Ferenbalm Bern: Der Biber als Baumeister
Bei der Renaturierung einer ehemals intensiv bewirtschafteten Ackerfläche bei Ferenbalm an der Westgrenze des Kantons Bern setzt Pro Natura auf einen in der Schweiz bisher einzigartigen Ansatz: Eine Biber-Familie soll das Gebiet in einen artenreichen Lebensraum umwandeln.
Der Biber baut und staut gerne. Damit folgt er einem Instinkt, denn mit seinen Bauarbeiten schafft er ideale Lebensbedingungen für seine Nahrungspflanzen und Voraussetzungen für seine Wohnbauten. Häufig genug steht dieses Unterfangen diametral zu den Interessen der Menschen. So auch den Interessen eines Bauern, der auf einem ehemaligen Auengebiet in Ferenbalm BE Mais anbaute und mit dem Nager in Konflikt kam, der sich dort vor zehn Jahren niedergelassen hatte und mit einigen Dämmen einen Bach staute und damit das Landwirtschaftsland überflutete. Der Landbesitzer verkaufte das drei Hektaren grosse Gebiet im Jahr 2012 an Pro Natura. Die Umweltorganisation beschloss, den Biber als Baumeister für eine Renaturierung einzusetzen. Wie es in einer Mitteilung heisst, funktioniert das in Deutschland «bestens». Dort sorge der Biber mit zahlreichen Dämmen gratis für Wasserrückhaltung. In der Schweiz allerdings sei dieser Ansatz bisher einzigartig.
Pro Natura machte sich ans Werk, um dem künftigen tierischen Landschaftsingenieur ein bisschen Starthilfe zu leisten. In einigen Zonen der angrenzenden Mühlematt wurden die Wiesen bewusst vernässt. Ausserdem pflanzte man mehrere hundert Weiden, um den Biber anzulocken.
Pro Natura schloss die Bauarbeiten des 1,7-Millionen-Projekts kürzlich ab, sodass der Weg für den tierischen Baumeister nun frei ist. Auf rund der Hälfte der Projektfläche soll er nun der hauptsächliche Landschaftsgestalter sein. «Mit ihrem Stauen und Graben werden die Tiere dafür sorgen, dass in der Mühlematt ein lebendiges und dynamisches Naturparadies entsteht, von dem andere Tiere wie etwa der Grasfrosch, der Teichrohrsänger oder die gebänderte Prachtlibelle profitieren werden», schreibt Pro Natura weiter.
Freie Bahn für Fische
Im Rahmen der baulichen Massnahmen auf dem ehemaligen Acker wurde auch die Bibere wieder passierbar gemacht. Das Stauwehr des Flüsschens wurde durch einen Beckenpass ersetzt. «Viel neu eingebautes Totholz macht das Gewässer zu einem strukturreichen Lebensraum, in dem Forellen, Groppen und andere Wasserlebewesen wieder ohne Hindernisse wandern können», heisst es im Communiqué dazu. (mt/pd)