ESA und SOM entwerfen Mondstation zum Aufblasen
Wie überleben Astronauten unter den harschen Bedingungen, die auf dem Mond herrschen? Geht es nach Skidmore, Owings & Merril (SOM) und der ESA wohnen und arbeiten sie in einem aufblasbaren Habitat.
Unterstützung für das Projekt holten sie sich unter anderem beim ehemaligen Nasa-Astronauten Jeffrey Hoffmann, heute Professor am Massachusetts Institute of Technology. Er beriet das Designteam was die Bedürfnisse der Astronauten betrifft.
„Paradigmenwechsel in der Weltraumarchitektur“
„Unser Mondhabitat stellt
einen Paradigmenwechsel in der Weltraumarchitektur dar“, hält Daniel Inocente
fest, Designer bei SOM. Aus dieser internationalen, fachübergreifenden
Zusammenarbeit konnten laut Inocente neue Erkenntnisse gewonnen werden: „Die
Herausforderungen, mit denen uns das Projekt konfrontierte, haben uns Ideen für
neue Lösungsansätze geliefert und es uns dabei geholfen, uns eine Zukunft für die
Menschheit ausserhalb der Erde vorzustellen.“
Zudem könnte das Projekt den Weg für weitere solcher interdisziplinärer Aktivitäten in Europa ebnen, wenn man über künftige, nachhaltige menschliche Lebensraumkonzepte nachdenke, so ESA-Materialingenieur Advenit Makaya.
Quelle: ESA
Das Modell der Mondsiedlung an der Architekturbiennale in Venedig.
Zurzeit sind zwei grossformatige Modelle des Habitats an der Architekturbiennale in Venedig zu sehen, wo das Konzept für die Station auf dem Erdtrabanten unter dem Titel „Life Beyond Earth“ vorgestellt wird.
Die Basis für die entfernt an ein Ei erinnernden Bauten lieferte
das „Moon Village“, ein Vorschlag aus dem Jahr 2015 vom damaligen ESA-Generaldirektor
Jan Wörner zur Besiedlung des Mondes.
Schalenstruktur mit vier Stockwerken
Quelle: ESA
ESA-Astronaut Paolo Nespoli im aufblasbaren Modul, das derzeit an der Internationalen Weltraumstation angebracht ist und das die Idee zum aufblasbaren Modul für den Mond geliefert hat.
Ausgehend vom aufblasbaren Modul, das zurzeit an der Internationalen Raumstation befestigt ist, haben die Designer von SOM eine teils aufblasbare, vierstöckige Schalenstruktur entworfen, die einer vierköpfigen Besatzung während 300 Tagen ein komfortables Zuhause bieten soll. - Ist sie einmal auf der Mondoberfläche installiert oder vielmehr aufgeblasen, erreicht sie in etwa das Doppelte ihres ursprünglichen Innenvolumens. Errichten sollen die Struktur entweder Astronauten vor Ort oder ferngesteuerte Roboter.
Es sei viel Aufwand in die Lichtverhältnisse, in auf unterschiedliche Bedürfnisse ausrichtbare Funktionen und in einen hohen Raum zwischen Boden und Decke investiert worden, damit die künftige Besatzung mittels Haltegriffen und anderen einfachen Hilfsmitteln von den Vorteilen des leichteren Gewichts auf dem Mond profitieren könne, schreibt die ESA dazu.
Gebaut werden soll die Mondstation am Rand des Shackleton-Kraters, neben dem Südpol des Mondes. An diesem Standort wäre die Crew nicht den extremen Temperaturschwankungen der zweiwöchigen Mondtage und -nächte ausgesetzt. Zudem gibt es hier nahezu ununterbrochen Sonnenlicht für die Solarenergie, ständige Sicht auf die Erde und Zugang zu Wassereisvorkommen in den benachbarten, dauerhaft beschatteten Kratern. (mai)
Video zum Projekt der ESA.