Comic-Tipp: Durchs Hochhaus scrollen und in fremde Wohnungen blicken
Für das leicht voyeuristische Vergnügen, in fremde Wohnungen und das Leben ihrer Bewohner zu blicken, gibt es eine Webadresse: www.das-hochhaus.de. Comiczeichnerin Katharina Greve hat hier mit viel trockenem Humor das Innenleben eines Hochhauses portärtiert.
Quelle: das-hochhaus.de, Screenshot.
Alltag im Wohnhochhaus: „Nein, die Wohnungsbesichtigung ist im achten“, heisst es im fünften Stock, wo eine Interessentin klingelt. „Ah danke. Schöne Tapete! Wollen sie nicht zufällig auch ausziehen?“ Derweil stauen sich in der achten Etage mögliche Mieter. Die zerrissenen Tapeten, verkritzelten und dreckigen Wände wirken wenig einladend. „So sieht es also aus, wenn ein Makler von einer ‚Wohnung mit Potenzial‘ spricht“, stellt eine Besucherin fest. Zur selben Zeit haben die Bewohnerinnen einer WG gerade eine Absage erhalten, weil ihre Wohnung im 13. Stock liegt. „Diese Amis sind so krass abergläubisch, wenn sie Sternzeichen Fische sind“, ärgert sich die eine.
Solche winzigen Geschichten erzählt der Webcomic auf www.das-hochhaus.de. Die deutsche Comiczeichnerin und ausgebildete Architektin Katharina Greve hat hier die Wohnungen und die Bewohner eines Hochhauses mit 102 Etagen verewigt, durch die man sich scrollen kann. Sie startete mit dem Bau am 29. September 2015. Danach wuchs der Turm jede Woche um ein Stockwerk – bis er schliesslich am 5. September 2017 mit dem Dachgeschoss fertig gebaut war.
Die beinahe technisch anmutenden Zeichnungen laden zum Verweilen und die Minidramen oder -komödien laden zum Schmökern ein. Sie decken alle möglichen Themen ab, seien es Eheprobleme, Ärger mit den Eltern, Mordgelüste oder Flüchtlingskrise. Wer lieber analog auf Entdeckungstour gehen möchte kann dies seit Kurzem auch: Unlängst ist Wolkenkratzercomic auch als Buch erschienen. - Greve hat für ihre Erzählung übrigens den Max-und-Moritz-Preis erhalten, er gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen für grafische Literatur im deutschsprachigen Raum. (mai)
Das Hochhaus, Katharina Greve
Avant-Verlag
56 Seiten, ISBN 978-3-945034-71-2
29 Franken 90