Ein Drittel weniger Energie: SBB testen Erdwärme-Weichenheizung
Die SBB sind für den Winterbetrieb gerüstet: Doch ihre 7400 Weichenheizungen brauchen viel Gas und Strom. In Eschenbach LU testet die SBB nun eine Weiche, die mit Erdwärme beheizt wird. Dies könnte den Energieverbrauch um einen Drittel senken.
Quelle: © SBB CFF FFS
Der Zug RaBe523 der Stadtbahn Zug fährt entlang des Rotsees durch die Winterlandschaft.
Die neue Weichenheizung kostet 450'000 Franken und wird vom Bundesamt für Verkehr unterstützt. Enthalten sind darin sämtliche Projektkosten für zwei Jahre und insbesondere auch zahlreiche zusätzliche Sensoren, um die Wirkung der Anlage zu messen. Denn die Hoffnung, welche die SBB mit dem Projekt verbinden, ist gross. Daniel Föhn vom SBB-Kompetenzcenter Weichenheizung sprach am Montag vor den Medien in Zürich von einem möglichen Quantensprung – rund 30 Prozent der Energie könnten allenfalls eingespart werden.
Die Heizung funktioniert wie in einem Einfamilienhaus über eine Erdsonde mit Wärmepumpe. Neuartig ist am System gemäss SBB-Fachspezialist Energieeffizienz Matthias Rücker, dass die Wärme durch Wasserleitungen an den Schienen geführt wird. Noch seien die Kosten für derartige Systeme aber hoch und nicht konkurrenzfähig, sagte Rücker. Doch erwartet er, dass sich dies in den kommenden Jahren ändern wird. Die ersten Erfahrungen nach ein paar Tagen mit tiefen Temperaturen bezeichnete er als positiv.
Drei Millionen Franken Heizkosten
Auf dem SBB-Netz gibt es 15'000 Weichen. Rund die Hälfte davon ist mit Heizungen ausgestattet, damit sie im Winter nicht vereisen oder zugeschneit werden. Ausgerüstet sind gemäss SBB alle Weichen auf den Hauptgleisen, die für den täglichen Fahrbetrieb wichtig sind.
38 Prozent der Weichenheizungen werden mit Gas betrieben, 62 Prozent elektrisch. In einem durchschnittlichen Winter kostet der Energieverbrauch von 60 bis 70 Gigawattstunden die SBB rund 3 Millionen Franken.
6,7 Gigawattstunden, was laut SBB dem Energieverbrauch von 1500 Schweizer Haushalten entspricht, haben die Verantwortlichen bereits einsparen können. Unter anderem dank Temperaturfühlern an den Weichen wurden die Heizzeiten verringert. Weitere Optimierungen würden geprüft – es soll nur "zum richtigen Zeitpunkt" geheizt werden, sagte Rücker.
Trotz Verspätungen: Fahrplan im Takt
Nicht nur wegen den Weichenheizungen sehen sich die SBB für die kalte Jahreszeit gerüstet. So ist der Bereitschaftsdienst des Schneeteams längst erstellt – von Mitte Oktober bis Mitte April stehen jeweils landesweit 360 Mitarbeitende abrufbereit, um unter anderem Perrons von Schnee und Züge von Eis zu befreien.
Winterliche Verhältnisse könnten trotz aller Vorbereitung zu gewissen Verspätungen führen, hielt Daniel Föhn fest. So fahren die Züge teilweise langsamer, damit sich keine Eisklumpen von den Fahrzeugen lösen und dann allenfalls zu Beschädigungen führen. Zudem dauert an heftigen Schneefalltagen, an denen zahlreiche Personen ihr Auto in der Garage stehen lassen und damit an den Bahnhöfen mehr Pendler ein- und aussteigen, der Halt etwas länger. Doch insgesamt hätten die SBB den Winter im Griff, sagte Föhn. Wegen der Kälte "fällt der Fahrplan nicht aus dem Takt". Dies zeige auch ein Blick in die Statistik: Die Pünktlichkeit sei im Durchschnitt im Sommer und im Winter gleich hoch. (sda)