Buchtipp: Die Stadt im Detail
ArchitekturhistorikerVittorio Magnago Lampugnani geht ins Detail.Im Band «Bedeutsame Belanglosigkeiten – Kleine Dinge im Stadtraum» rollt er die Geschichte von Miniarchitekturen und Stadtmobiliar auf, und zeigt, wie Details wie etwaPoller,Kiosk- und Telefonhäuschen bis hin zur Tramhaltestelle ein Stadtbild prägen.
Quelle: Baugeschichtliches Archiv ETH, Creative commons BY SA 4.0
Das Bellevue in den 50er-Jahren.
«Mis Dach isch der Himmel vo Züri, und s Bellevue s Bett woni pfuus», sang Volksschauspieler Zarli Cariget als Clochard im Musical «Eusi chlii Stadt» 1959. «Und ganz Züri, ganz Züri mis Huus.» Bis heute hat sich das Gesicht der Tramhaltestelle mit dem Pavillon in der Mitte und dem seeseitigen Toilettengebäude wenig verändert. Lediglich die Wartehalle, in der einst im Winter neben Passanten auch Obdachlose vor der Kälte Zuflucht suchten, ist zur Espressobar geworden.
Die Bauten mit den weit auskragenden Dächern, den grosszügigen Rundungen und den schlanken Pilzstützen aus der Feder von Stadtbaumeister Hermann Herter und Ingenieur Fritz Stüssi waren, als sie errichtet wurden, ganz auf der Höhe der Zeit. Architekturhistoriker Vittorio Magnago Lampugnani beschreibt das Bellevuein seinem kürzlich erschienen Band «Bedeutsame Belanglosigkeiten – Kleine Dinge im Stadtraum» als «elegante Metapher des Knotenpunkts des Zürcher Verkehrs». In dem Buch rollt er die Geschichte verschiedensten Stadtmobiliars und Miniarchitekturen auf.
Abfalleimer und Poller
Infrastrukturen wie die Tramstation am Bellevue gehören jedoch zu den grösseren «Möbelstücken». Denn Lampugnani lenkt das Augenmerk vor allem auf selten Beachtetes: zum Beispiel auf Poller, Abfalleimer, Kioskhäuschen, Ampeln und Asphalt oder Pflästerung. Er zeigt auf, wie stark solche Details ein Stadtbild prägen und wie sehr sie mit der Entwicklung des jeweiligen Ortes verbunden sein können. Bekannte Beispiele hierfür sinddie Jugendstil-Metroeingänge in Paris oder die Ostberliner Ampelmännchen, die im Gegensatz zu jenen im Westen der Stadt einen Hut tragen.
Auch der Strassenbelag hat ein eigenes Kapitel erhalten: Im England und Frankreich des späten 19. Jahrhunderts sollten mit Holz gepflasterte Strassen helfen, dass der Grund den Urin der Pferde aufsaugt. Bald machte das Öl der aufkommenden Autos die Verkehrswege glitschig – Asphalt ersetzte das Holz. Weil London in der Folge zu einem Flickwerk aus Strassenbelägen geworden war, wurde es je nach Fahrzeug wichtig, um die Beschaffenheit des Fahrwegs zu wissen. Solche Informationen lieferte eine spezielle Karte: die «Bartholomew’s Road Surface Map of London & Neighbourhood».
Geschichten wie diese sind nur eine von vielen Anekdoten des ebenso unterhaltsamen wie informativen Bandes, der einen nicht alltäglichen Blick auf Alltägliches ermöglicht.
«Bedeutsame Belanglosigkeiten – Kleine Dinge im Stadtraum»;
Vittorio Magnago Lampugnani; Wagenbach-Verlag; 192 Seiten;
broschiert; ISBN 978-3-8031-3687-9; 45 Franken 90
Bescherung will geplant sein
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