Gotthardstaus: Kanton Uri will bei Bund vorstellig werden
Der Bund soll dafür sorgen, dass der Kanton Uri weniger durch den Gotthardstrassenverkehr belastet wird. Der Landrat hat sich am Mittwoch für eine Standesinitiative ausgesprochen, welche unter anderem ein Buchungssysstem für Gottharddurchfahrten fordert.
Quelle: Raimond Spekking wikimedia CC BY-SA 4.0
Nordportal des Gotthard-Strassentunnels. (Symbolbild)
Das Kantonsparlament hiess eine Motion von Ludwig Loretz (FDP) mit 59 zu 0 Stimmen gut. Damit wird der Regierungsrat beauftragt, eine Standesinitiative auszuarbeiten, die Uri bei den eidgenössischen Räten einreichen wird.
Die Überlastung der Strasse auf der Gotthard-Route sei ein Dauerzustand, begründete Loretz seinen Vorstoss. Weil viele Autos vom Stau auf der A2 auf die Kantonsstrasse auswichen, seien die Dörfer oft nur schwer zu erreichen.
Mehrere Vorschläge
Die Standesinitiative verlangt ein besseres Verkehrsmanagement im Gotthardstrassentunnel sowie eine Bewirtschaftung der Autobahnaus- und -einfahrten, damit die Kantonsstrassen nicht durch den Ausweichverkehr überlastet werden. Mittelfristig spricht sich die Motion für ein Slot-System aus, also ein digitales Buchungssystem.
Das Anliegen seiner Motion werde von der Bevölkerung mit einer Petition unterstützt, sagte Loretz im Landrat. Er stelle die Vorteile des Verkehrs nicht in Abrede. Es sei aber erwiesen, dass sich die Luftbelastung und der Lärm in engen Alpentälern besonders negativ auswirkten.
Die Verkehrswege und deren Benützung seien steuerbar und politisch verhandelbar, sagte der Freisinnige Landrat. Die Alpen als Lebensraum seien dies nicht.
«Wichtig und richtig»
Über die Notwendigkeit der Standesinitiative herrschte im Landrat fraktionsübergreifende Einigkeit. Walter Baumann (SVP) sagte, das Begehren sei wichtig und richtig, Uri müsse Pflöcke einschlagen.
Adriano Prandi (SP) erklärte, die Standesinitiative sei für die eidgenössischen Räte zwar nur eine Empfehlung. Der Kanton Uri müsse aber zeigen, dass er genug habe von Lärm und Verkehr. Die Kantonsstrasse dürfe nicht als Transitachse missbraucht werden, und der alpenquerende Gütertransport müsse auf die Schiene verlagert werden, wie dies die Alpeninitiative verlange.
Testbetrieb über Ostern
Die Kantonspolizei testete über die Ostertage drei Massnahmen, um den Ausweichverkehr in den Griff zu bekommen. Sobald sich die Fahrzeuge vor dem Nordportal des Gotthardtunnels stauten, wurden kaskadenmässig die Autobahneinfahrten Göschenen, Wassen und Amsteg geschlossen. Der Ausweichverkehr blieb danach aus.
Allerdings war dieses Konzept nicht für alle befriedigend. Die Gastronomie und die Hotellerie im Urner Oberland hätten unter der Massnahme gelitten, wurde im Landrat vereinzelt kritisiert. Auch die Wirtschaftsbeziehungen zur Leventina würden erschwert.
Zweifel gab es auch daran, ob das Konzept der geschlossenen Einfahrten im Sommer funktioniert. Ruedy Zgraggen (CVP) sagte, es werde alles anders sein, wenn der Pass offen sei.
Plädoyer für vier Spuren
Georg Simmen (FDP) sagte, das Verkehrsproblem werde für Uri erst gelöst sein, wenn es vier statt zwei Spuren durch den Gotthard gebe. Der Alpenschutzartikel müsste entsprechend geändert werden, auch wenn dies egoistisch sei.
Sicherheitsdirektor Dimitri Moretti (SP) verteidigte den Probebetrieb über die Ostertage. Dieser sei zwar keine Superlösung, aber sie komme einem grossen Teil der Bevölkerung zugute. Für die Zeit nach der Passöffnung würden Lösungen gesucht. Möglich seien Dosierungen oder Massnahmen bei der Ausfahrt Göschenen. (sda)