzte Riesenschlange.
In Südamerika hat man die vermutlich grössten prähistorischen Felsbilder der Welt entdeckt. Die Gravuren, die entlang des Oberen und Mittleren Orinoco-Flusses in die Felswände gemeisselt wurden, seien mehrere Dutzend Meter lang, wobei die grösste unter ihnen mehr als 40 Meter messe, berichtet ein Forschungsteam der Universität Bournemouth, des University College London (beide England) und der Universidad de los Andes (Kolumbien) im Journal «Antiquity».
Nach Ansicht der Forschenden handelt es sich bei einer der Gravuren um die Darstellung einer Riesenschlange. Weitere in Stein gearbeitete Felsbilder aus prähistorischer Zeit zeigen menschliche Figuren und riesige Amazonas-Tausendfüssler.
Quelle: Phil Riris/Jose Oliver
Mehrere Schnitzereien und Gravuren in verschiedenen Formen auf einem Felsen.
Markierung des Territoriums
«Diese monumentalen Stätten sind wirklich gross und beeindruckend, und wir glauben, dass sie dazu gedacht waren, aus einiger Entfernung gesehen zu werden», wird Philip Riris, Hauptautor und Dozent für archäologische Umweltmodellierung an der Universität Bournemouth, in einer Mitteilung zitiert.
Prähistorische Gruppen könnten die Gravuren verwendet haben, «um ihr Territorium zu markieren und die Menschen wissen zu lassen, dass sie hier leben und dass ein angemessenes Verhalten erwartet wird», so Riris. Die Felsbilder, von denen einige bereits bekannt waren, könnten vor bis zu 2000 Jahren entstanden sein. Ähnliche Motive auf Töpferwaren aus der Region deuteten darauf hin, dass sie möglicherweise noch älter seien.
Quelle: Milito/CC BY-SA 3.0/Wikimedia Commons
Die Quelle des Orinoco wurde erst 1951 entdeckt. Der «Fluss der Abenteuer» mäandert durch eine unwirkliche grüne Landschaft.
Warnung in Form von Schlangen
Viele der grössten Gravuren zeigen Schlangen, bei denen es sich den Forschenden zufolge vermutlich um Königsboas oder Anakondas handelt, die in den Mythen und im Glauben der lokalen indigenen Bevölkerung eine wichtige Rolle spielten. «Schlangen werden im Allgemeinen als sehr bedrohlich empfunden, daher könnte der Standort der Felsbilder ein Signal sein, dass man sich an diesen Orten benehmen muss», vermutete Riris.
Die Gravuren befänden sich hauptsächlich entlang eines Abschnitts des Orinoco-Flusses, der eine wichtige prähistorische Handels- und Reiseroute gewesen sein dürfte, sagte José Oliver vom UCL-Institut für Archäologie laut der Mitteilung. «Das bedeutet, dass es sich um eine wichtige Anlaufstelle handelte und es deshalb umso wichtiger gewesen sein könnte, ein Zeichen zu setzen - seine lokale Identität zu markieren und Besucher wissen zu lassen, dass man hier ist.» (Philip Riris/SDA/cet)