Bier brauen mit Wärme aus Eisenpulver
Fürs Bierbrauen braucht es Wärme. Die Brauerei Bavaria im niederländischen Kerkdijk bezieht sie aus einem mit Eisenpulver bezieht diese aus einem mit Eisenpulver beheizten Kessel. Der dabei entstehende Rost lässt sich wieder in Eisen umwandeln und erneut zum Heizen nutzen. Bei dem Kreisprozess entstehen keine Abgase und auch kein CO2.
Entwickelt worden ist die Anlage von der TU Eindhoven und gemäss eigenen Angaben weltweit einzigartig. Und sie soll nicht die einzige bleiben, wie die Forscher versichern. Eine Ein-Megawatt-Anlage ist bereits in der Planung, und eine zehnmal grössere soll bis 2024 folgen. - Eisenpulver lässt sich leicht transportieren, es muss allerdings von Luft ferngehalten werden. Die feinen Körnchen verwandeln sich in Rost, sobald sie mit Sauerstoff in Berührung geraten. Und dabei entstehen wiederum hohe Temperaturen.
15 Millionen Gläser Bier
Kraftwerke und wärmeintensive Industrien verursachen
zusammen 40 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Um die Klimaziele zu
erreichen, bedürfte es einer drastischen Senkung solcher Luftverschmutzungen. Bis anhin
gab es für diesen Bereich nur wenige CO2-freie und skalierbare Alternativen. Zudem
kann durch Sonne oder Wind erzeugte Energie in diesen Branchen nicht immer
genutzt werden, weil Zeitpunkt und Ort der Erzeugung nicht ihrem Energiebedarf
entsprechen.
Geht es nach den Wissenschaftlern der TU Eindhoven, könnte Eisenstaub als Brennstoff eine Lösung sein: Die Eisenheizung in der Bavaria-Brauerei erzeugt pro Jahr Wärme für die Herstellung von 15 Millionen Gläsern Bier.
Solar- oder Windenergie trotzdem nötig?
„Das Schöne an diesem Brennstoff ist, dass sich die darin
gespeicherte Energie jederzeit freisetzen lässt, im Gegensatz zu
wetterabhängigen Energieträgern“, sagt Philip de Goey, Verbrennungstechnologe
an der TU Eindhoven. Eisen verlöre die darin gespeicherte Energie auch über
längere Zeit nicht. „Unser Ziel ist es, die ersten Kohlekraftwerke bis 2030 in
nachhaltige Eisenkraftwerke umzuwandeln“, so Studentin Chan Botter, die
ebenfalls an dem Projekt mitgearbeitet hat. Die Rückverwandlung von Rost in
Eisenbrennstoff sei aber noch nicht gelöst. Rost lasse sich zum Beispiel mit
Wasserstoff in Eisen rückverwandeln.
Für die Herstellung von Wasserstoff braucht es allerdings wiederum Energie, und diese müsste ohne CO2-Emissionen auskommen. Zum Beispiel mit Solar- und Windstrom. (mai/mgt)