ETH Zürich eröffnet neues Zentrum für künstliche Intelligenz
Die ETH Zürich eröffnet ein neues Forschungszentrum für künstliche Intelligenz. Das «ETH AI Center erhält die Unterstützung von 29 Professuren, ein eigenes Fellowship-Programm sowie eigene Räumlichkeiten.
Quelle: ETH Zürich / ETH AI Center
Das neu eröffnete «ETH AI Center» soll den Dialog mit Wirtschaft, Politik und Gesellschaft über eine innovative und vertrauensfördernde Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz intensivieren.
Künstliche Intelligenz (KI) sei eine wichtige Technologie für die Gesellschaft, wie die die ETH in einer Mitteilung vom Dienstag schreibt. Die Hochschule nennt als Beispiel die Gelbsucht, eine der meistverbeitesten Krankheiten bei Neugeborenen. Ohne Behandlung drohen Behinderungen mit lebenslangen Konsequenzen. Durch immer kürzere Spitalaufenthalte können Symptome auch erst dann auftreten, wenn die Eltern schon zu Hause sind.
ETH-Forschenden gelang es in diesem Zusammenhang mit Hilfe eines neuen KI-Modells eine App zu entwickeln, welche die Erkrankung eines Babys anhand von vier Indikatoren bereits 48 Stunden vor dem Auftreten erster Symptome vorhersagen kann. Die App wurde in enger Zusammenarbeit von KI-Forschern und Medizinern entwickelt, wie Julia Vogt, Professorin für Medizinische Datenwissenschaft, erklärt.
Intensivierung der KI-Forschung
Solche interdisziplinären Kooperationen sind aufgrund unterschiedlicher Denkmuster und fehlender gegenseitiger Fachkenntnisse eine grosse Herausforderung. Mit der Eröffnung des neuen «ETH AI Centers» schaffe die ETH Zürich nun Raum und Ressourcen, um die KI-Forschung in Grundlagen, Anwendungen und Auswirkungen zu intensivieren.
Das neue Zentrum soll zudem den Dialog mit Wirtschaft, Politik und Gesellschaft fördern, zu einem Inkubator für KI-Start-ups werden und in einem Open-Lab gemeinsame Forschungsprojekte mit internationalen Experten ermöglichen. In diesem Zusammenhang werde das Zentrum auch Teil des europäischen AI-Forschungsnetzwerks «ELLIS», wie die Hochschule weiter mitteilt.
Quelle: Nicola Pitaro / ETH Zürich
Andreas Krause (l.) ist Vorsitzender des neuen «ETH AI Centers», Alexander Ilic dessen erster Geschäftsführer.
Laborräume im Andreasturm
Das Zentrum habe bereits Räumlichkeiten im Hochschulquartier bezogen, später würden im Andreasturm in Oerlikon neue Büroflächen und Laborräume zur Verfügung stehen. Als Executive Director des neuen «ETH AI Centers» konnte PD Dr. Alexander Ilic gewonnen werden, der zuletzt als Unternehmer und Geschäftsführer von Magic Leap Schweiz gearbeitet hat.
Das neue Forschungszentrum setzt sich aus Kernmitgliedern, assoziierten Mitgliedern und den AI-Fellows zusammen. Zu den Kernmitgliedern gehören bereits zu Beginn über 29 Professoren aus sieben Departementen, die sich mit grundlegenden KI-Themen wie maschinellem Lernen oder Bild- und Sprachverstehen befassen. Diese würden auch die neuen Fellows des «ETH AI Centers» betreuen, also AI-Talente, die weltweit rekrutiert und mit einem Stipendium gefördert werden.
Auf diese Weise würden Experten ausgebildet, die in der Lage seien, interdisziplinäre KI-Projekte umzusetzen, wie Detlef Günther, Vizepräsident Forschung an der ETH Zürich, erklärt. Das KI-Zentrum werde zudem die Verbindung zu assoziierten Mitgliedern pflegen, die aus allen Departementen der ETH, von anderen Institutionen und aus der Privatwirtschaft kommen, um gemeinsame Forschungsprojekte umzusetzen.
Bessere Akzeptanz von Künstlicher Intelligenz
Die Forschenden des «ETH AI Centers» möchten Werkzeuge entwickeln, die Menschen in verschiedenen Bereichen dabei unterstützen, komplexe Aufgaben effizient zu lösen. Dabei ist es laut Andreas Krause, Professor am Institut für maschinelles Lernen und Vorsteher des «ETH AI Centers», essenziell, dass die angewendeten KI-Modelle zuverlässig funktionieren und ihre Ergebnisse robust, erklärbar und fair sind.
Zuverlässigkeit und Nachvollziehbarkeit seien für die KI-Forschung essenziell. Gerade in Forschungsgebieten wie Gesundheit, Mobilität, Architektur, Energie oder Klima, in denen die ETH Zürich bestens positioniert sei, würden vertrauenswürdige KI-Lösungen dabei helfen, die Akzeptanz der Technologien in der Bevölkerung zu erhöhen. «Eine breite Akzeptanz ist ein entscheidender Wettbewerbsvorteil», ist Krause überzeugt. (mgt/pb)