Das Potenzial der Gletscherschmelze für die Wasserkraft
Tauende Gletscher haben grosses Wasserkraftpotenzial. Gleichzeitig muss in den Gebieten, in denen sich das Eis zurückzieht und in denen neue Anlagen zu stehen kommen könnten, der Natur- und Landschaftsschutz gewährleistet bleiben, was das Potenzial wiederum einschränkt. Dies zeigt Bericht des Bundes.
Quelle: Terra3, eigenes Werk, CC BY-SA 3.0
Der Triftsee beim Triftglestscher: Er entstand ab 2002 im Zuge der Gletscherschmelze. Die Aufnahme stammt von 2007. Terra3, eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 Triftsee 2425_Triftsee
Trifft ein, wovon in verschiedene Modellen ausgegangen wird, werden die Gletscher bis im Jahr 2100 rund 60 bis 90 Prozent ihres Eisvolumens verloren haben. Damit werden Flächen frei, die auch für die Erstellung von Speicherkraftwerken in Frage kommen könnten.
Die vom Bund Auftrag gegebene «Analyse des Wasserkraftpotenzials der Gletscherschmelze» zeigt das Potenzial von Wasserkraftprojekten in periglazialen oder vielmehr vom schwindenden Eis betroffenen Gebieten, die bis 2050 realisiert werden könnten: Sie brächten eine zusätzliche Jahresproduktion von rund 1470 Gigawattstunden (GWh), davon stammten 1130 GWh aus Neuanlagen und 340 GWh aus Ausbauten. Für die steuerbare Winterproduktion – respektive Speicherkapazität - läge das Ausbaupotenzial gemäss dem Papier bei 2430 GWh pro Jahr, davon kämen rund 1300 GWh von Ausbauten bestehender Speicher und 1130 GWh produzierten Neuanlagen. Zum Vergleich: Ausserhalb der periglazialen Gebiete liegt das Potenzial an Speicherzubau gemäss der Analyse nur bei rund 860 GWh pro Jahr. Laut den Autoren verdeutlicht dies die theoretische zukünftige Bedeutung jener Regionen für den Ausbau der inländischen Wasserkraftproduktion .
Nach 2050 dürften weitere, für die Wasserkraftnutzung geeignete Gebiete eisfrei werden. Aufgrund des langen Zeithorizontes gebe es dazu jedoch noch keine Projektierungen und es könne kein Potenzial angegeben werden, heisst es dazu in der Medienmitteiung des Bundesamts für Energie (BFE).
Periglaziale Gebiete sind aber nicht im Zusammenhang mit der Nutzung der Wasserkraft wichtig, sondern auch als Gewässer- und Lebensräume oder als schützenswerte Landschaften. Gleichzeitig müssen auch die Anforderungen der Trinkwasserversorgung und des Bergtourismus berücksichtigt werden. All dies kann das Wasserkraftpotenzial einschränken. Umso mehr spielten die Qualität der Wasserkraftprojekte und deren Ersatzmassnahmen eine wichtige Rolle, schreibt das BFE dazu.
Rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen
Ob ein Kraftwerk realisiert werden kann, hängt zudem auch noch von übergeordneten Rahmenbedingungen ab. Auch das zeigt das Papier. So könnten gemäss dem Bericht insbesondere die zahlreichen anstehenden Konzessionserneuerungen ein Hemmnis darstellen. Denn gegen Ende der Konzession würden kaum Erneuerungen und Erweiterungen realisiert, solange die Bedingungen für den Restwert der Investitionen bei einem Heimfall an das Gemeinwesen nicht abschliessend verhandelt seien, schreibt das BFE. Zudem könnte auch eine mangelnde Wirtschaftlichkeit von Speicherprojekten könnte das Ausbaupotenzial einschränken. Mit neuen Förderinstrumenten des Bundesgesetzes über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien - das heisst Projektierungsbeiträge und gleitende Marktprämie – will der Bund dies verhindern. (mai/mgt)
Das PDF der Analyse hier downloaden: www.newsd.admin.ch