Buchtipp: "Baubezogene Kunst. DDR": Fröhliche Arbeiter und die Verheissungen der Zukunft
Trotz der Spuren, die Warlords und Gotteskrieger in Kabul hinterlassen haben, gibt es in der afghanischen Haupstadt architektonische Schätze zu entdecken. Davon und vom Engagement der Bewohner für eine lebenswerte Stadt erzählt ein spannender Architekturführer.
Als Wohnstadt für das Eisenhüttenkombinat Ost (EKO) in den 50er-Jahren erbaut, gilt Eisenhüttenstadt als erste sozialistische Planstadt der DDR. Die an der Oder und an der polnischen Grenze gelegene Stadt ist der Geburtstort des Fotografen und Architekten Martin Maleschka, der hier in seiner Kindheit sein Ineresse für Bauwerke mit Fresken, Mosaiken und Reliefs entdeckte. «Auf meinem täglichen Weg zum Kindergarten (den es heute nicht mehr gibt) kam ich über den Hof an einer gemauerten Wand mit einer Fliesenmalerei von Sepp Wormser vorbei: Traditionelles Handwerk in Schönfliess», schreibt er im Vorwort zu seinem Führer «Baubezogene Kunst. DDR», der kürzlich erschienen ist. «Im Kindergarten gegenüber warteten die nächsten künstlerischen Arbeiten auf mich, mit Darstellungen von fröhlichen Tieren und glücklichen Kindern.» Der Wohnkomplex, in dem Maleschka seine Kindheit verbracht hat, ist inzwischen abgerissen worden. «Man ahnt nicht, wie viel Kunst es trotz massiver Sanierungs-, Abriss- und sonstiger Abrissmassnahmen immer noch zu entdecken gibt», erzählt Maleschka im Interview mit der Architektur-Newsplattform baunetz.de.
Maleschka hält seit über 15 Jahren mit der Kamera die Kunstwerke an DDR-Bauten fest. Daraus ist ein farbenprächtiger Band entstanden, der zeigt, dass die Werke an den Hauswänden zwar politische Inhalte transportieren, aber dass man sie nicht «nur» unter dem Gesichtspunkt der Propaganda zu betrachten braucht. So spiegeln sie wie vergleichbare Werke im Westen auch die Ästhetik ihrer Zeit. Daneben faszinieren sie oft auf eigenartige Weise. Dies gilt für 200-Quadratmeter-Wandbild «Die friedliche Nutzung der Kernenergie» (Bild), das Werner Petzold für das Hauptgebäude der Sowjetisch-Deutschen Aktiengesellschaft Wismut geschaffen hatte. Nach der Schliessung des Bergbaubetriebs Paitzdorf im Jahr 1990 lagerte man es ein. Schliesslich wurde es restauriert und 2009 wieder aufgestellt. Die heroisch anmutenden Arbeiter polarisierten. Nicht nur weil sie von der Urangewinnung erzählen – die DDR war wichtiger Uranzulieferer für die UdSSR, die im atomaren Wettrüsten mit den USA stand. Sondern auch, weil die Bergleute, die das Material zutage förderten unter der massiven Radonbelastung litten. Viele von ihnen sind an den Folgen gestorben.